Die USA haben Afghanistan in den letzten 20 Jahren massiv mit Militärgütern aufgerüstet. Gemäss dem Sondergeneralinspektor für den Wiederaufbau Afghanistans (SIGAR) lieferten die USA Militärgüter im Wert von 18 Milliarden Dollar.
Doch wie viel davon funktioniert noch? Und was kam alles in die Hände der Taliban? Das einzuschätzen ist derzeit schwierig. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Auch in den USA weiss man noch nicht genau, was den Taliban genau in die Hände fiel. Der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte letzte Woche:
Die Open-Source-Analysten Stijn Mitzer und Joost Oliemans vom Blog «Oryx» verfolgten die Taliban-Offensive auf Social Media und trackten die Verluste der afghanischen Armee.
Die Autoren erstellten eine Liste von den militärischen Gütern, die zwischen Juni und August den Taliban in die Hände fielen. Die Liste enthält nur erbeutete Fahrzeuge und Ausrüstung, für die es Foto- oder Videobeweise gibt.
Die Autoren weisen aber darauf hin, dass die meisten Taliban-Kämpfer keine hochwertigen Smartphones besitzen und die Propaganda-Abteilung der Taliban keine Foto- oder Videoberichte veröffentlicht. Daher ist der Umfang der militärischen Güter wohl noch höher.
Bislang bestätigt sind erst zwei Flugzeuge in der Hand der Taliban. Bad News allerdings für die Schweiz: Das Flugzeugwerk Pilatus lieferte 18 PC-12-Flugzeuge nach Afghanistan. Gestern berichtete die Sonntagzeitung, dass sich wahrscheinlich 11 Flugzeuge nach Usbekistan abgesetzt hätten. Wo sich die restlichen 7 PC-12 befinden, ist allerdings unklar.
Zwar handelt es sich dabei um zivile Flugzeuge, doch vergangene Fälle wie Mexiko und Tschad zeigen, dass bewaffnete Pilatus-Flugzeuge gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden. Die PC-12 im Falle Afghanistan wurden von den USA hochgerüstet und als Spionageflugzeuge eingesetzt.
24 Helikopter hören sich nach viel an, die gute Nachricht ist jedoch, dass die meisten dieser Helikopter wohl nicht einsatzbereit sind. Hinzu kommt, dass die Taliban wohl nur schwer an Ersatzteile kommen.
Die grössere Frage ist jedoch: Wie viele Piloten befinden sich in den Reihen der Islamisten? Glücklicherweise sind es wahrscheinlich nicht so viele, mindestens 25 Prozent der afghanischen Piloten der Luftwaffe flohen bereits aus dem Land.
Allerdings tauchten auf Social Media auch Videos von ersten Testflügen auf. Zumindest einen Piloten haben die Taliban also gefunden.
VIDEO via pro-TB account shows Taliban helicopter flight apparently over Herat. #Afghanistan pic.twitter.com/syFO5rXths
— FJ (@Natsecjeff) August 16, 2021
Die gute Nachricht hier: Die ScanEagle-Drohnen sind schon älteren Jahrgangs und sind reine Überwachungsdrohnen.
Die Panzer-Flotte Afghanistans stammt noch aus dem letzten Jahrhundert und aus den Beständen der Sowjet-Union.
#Afghan #Taliban On T-55 tank in #Kapisa province #Afghanistan pic.twitter.com/h5M6FIUISK
— Ghulam Abbas Shah (@ghulamabbasshah) August 1, 2021
#AFG. Taliban, for the first time, used the artillery (122-mm howitzer D-30) they captured from Afghan security forces against the #ANDSF, in #SayedAbad district of #MaidanWardak province on Wednesday.
— Ab Qadir Sediqi (@qadir_sediqi) July 1, 2021
The group claimed by sharing the video with local journalists pic.twitter.com/qYEIsyqxHp
Praktisch unzählbar sind die Bestände an Sturmgewehren, leichten Maschinengewehren und Pistolen, die den Taliban nun in die Hände gefallen sind. Die USA lieferten über eine halbe Million solcher Waffen nach Afghanistan.
Videos zeigen allerdings das gewaltige Ausmass der Beute:
#Afghanistan: Not exactly sure where, but rows upon rows of M4 Carbines, M16A2/A4, quantities of kit, Beretta M9s, and other materiel gathered neatly by the #Taliban- presumably recently captured. Regional Arms Markets are warming up as I typepic.twitter.com/j2N7PRjlSF
— Cᴀʟɪʙʀᴇ Oʙsᴄᴜʀᴀ (@CalibreObscura) August 16, 2021
Damit man das auch ein bisschen einschätzen kann: Die amerikanischen Sturmgewehre sind in der Region ein Statussymbol, dementsprechend hoch ist der Preis. Im Juni noch wurde etwa für ein M16A4 auf dem Schwarzmarkt bis zu 2500 Dollar verlangt.
Gemäss dem Waffenblog «Calibre Obscura» fiel der Preis innerhalb kürzester Zeit auf 1500 Dollar. Angebot und Nachfrage.
Die PC-12 sind kein militärisches Gut und haben in diesem Artikel absolute nichts verloren. Schade dass man hier undifferenziertes Halbwissen streut.