Wer es billig mag, kommt bei Temu auf seine Rechnung. Die chinesische Shopping-App bietet T-Shirts, Schuhe, Kochlöffel, Perücken, Lingerie, Nasenhaarschneider – sprich: so ziemlich alles – zu extrem günstigen Preisen an.
Die Qualität ist dabei nicht immer über alle Zweifel erhaben. Dies ändert nichts daran, dass Temu einen kometenhaften Aufstieg hinter sich hat und Mitstreitern wie Wish oder Aliexpress, die ebenfalls als Plattform für Drittanbieter funktionieren, stetig mehr Kundinnen und Kunden streitig macht. Und dies, obwohl Temu erst 2022 gegründet wurde.
Allerdings ist die Firma umstritten. Der Titel eines «Guardian»-Artikels über Temu lautete zuletzt: «Süchtig machend, absurd billig und kontrovers». Wie auch die Social-Media-App TikTok der chinesischen Firma Bytedance wird Temu ein unrühmliches Verhalten in Bezug auf den Datenschutz seiner Kundschaft vorgeworfen.
Dies hält Temu nicht von seinen Expansionsplänen ab – auch nicht in der Schweiz. Wie Recherchen zeigen, hat die Firma vor wenigen Tagen in Basel eine Inkassogesellschaft gegründet mit dem Namen Whaleco Switzerland AG.
Zweck gemäss Handelsregistereintrag: «Die Erbringung von Dienstleistungen im Bereich des internationalen elektronischen Geschäftsverkehrs und damit verbundene Dienstleistungen, wie Inkasso.» Die Gründerfirma Whaleco Technology Limited mit Sitz in Irland ist für den Handel im deutschsprachigen Raum zuständig.
Für David Morant vom Beratungsunternehmen Carpathia könnte dies ein Indiz sein, dass Temu-Bestellungen schon bald auch auf Rechnung möglich sein werden, nicht nur per Kreditkartenbezahlung. «Temu hat sich bisher dadurch ausgezeichnet, dass sie auf lokale Gegebenheiten reagieren, und in der Schweiz ist die Bezahlung auf Rechnung nach wie vor sehr beliebt.» Die Schweizerische Zahlart Twint ist auf Temu bereits verfügbar.
Carpathia publiziert jedes Jahr die Hitliste der grössten Onlinehändler hierzulande. Gegenüber CH Media wagt Morant eine exklusive Prognose:
Bei der Anzahl Pakete habe Temu den Riesen Aliexpress, der 2022 auf Rang 8 lag, bereits überholt. Mehrmals pro Woche fliege ein Cargo-Flugzeug mit Temu-Waren in die Schweiz. «In der öffentlichen Wahrnehmung hat Temu den chinesischen Onlinekonkurrenten den Rang abgelaufen», sagt Morant.
Laut Morant hebt sich Temu gegenüber Aliexpress insbesondere ab durch die leistungsfähige Logistik, stärkere Promotions- und Marketingaktivitäten und eine bessere lokale Kundenansprache. «Bei Temu dauert die Lieferung 7 bis 12 Tage, während bei Aliexpress für viele Produkte mehrere Wochen gewartet werden muss.»
Zudem würden die Artikel auf dem Smartphone attraktiver präsentiert, oft gäbe es keine Mindestbestellbeträge, und bei Beschwerden und Rücksendung zeige sich Temu kulant. Weil eine Rücksendung logistisch zu teuer wäre, erstattet der Onlinehändler lieber das Geld, ohne dass der Artikel retourniert werden muss.
Damit gewinne Temu vermehrt auch Geschäftskunden, insbesondere im Handwerkersektor. «In Gesprächen mit Firmen hören wir vermehrt, dass sie Laserausmessgeräte, Schleifmaschinen-Blätter oder Schrauben zum Teil bis zu 15-mal günstiger als beim Schweizer Bauhändler erhalten», sagt Morant.
Die billige Onlinekonkurrenz aus China sorgt bei hiesigen Händlern denn auch für Kopfschmerzen. «Es geht um die Frage nach Plagiaten, Lieferketten, Nachhaltigkeit oder Qualitätsmängel, welche teilweise gravierend sind und auch ein Sicherheitsrisiko darstellen», sagt Bernhard Egger, Geschäftsführer vom Handelsverband.swiss gegenüber SRF. Zu den Verbandsmitgliedern zählen bekannte Firmen wie Coop, Caran d'Ache, Chicorée, Amorana, Manor, Migros und PKZ.
Und was sagt Temu? Die Gründung eines Unternehmens vor Ort sei ein natürlicher Schritt und ein Beweis für das langfristige Engagement in der Schweiz, schreibt die Firma auf Anfrage. «Damit bringen wir deutlich zum Ausdruck, dass wir ein guter lokaler Unternehmensbürger sein wollen.»
In Bezug auf die Datenschutzpraktiken von Temu gebe es viele Missverständnisse, die auf absichtliche Fehlinformationen von Personen mit Eigeninteressen zurückzuführen seien, sowie auf sogenannte Phishing-Betrüger, die sich als Temu ausgeben würden, um private Informationen zu stehlen.
Man verstärke weiterhin die eigenen Sicherheits- und Datenschutzmassnahmen, und man habe rechtliche Schritte gegen Dutzende solcher Betrüger eingeleitet, schreibt Temu. Und: «Wir halten uns an die Gesetze und Vorschriften der Märkte, in denen wir tätig sind.» Zahlen zum Geschäft in der Schweiz nennt die Firma keine.
(aargauerzeitung.ch)
Fehlinformationen zum Datenschutz, naja, die App macht Screenshots und erlaubt sich im Vergleich den grössten Datenabfluss, dazu noch tiefgreifende psychologische Manipulation.
Extrem aggressives Marketing, keine Gewinnaussichten geben schon zu denken.
Mein Fazit: Finger davon lassen.