Bevor es persönlich wird, eine Warnung: Offline-Ferien sind nichts für Beckenrandschwimmer.
Das fanden wir letzten Sommer bei einer Auszeit im Tessin heraus. Und wollten es nun erneut versuchen.
Damaliges Fazit: Die mitgereisten Mädchen im Teenager-Alter hatten keine Entzugserscheinungen und überstanden die Smartphone-, PC- und TV-freie Zeit problemlos. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil keine Mobilgeräte verfügbar waren. Hingegen gab es bei den Eltern «Ausrutscher», wie im Reisebericht 2019 nachzulesen ist.
2020 mussten wollten es die Erwachsenen besser machen. Wie das geklappt hast, erfährst du im Folgenden.
Spoiler: Corona-bedingt mussten wir die Digital-Detox-Regeln anpassen. Wer die Berichterstattung bei watson mitverfolgt, dürfte ahnen, worauf wir in der Seilbahn im Tessin nicht verzichten konnten. 😌 Der Beitrag kann zudem Blutspuren und (absolut unbezahltes) «Product Placement» enthalten, was unsere Survival-Ausrüstung für die Ferien in der «Wildnis» betraf. Anmerken möchte ich auch noch, dass es sich um eine private Reise handelte, die wir selber finanziert haben.
Von unseren letzten Offline-Ferien wussten wir Männer, dass wir das schwache Geschlecht sind, und dass nur ein «totes» Smartphone ein gutes Smartphone ist. Unser Ziel:
Dann kam Corona. Und wir hatten die perfekte Entschuldigung, die Smartphones immer mitzuführen und sie statt in den Rucksack in die Beintasche zu stecken. Resultat:
Es geschah im hintersten «Krachen» im Val Bavona. San Carlo ist ein verschlafenes kleines Nest, und der einzige Weiler im ganzen Tal, der mit Elektrizität erschlossen ist. Zu verdanken haben das die Rusticobesitzer einer Stromleitung, die vom Lago di Robièi (1940 M.ü.M.), herunterführt.
Wer bequem hinauf will zum Wasserkraftwerk und der wunderschönen Bergkulisse mit dem Basòdino-Gletscher, braucht Nerven so dick wie die Drahtseile der Seilbahn.
Schutzmasken sind auf der Luftseilbahn San Carlo-Robiei für alle Passagiere obligatorisch. Dass wir tatsächlich froh um sie sein würden, ahnten wir an dem Morgen beim Kassenhäuschen nicht. Lange schien es, als wollten nur wenige Fremde mit hoch ins Gebirge. Dann, kurz vor Abfahrt, hielt direkt bei der Seilbahnstation ein Postauto. Und das maximal zulässige Corona-Kontingent von 80 Passagieren wurde ausgeschöpft. Oder zumindest fühlte es sich so an.
Nie kam mir eine Seilbahnfahrt länger vor! Obwohl alle Kabinenfenster offen standen, zuckte ich bei jedem Nieser und Husten innerlich zusammen. Schwacher Trost: Das Martyrium muss über 15 Minuten gedauert haben, so dass wir zumindest hoffen konnten, im Falle eines infizierten Passagiers später von der SwissCovid-App gewarnt zu werden.
Hinten am Auto der befreundeten Familie, die uns begleitete, müsste eigentlich folgender Spruch stehen:
Wobei ein entsprechender «Warnhinweis» auch auf den Rucksäcken der überzeugten Tierschützer prangen sollte: Da ich beim Marschieren Wandern den militärischen Stil bevorzuge (gestoppt wird nur für Pippipausen, wenn überhaupt), wurde meine Geduld öfters auf die Probe gestellt.
Auf jeder grösseren Wanderung sollte man meiner Meinung nach ein Fernglas dabei haben. In Offline-Ferien wird ein solches Teil endgültig zum unverzichtbaren Gadget.
Vom letzten Jahr wussten wir:
PS: Wir haben natürlich auch noch in ganz andere Gläser geschaut, wie man sich denken kann...
Unsere Offline-Ferien 2020 standen im Zeichen der Survival-Fähigkeiten. Mit Fokus aufs Feuermachen.
Glücklicherweise spielte Petrus mit und wir konnten, als der Kanton Tessin noch kein Feuerverbot verhängt hatte, nach Herzenslust experimentieren.
Holzschnitzen gehört zum Entspannendsten, was man bei hochsommerlicher Hitze und an wanderfreien Ruhetagen draussen tun kann. In manchen Menschen steckt ein Kunsthandwerker, in anderen (wie mir) ein Grobmotoriker. Das findet man am besten durch Ausprobieren heraus.
Neben dem Lesen von Büchern gehörte das Schnitzen dieses Jahr zu unseren beliebtesten Tätigkeiten, wenn wir uns nicht gerade durchs Unterholz kämpften.
Ich würde an dieser Stelle gerne ein Foto mit dem «Trinkschuh» zeigen, den ich gegenüber meinen Mitschnitzerinnen und dem Mitschnitzer lauthals angekündigt hatte. Jedoch scheiterte mein Vorhaben am (zu) harten Ahornholz.
Fazit: Es lohnt sich, ein Profi-Set mit speziellen Schnitzwerkzeugen mitzunehmen. Wobei sich dies nicht unbedingt positiv auf den Vorrat an Heftpflastern auswirkt...
Unsere Offline-Ferien 2020 waren ein Scheitern mit Ansage. Zumindest für die zwei männlichen Erwachsenen.
Die positiven Effekte einer längeren Auszeit von Elektronikgeräten und Internet konnten wir einmal mehr bei der «Jungmannschaft» beobachten. Auch die etwas älteren Damen hatten ab Tag 1 keinerlei Entzugserscheinungen, aber dafür viel Zeit, um zu lesen und sich auszutauschen.
Für zukünftige Digital-Detox-Vorhaben spiele ich mit dem Gedanken, nur eine Smartwatch mitzunehmen (eine Apple Watch mit Telefonfunktion), samt Powerbank. Das wäre dann allerdings wiederum ein fauler Kompromiss, weil man die moderne Technik am Handgelenk nicht wirklich ausblenden kann. Das Handy kann man zumindest zeitweise vergessen, wenn man es in der Beintasche (im Flugmodus) hat.
Die Kameras moderner Smartphones sind inzwischen dermassen gut, dass separate Digitalkameras einen schweren Stand haben. Zumindest gilt dies für Videoaufnahmen, die mit dem iPhone nahezu perfekt gelingen. Aber vielleicht lohnt sich doch der Kauf einer digitalen Spiegelreflex (DSLR). Das wäre dann noch ein Gegenstand mehr für den Rucksack...
Mein persönliches Fazit:
Es bestätigte sich, was wir schon von unseren letzten Offline-Ferien gewusst hatten: Wenn man Mobilgeräte dabei hat, werden sie früher oder später für alles Mögliche verwendet. Das erscheint in Corona-Zeiten als unlösbares Dilemma. Zum einen sollte die SwissCovid-App aktiviert sein, wenn man den ÖV nutzt oder im Grotto einkehrt, zum andern möchte man jederzeit erreichbar sein für die Angehörigen.
2020: Kein gutes Jahr für Digital Detox.
NOPE... Genau deshalb macht man ja Urlaub ;-)
... und vor Corona habe ich zwar nicht weniger geraucht, aber irgendwas muss ja schuld sein!
😅