eSports in der Schweiz – diese Fakten sollten auch Game-Muffel kennen
Das Wichtigste in Kürze
Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben die laut ihren Angaben erste repräsentative Studie zu eSports in der Schweiz durchgeführt (siehe Box am Artikelende). Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Bei aktuell 8,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern in der Schweiz seien es 42'500 Personen, die «aktiv eSports betreiben und damit Geld verdienen» – wobei wir natürlich nicht wissen, wie viel ...
- Mehr als ein Viertel der der Bevölkerung (27,6 Prozent) halte eSports inzwischen tatsächlich für Sport.
- Die wöchentliche Spieldauer von Gamern und eSportlern betrage durchschnittlich rund 11 Stunden.
- Diejenigen, die sich – als Spieler oder Zuschauer – «aktiv» mit eSports beschäftigen, schauen sich wöchentlich Inhalte im TV oder auf Streamingplattformen wie YouTube oder Twitch an.
- Vor allem das Fussball-Spiel «FIFA» könne als Bindeglied zwischen Gamern und eSportlern gesehen werden. Es sei das beliebteste Spiel in der Schweiz.
- «FIFA 19» ist das Spiel, welches in der Schweiz am meisten gespielt wird (38,2 Prozent). «Call of Duty: Black Ops IV» (30,1 Prozent) und «Minecraft» (24,8 Prozent) folgen auf den Plätzen 2 und 3.
- Bei «Fortnite», einem der derzeit populärsten Games weltweit, sei ein veränderter Konsum zu beobachten: Nicht mehr das Spielen stehe im Fokus, sondern das Zuschauen. Auch «FIFA 19» sei äusserst beliebt.
- Der FC Basel (FCB) sei die Organisation, die in der Schweiz am häufigsten mit dem Begriff eSports assoziiert werde.
- Gamer und eSportler geben durchschnittlich 1270 Franken pro Jahr für Equipment aus, also für Hardware, Software und Zubehör.
- Mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung spiele mindestens einmal wöchentlich Videospiele, mehr als jeder zehnte sogar täglich.
- Für Videospiele sei das Smartphone die beliebteste Plattform, während eSports-Formate mehrheitlich am PC oder Laptop gespielt werden.
Warum wurde die Studie durchgeführt?
Das Thema eSports sorge zurzeit weltweit aus verschiedenen Gründen für Aufsehen, schreiben die Verfasser:
Kurz und bündig: Es geht um viel Geld. Grosse Schweizer Unternehmen versuchen sich über Sponsoring ihr Stück vom Kuchen zu sichern, und die grössten globalen Player liefern sich einen Wettstreit um die lukrativste Plattform:
- Android-Herausgeber Google hat im Frühjahr die Streaming-Plattform «Stadia» vorgestellt. Damit sollen Games auf verschiedensten Geräten verfügbar sein – ohne vorangehende langwierige Downloads.
- Apple hat einen eigenen Spiele-Abonnement-Dienst angekündigt, der im Herbst starten soll. Zu einem noch unbekannten Preis.
Was denn nun: Ist eSports Sport oder nicht?
Wie die Bevölkerung, ist sich auch die Wissenschaft uneins. Das stundenlange Hocken Sitzen vor dem Bildschirm ist sicher ungesund, wie auch das allzu lange Starren auf den Bildschirm. Aber: Wer eSports-Wettkämpfe bestreite, mache bis zu 300 Bewegungen pro Minute, der Stressfaktor lasse sich mit dem beim Elfmeterschiessen in einem Champions-League-Finale vergleichen und die Herzfrequenz von 140 bis 150 Schlägen pro Minute hätten auch Rallyefahrer.
Des Weiteren, wird ein Professor von der deutschen Sporthochschule zitiert, kämen die technischen und taktischen Fähigkeiten noch hinzu. Die Frage werde «wohl weiter die Wissenschaft beschäftigen – und nicht nur diese».
Die Frage, ob eSports ein Sport sei, bewege im Moment auch die Politik, schreibt die Nachrichtenagentur SDA. So habe das Bundesamt für Sport (Baspo) kürzlich einen Bericht verfasst, in dem es feststellt, dass es sich bei eSports nicht um eine Sportart im traditionellen Sinn handle. eSports sei nicht mit herkömmlichen Sportarten vergleichbar, weil keine Primärerfahrungen in direktem Kontakt mit Mitmenschen und der Umwelt möglich seien. Zudem würden die oft von Gewalt geprägten E-Sport-Games die Anforderungen an den Kinder- und Jugendschutz nicht erfüllen, schreibt das Baspo.
«Mit eSports ist das Spielen von Computerspielen in speziellen Wettkämpfen entweder alleine oder als Team gemeint. Dabei treffen sich die Spieler/Spielerinnen entweder bei eSports-Veranstaltungen oder spielen über das Internet gegeneinander».
(dsc/sda)
