«Bitte mehr davon!», so lautete mein Fazit zum Indie-Überraschungshit «Dungeons of Dreadrock», das einen wunderbaren Spielesog kreierte und mir während 100 knackigen Minilevels die pure Spielelust bescherte. Der subtile Aufruf scheint beim Spieleentwickler Christoph Minnameier angekommen zu sein, denn die Fortsetzung ist da, bietet wieder feinste Pixel-Kunst und Wusel-Rätsel, die das Hirn manchmal zum Kochen bringen.
Im zweiten Teil steuern wir jetzt eine Zauberin, der wir schon im Erstling kurz über den Weg gelaufen sind und nun die Geschichte parallel aus ihrer Sichtweise erzählt. Dieses Mal dürfen wir auch auf unserer Reise in die Dunkelheit hie und da Entscheidungen treffen, die uns sogar zu anderen Enden führen können.
Aber viel mehr wollen wir zur Hintergrundgeschichte auch gar nicht verraten, weil sie während des Spiels immer mehr zu einem wichtigen Antriebsmotor wird und am besten nüchtern mit so wenig Vorwissen wie möglich konsumiert werden sollte.
So machen wir uns denn wieder auf den Weg durch neue Levels, um immer tiefer in eine fremde und dennoch uns wohlvertraute Welt hinabzutauchen. Das Spielprinzip bleibt sich über weite Strecken treu: In einer kleinen, begrenzten Arena muss der Ausgang erreicht werden, um ins nächste Verlies vorzudringen. Der Weg zum Ausgang ist jedoch immer mit Fallen, Gegnern oder anderen Hindernissen versehen, die es erst gilt aus dem Weg zu räumen.
Während wir Ungeheuer mit unserem Zauberstab simpel aus dem Weg hauen und gefundene Schlüssel einfach ins nächste Schloss stecken können, wartet auf uns aber auch die eine oder andere Knacknuss. Da kann es dann schon mal passieren, dass wir eine längere Denkpause einlegen und um die Ecke sprich über mehrere Etagen sinnieren müssen, damit wir endlich die Lösung finden.
Das Spiel ist zwar nie unfair, aber einige Aufgaben und Herausforderungen können dann schon mal den Kollege Frust aufwecken, weil die Lösung einfach nicht ersichtlich wird und langes Überlegen dazu gehört. Gottlob kann man sich auch jederzeit auf Knopfdruck diverse Tipps holen, die einem so zum Levelausgang begleiten und uns genau verraten, was zu tun ist.
Audiovisuell zeigt sich «Dungeons of Dreadrock 2» von seiner allerschönsten Seite. Die putzige Pixel-Optik ist einfach immer noch zum Verlieben schön und man kann sich daran gar nicht satt sehen. Egal wie simpel ein Level architektonisch daherkommt, es gibt viele kleine Details zu entdecken, die allesamt mit viel Liebe platziert wurden.
Wir treffen zwar immer mal wieder auf altbekannte Monster, dürfen aber auch die Bekanntheit mit zahlreichen neuen Kreaturen machen, die uns das Leben unter Tage schwer machen wollen. Wir erleben herzige Zwischensequenzen, lesen Manuskripte und tauchen tiefer in die Materie und die mysteriöse Hintergrundgeschichte dieses ominösen Ortes ein.
Begleitet werden wir dazu stets von einem wunderschönen Soundtrack, der gekonnt minimalistisch im Hintergrund dudelt und dann wieder im richtigen Moment in den Vordergrund springt.
Auch wenn sich der zweite Teil in Sachen Spielmechanik und Optik intensiv am Erstling orientiert, schafft es die Fortsetzung, dass sie auf eigenen Beinen stehen kann. Ein Grund dafür ist die putzige Zauberin, die wir begleiten dürfen. Auch wenn sie auf den ersten Blick mit den üblichen Stereotypen übergossen wurde, entwickelt sie ein Eigenleben, das uns immer wieder überrascht und der parallel stattfindenden Geschichte zum ersten Teil eine ordentliche Portion Substanz verleiht.
Zusätzlich werden wir in vielen Levels stets mit einer spielerischen Portion Überraschung gesegnet. Wenn man denkt, man hat die Software-Architektur durchschaut, wird wieder etwas Neues präsentiert, das uns zeigt, wie viel Entwickler-Kreativität in dieser Fortsetzung schlummert. Da wird schlicht und einfach alles mit offenen Armen in Empfang genommen und die Vorfreude auf ein neues Level bleibt lange aufrecht.
Fazit: «Dungeons of Dreadrock 2» hat mich sofort wieder gepackt und in die herzige Pixel-Welt geworfen, der ich erneut für ein paar Stunden komplett verfallen war. Die Hintergrundgeschichte sorgt für die nötige Neugierde und dank der audiovisuellen Machart werden hier sowieso alle Puristen eine Träne der Freude unterdrücken.
Auch wenn ich bei manchen Rätseln sehr lange überlegen und immer wieder eine neue Strategie ausprobieren musste, blieb der Spielflow konstant. Das erhabene Gefühl einen knackigen Level endlich gemeistert zu haben, ist auch in der Fortsetzung unbezahlbar.
Und da Teil 2 nun offiziell als Mittelteil einer Trilogie angekündigt wurde, bleiben folgende Worte zwar obsolet, fassen diese fantastische Pixel-Reise aber immer noch bestens zusammen: Bitte mehr davon!
«Dungeons of Dreadrock 2: The Dead King’s Secret» ist ab dem 28 November erhältlich für Nintendo Switch. Die Steam-Version erscheint am 5. Dezember. Freigegeben ab 7 Jahren.