In seinem Feldzug gegen China hat US-Präsident Trump nach Huawei und TikTok den nächsten grossen Bösewicht aus dem Reich der Mitte ausgemacht: WeChat. Obwohl die App bei uns beinahe unbekannt ist, ist sie, gemessen an den Nutzerzahlen, auf Augenhöhe mit Facebook, Instagram und Co. Trump möchte die App nun in den USA verbieten. Betrachtet man WeChat etwas näher, sind Trumps Vorwürfe durchaus begründet. Dennoch könnte unter Trumps rigorosem Vorgehen vor allem eine US-Firma leiden: Apple.
Wie schon bei TikTok und Huawei geht es laut der US-Regierung um die nationale Sicherheit. Durch WeChat könnte die chinesische Regierung an Daten von US-Bürgern kommen und diese missbrauchen. Informationen könnten, so Trump, unter anderem dazu verwendet werden, um Amerikaner in Verlegenheit zu bringen oder diese zu erpressen. Ausserdem könne China seine Bürger auch dann noch überwachen, wenn sich diese in den USA aufhielten. Das möchte Trump nun unterbinden.
Im Gegensatz zu TikTok ist WeChat in den USA aber kaum verbreitet. So verwenden sie dann auch hauptsächlich Chinesen, die in den USA weilen und mit ihrer Familie in Kontakt bleiben wollen. Der Branchendienst Apptopia schätzt, dass es in den USA etwa 19 Millionen registrierte WeChat-User gibt.
Für die Chinesen ist WeChat eine unverzichtbare Anwendung, eine digitale Lebensader. Zu sagen, WeChat sei das chinesische Äquivalent zu WhatsApp, Instagram oder Facebook, ist schlicht falsch. Eher ist die Anwendung WhatsApp, Instagram und Facebook in einem und noch einiges darüber hinaus.
WeChat ist eine App, die beinahe alles in sich vereint: Hier wird nicht nur gechattet, sondern auch Geld überwiesen, online eingekauft, das Taxi gerufen. Selbst einen Arzttermin vereinbart man über WeChat und natürlich lässt sich auch der Personalausweis in der App aufrufen. WeChat vereint alles, wofür es in der westlichen Welt eine jeweils eigene App gibt: WhatsApp, Instagram, Snapchat, Uber, PayPal, Google Pay, Twitter, Amazon und, und, und.
Weltweit nutzen über eine Milliarde Menschen WeChat, die meisten davon leben in China. Ein Leben ohne WeChat ist dort vor allem in urbanen Gebieten immer schwieriger. Praktisch alles, was in der digitalen Welt stattfindet, wird in China über WeChat abgewickelt. Die App ist damit sowas wie der feuchte Traum jedes Überwachungsstaates.
Den Vorwurf, China nutze die App fleissig, um seine Schäfchen zu kontrollieren und ihnen Informationen vorzuenthalten, gibt es schon seit Jahren. Die Kommunistische Partei Chinas müsse dabei nicht einmal viel selber machen, denn Tencent, der Mutterkonzern von WeChat, erledige die meiste Arbeit gleich selbst. Das sagt zumindest der Chinaexperte Christian Göbel gegenüber dem Standard.
Der Grund dafür sei simpel: Tencent habe kein Interesse daran, den Staat mit ungewollten Inhalten zu verärgern. Die Überwachung von WeChat geht so weit, dass selbst Nutzer ausserhalb Chinas überwacht werden sollen. Der Vorwurf von Trump ist hier also gerechtfertigt.
Ja. Tatsächlich informiert WeChat seit 2017 sogar in seiner Datenschutzbestimmung darüber. Dort heisst es, dass ein grosser Teil der Userdaten an die chinesische Regierung übermittelt wird, um den geltenden Vorschriften und Gesetzen zu entsprechen. Ebenfalls haben etliche Journalisten in der Vergangenheit bereits nachweisen können, dass China-kritische Inhalte aus der App entfernt werden. Einer davon ist der BBC-Journalist Stephen McDonell. In einem Blogeintrag von 2019 beschreibt er ausführlich, wie sein Account gesperrt wurde, nachdem er einen – in Chinas Augen – unangemessenen Inhalt gepostet hatte.
McDonell hatte einige Fotos einer Mahnwache aus Hongkong gepostet. Die Gedenkfeier sollte an die Proteste auf dem Tian'anmen-Platz von 1989 erinnern. Die chinesische Regierung hatte die Studentendemo damals blutig niedergeschlagen.
McDonell hatte die Fotos kommentarlos gepostet, also ohne Hongkong oder Tian'anmen in irgendeiner Weise textlich zu erwähnen. Trotzdem wurde sein Account innert weniger Stunden gesperrt. Der Vorwurf: Der Account stünde im Verdacht, böswillige Gerüchte zu verbreiten:
Nachdem die vorübergehende Sperre abgelaufen war und McDonell sich wieder einloggen konnte, gab es die nächste Überraschung: Aus Sicherheitsgründen verlangte die Anwendung nun einen Scan seines Gesichtes und auch eine Tonaufnahme seiner Stimme. Wenn er dazu nicht bereit sei, liesse sich die App nicht weiter nutzen – und in Peking, wo McDonell lebt, sei ein Leben ohne WeChat mit unglaublichen Hürden verbunden.
