Zwei Bomben explodierten gestern inmitten grosser Menschenmengen am Flughafen in Kabul. Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz «IS» bekannte sich zum Anschlag.
Gestern um 15:44 MESZ bestätigte Pentagon-Sprecher John Kirby die erste Explosion ausserhalb des Flughafens. Betroffen war das Gelände rund um das Abbey Tor beim Flughafen.
We can confirm an explosion outside Kabul airport. Casualties are unclear at this time. We will provide additional details when we can.
— John Kirby (@PentagonPresSec) August 26, 2021
Bei der Attacke soll es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben. Direkt im Anschluss hätten eine Reihe von anderen Tätern das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, berichtet US-General Kenneth McKenzie.
Picture from near Baron Gate, Kabul airport. Explosion just now. #Afgahnistan pic.twitter.com/jypJkS0YxJ
— Gareth Browne (@BrowneGareth) August 26, 2021
Nur etwa eine halbe Stunde später kam es zu einer zweiten Explosion in einem nahe gelegenen Kabuler Hotel. Auch dort hielten sich grosse Menschenmengen auf – hauptsächlich britische Staatsbürger und gefährdete Afghanen und Afghaninnen, die dort auf ihre Evakuierung nach Grossbritannien vorbereitet werden.
Nach Angaben der militant-islamistischen Taliban sind bei dem Anschlag am Flughafen Kabul am Donnerstag mindestens 13 bis 20 Zivilisten getötet worden. Dabei handelt es sich allerdings noch nicht um endgültige Opferzahlen. Kursierende Videos von den Tatorten im Netz deuten auf eine viel höhere Opferzahl hin.
Die BBC sprach bereits gestern Abend von mindestens 60 Toten und 140 Verletzten.
At least 60 people killed and 140 injured in explosions at Kabul airport, senior health official tells BBC
— BBC Breaking News (@BBCBreaking) August 26, 2021
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Gemäss des US-Verteidigungsministerium seien 18 US-Soldaten umgekommen. Auf der Seite der Taliban beläuft sich die Zahl der Toten auf 28.
Bei den meisten Opfern handelt es sich um Menschen, welche darauf warteten, in den Flughafen zu gelangen. Sie hielten sich eng gedrängt um einen Kanal vor dem Flughafen auf.
Bereits wenige Stunden vor dem Anschlag wurde von diversen Stellen eine Terrorwarnung ausgerufen. Menschen wurden dazu aufgefordert, das Flughafengelände zu verlassen. Der britische Verteidigungsminister James Heappey sprach gar von «sehr, sehr glaubwürdigen Berichten über einen bevorstehenden Anschlag», berichtet Reuters. Gemäss ZDF informierte die deutsche Bundeswehr bereits am Dienstag darüber, dass potenzielle Selbstmordattentäter des «IS» in Kabul unterwegs seien. Dennoch hielten sich zum Zeitpunkt der Anschläge noch immer unzählige Menschen am Flughafen auf.
Eine Kontrolle der Menschenmassen war angesichts der Unübersichtlichkeit und des Chaos allerdings unmöglich.
If you have never been personally involved, you have no concept of the fear, concern, horror & downright despair of families with loved ones in Kabul watching events unfold on TV.
— John Nichol (@JohnNicholRAF) August 26, 2021
Please bear this in mind when Tweeting.
My heartfelt prayers go out to all touched by this tragedy. pic.twitter.com/6Kji3snBbh
US-Präsiden Joe Biden erklärte mit Blick auf die Gruppe, die USA hätten Informationen dazu, wo sich die Drahtzieher der Anschläge aufhalten – und würden auch ohne grosse Militäreinsätze Möglichkeiten finden, diese zur Rechenschaft zu ziehen, «wo auch immer sie sind». Seine eindringlichen Worte an die Terroristen: «Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen.»
Auch der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis hat die tödlichen Anschläge in der afghanischen Hauptstadt Kabul vom Donnerstag verurteilt. «Ich bin zutiefst betrübt», schrieb der Bundesrat am Abend auf Twitter. «Meine Solidarität und meine Gedanken sind bei den Familien der Opfer, die tragische Verluste erlitten haben.»
Deeply saddened by today’s deadly attacks in #Afghanistan. My solidarity and thoughts are with the families of victims who have suffered tragic losses.
— Ignazio Cassis (@ignaziocassis) August 26, 2021
Der britische Premierminister Boris Johnson äusserte sich auf Twitter ebenfalls über die Anschläge und sprach all den Betroffenen sein Beileid aus.
I utterly condemn the barbaric terrorist attack in Kabul in which Afghans and members of the US military lost their lives.
— Boris Johnson (@BorisJohnson) August 26, 2021
The threat of terrorist attack is one of the constraints we’ve been operating under, but our evacuation effort continues with over 12,000 extracted so far. pic.twitter.com/DXCFPj9KQC
Trotz der beiden Anschläge führte die US-Luftwaffe ihre Evakuierungs-Mission fort. Ab Donnerstag-Vormittag bis kurz vor Mitternacht (Ortszeit Kabul) sind rund 7500 Menschen evakuiert worden. Damit sei die Zahl der seit Mitte August ausgeflogenen Afghanen und westlicher Staatsbürger auf 100'100 angestiegen, erklärte ein Vertreter des Weissen Hauses. Auch die Briten werden ihre Bemühung zur Evakuierung fortsetzen, wie Boris Johnson auf Twitter betont.
Video : Right now the situation at the #KabulAiport.
— Abdulhaq Omeri (@AbdulhaqOmeri) August 27, 2021
After two deadly explosion yesterday. #Kabul #Afghanistan pic.twitter.com/tc6bJekAkQ
Noch immer wird vor weiteren Terroranschlägen gewarnt, doch die Lage bleibt unübersichtlich und chaotisch. Videos auf Twitter zeigen, wie sich nach wie vor riesige Menschenmengen um den Flughafen aufhalten. Eine Kontrolle der Menschen durch die Soldaten bleibt unmöglich. (saw)
Mit Material der Nachrichtenagentur sda.