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Ermittler schalten weltgrössten Geldwäsche-Dienst «ChipMixer» aus

Die im Rahmen einer internationalen Polizeiaktion beschlagnahmte Chipmixer-Website unter chipmixer.com.
Dieses Banner prangt auf der beschlagnahmten Clear-Web-Seite.Screenshot: watson

Ermittler schalten Geldwäsche-Dienst «ChipMixer» aus – mit Schweizer Hilfe

Die Kantonspolizei Zürich war laut Europol am koordinierten Schlag gegen die illegale Online-Plattform beteiligt. Von der Stilllegung betroffen sind auch bekannte Ransomware-Banden.
15.03.2023, 15:2516.03.2023, 09:01
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Ermittler aus mehreren europäischen Ländern und den USA haben mit Unterstützung von Europol einen berüchtigten Geldwäschedienst im Internet abgeschaltet.

Auch Ransomware-Banden wie Zeppelin, SunCrypt, Mamba, Dharma oder Lockbit hätten den «ChipMixer»-Dienst genutzt, um erhaltene Lösegeldzahlungen zu waschen, teilte die europäische Polizeibehörde Europol am Mittwoch mit. Es soll sich um den weltgrössten Dienst dieser Art handeln.

Die in Rechenzentren in Deutschland ansässigen Server der Darknet-Plattform wurden beschlagnahmt, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt mitteilten. Zudem seien Kryptowährungen im Wert von rund 44 Millionen Euro sichergestellt worden.

Der Hauptbeschuldigte sei durch die US-Bundespolizei FBI zur Fahndung ausgeschrieben worden, wie es heisst.

Wohl Milliarden gewaschen

Insgesamt wurden laut Europol vier Server beschlagnahmt, die rund 7 Terabyte (TB) an Daten enthielten.

Wenn man die ChipMixer-Seite im Darknet aufruft, erscheint zunächst alles «normal» ...
Wenn man die ChipMixer-Seite im Darknet aufruft, erscheint zunächst alles «normal» ...
Auf der Tor-Webseite des Chipmixe-Dienstes wurde laut Europol-Mitteilung dieses Sicherstellungsbanner veröffentlicht.
Wer bei ChipMixer Kryptowährungen waschen will, bekommt dieses «Sicherstellungsbanner» zu Gesicht. Und die deutsche Bundespolizei fragt: «Wollen Sie mit Kryptowährungen ehrlich Geld verdienen?» und verlinkt auf das eigene Karriere-Portal im Internet.Bild: Europol

ChipMixer wurde laut Mitteilung 2017 gegründet, war sowohl über das normale Internet («Clear Web») als auch im Darknet verfügbar und hat den Usern laut Europol «vollständige Anonymität» geboten. Diese Art von illegalem Service werde von Kriminellen häufig genutzt, bevor sie die gewaschenen Beträge an (reguläre) Kryptowährungsbörsen umleiten.

Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen deuteten darauf hin, dass die Plattform möglicherweise das Waschen von 152'000 Bitcoin (nach aktuellen Schätzungen über 2,65 Milliarden Franken) an Krypto-Assets ermöglicht habe.

Ein grosser Teil dieser illegalen Gelder sei mit Darknet-Märkten, Ransomware-Gruppen, illegalem Warenhandel, der Beschaffung von Material zur sexuellen Ausbeutung von Kindern und gestohlenen Krypto-Assets verbunden.

Folgende nationale Polizeibehörden waren an der Aktion gegen die ChipMixer-Plattform beteiligt:

  • Belgien: Bundespolizei (Police Fédérale/Federale Politie)
  • Deutschland: Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main, Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität
  • Polen: Zentrales Büro für Cyberkriminalität (Centralne Biuro Zwalczania Cyberprzestępczości)
  • Schweiz: Kantonspolizei Zürich
  • USA: Federal Bureau of Investigation (FBI), Homeland Security Investigation, Justizministerium.

Laut Europol-Mitteilung gelangten die Ermittler im Zuge der Stilllegung des russischen Darknet-Marktplatzes Hydra Market im April 2022 an Informationen zu illegalen Transaktionen im Umfang von mehreren Millionen Euro.

Die Kantonspolizei Zürich konnte am Mittwoch noch keine Auskünfte zum Fall erteilen. Man werde am Donnerstag eine Medienmitteilung veröffentlichen, hiess es.

Update 16. März: Die Kantonspolizei Zürich teilt mit, sie werde keine «ergänzende Medienmitteilung zu diesem Ermittlungserfolg mehr verbreiten». Und weiter heisst es:

«Die Kantonspolizei Zürich zusammen mit der Staatsanwaltschaft II des Kantons Zürich unterstützten die internationalen Ermittlungen innerhalb der Schweizer Zuständigkeit. Aufgrund der bisherigen Ermittlungsresultate gehen wir davon aus, dass Deliktsgut aus rund 10 Ransomware-Attacken, die gegen in der Schweiz ansässige Opfer verübt wurden, über diese Plattform gewaschen wurde.»

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