Donald Trump hat das Verbot von WeChat für US-Staatsangehörige und -Firmen per Dekret angeordnet. Unterschrieben hat er die Verfügung am 7. August, in Kraft tritt sie nach 45 Tagen. Nebst dem Verbot der Nutzung ist es auch untersagt, mit Tencent zusammenzuarbeiten, wenn diese Kooperation WeChat betrifft. Ob Trump diese aber wirklich durchsetzen kann – und vor allem wie – ist aktuell unklar. Theoretisch kann ein Gericht die ganze Sache noch kippen. Selbst nach Inkrafttreten des Dekrets dürfte es rechtlich noch diverse Hürden geben, um das Verbot aktiv umzusetzen.
Im Gegensatz zu TikTok, die sogar rechtliche Schritte gegen die US-Regierung in Erwägung ziehen, gibt sich Tencent vorerst zurückhaltend. Man wolle die Situation prüfen und dann entsprechend reagieren. Wie ByteDance bei TikTok ist Tencent der grosse Software-Konzern hinter WeChat. Im Vergleich zu ByteDance hat Tencent aber diverse Beteiligungen an US-Firmen. Darunter an Game-Entwickler Epic Games, welches für «Fortnite» oder «Unreal Tournament» bekannt ist. Das Game-Studio Riot Games, das «League of Legends» entwickelt, gehört sogar ganz zu Tencent.
Nun gibt es natürlich erste Befürchtungen, dass diese Firmen auch von den Restriktionen betroffen sind. Die US-Regierung hat aber ausdrücklich gesagt, dass es nur um WeChat gehe.
Unter dem Schlagabtausch von Trump und WeChat könnte schlussendlich auch Apple leiden. In China ist der Apfelkonzern zwar lange nicht so eine grosse Nummer wie anderswo. Dank des grossen Bevölkerungsanteils sind neun Prozent Marktanteil aber trotzdem eine Kundenbasis, die man natürlich nicht verlieren möchte. Das Dekret, das Trump nun aber unterschrieben hat, untersagt es Apple, WeChat – oder Weixin, wie es in China heisst – auf seinen iPhones vorzuinstallieren.
Zwar ist WeChat auf den ersten Blick nur eine App, doch in China ist ein Handy ohne WeChat für die breite Masse in etwa so uninteressant wie in Europa ein Huawei-Smartphone ohne Google-Apps. Für Apple ist es sowieso schon problematisch, dass die Chinesen aus Solidarität und Misstrauen gegenüber den USA vermehrt Handys einheimischer Marken kaufen. Allen voran Huawei, die ihren Marktanteil auf rund 60 Prozent steigern konnten. Trotzdem war Apple 2019 der einzige Hersteller in den Top 5 in China, der seine Verkaufszahlen im zweistelligen Bereich steigern konnte. Müsste Apple WeChat nun tatsächlich aus dem App Store entfernen, wäre das ein gewaltiger Dämpfer.
Nicht nur würden dann neue iPhones ohne WeChat ausgeliefert, bestehende iPhone-User bekämen auch keine Updates mehr. Ming-Chi Kuo, einer der verlässlichsten Experten für Apple im asiatischen Raum, meint gegenüber Mac Rumors:
Das ist in erster Linie natürlich ein Worst-Case-Szenario. Andererseits entspricht der neunprozentige Marktanteil von Apple in China dank der riesigen Bevölkerung rund 126 Millionen Personen. Kehren nur zehn Prozent dieser Leute Apple den Rücken, ist das ein grösserer Kundenrückgang, als die Schweiz Einwohner hat. Kommt noch hinzu, dass diese Kunden dann auch keine ergänzenden Produkte oder Dienstleistungen mehr kaufen: keine AirPods, keine Apple Watch, keine iCloud. Laut Kuo könnte so auch der Absatz von Zubehör um 15 bis 25 Prozent zurückgehen.
Natürlich bliebe Apple eine Möglichkeit, WeChat weiterhin anzubieten: via eine externe Download-Quelle. Diesen Weg hat beispielsweise Huawei in Europa gewählt, um WhatsApp oder Facebook auf seine Handys ohne Google-Lizenz zu bringen. Doch die vergangenen Monate haben im Falle Huaweis auch gezeigt, dass der durchschnittliche Nutzer skeptisch gegenüber Handys eingestellt ist, die Apps nicht offiziell im App Store anbieten können. In Europa ist «Kann ich WhatsApp auf Huawei-Handys installieren» noch immer eine der häufigsten Suchanfragen bei Google. Laut dem Preisvergleichsdienst Idealo reduzierte sich die Nachfrage nach dem P40 Pro gegenüber dem P30 Pro, das noch Google-Apps hatte, um das Fünfzehnfache.
Im Moment ist das alles vor allem noch Theorie. Sollte Apple aber tatsächlich auf WeChat verzichten müssen, würde davon sicher auch eine Firma profitieren: Huawei. Schon jetzt kaufen chinesische Kunden aus Solidarität Huawei-Handys wie warme Weggli. Wenn nun plötzlich Millionen von Chinesen ein neues Smartphone wollen, wird Huawei sicher gerne in die Bresche springen.
Apple dürfte Massive Probleme bekommen wenn China denen den Riegel vorschiebt.
Trumpl hätte ab Februar 2017 sofort anfangen müssen im Grossen Still Kernindustrie hochfahren (Reindustrialisierung) dann könnte er jetzt langsam Schritte einleiten.
Das hier ist eine Mutprobe bei der die Chancen für die USA eher weniger als 50/50 stehen zumal Trumpl den Handelskrieg parallel gegen andere führt.
Die Welt ist nicht der New Yorker Immobilienmarkt aber das lernt The Donald ev. noch auf die Harte Tour
Bin froh ist der nicht mehr 20... 👼🏽 😅