International
Afrika

Grosse Sorgen um entmachteten Präsident Bazoum im Niger

Offenbar keinen Zugang zu Essen: Grosse Sorgen um entmachteten Präsidenten Bazoum im Niger

11.08.2023, 15:3911.08.2023, 16:07
Mehr «International»

Im Zuge wachsender Spannungen nach dem Militärputsch im Niger wächst die Sorge um den entmachteten Präsidenten Mohamed Bazoum. Der 63-Jährige wird seit 16 Tagen in seiner Residenz festgehalten.

Niger's President Mohamed Bazoum walks past Republican Guards before a working lunch with French President Emmanuel Macron Thursday, Feb. 16, 2023 at the Elysee Palace in Paris. (AP Photo/Michel  ...
Bild: keystone

«Nachdem ihm mehrere Tage lang Strom und Telefon vorenthalten wurden, entziehen ihm die Putschisten nun unter anderem seinen Hausarzt. Selbst der Zugang zu Lebensmitteln wird ihm verwehrt», sagte Bazoums stellvertretender Kabinettschef Moussa Oumarou am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Auch seine Ehefrau und sein Sohn werden weiter festgehalten. Oumarous Angaben zufolge sollen die Putschisten rund 100 Angehörige der gestürzten Regierung festgenommen haben, darunter den Sohn des ehemaligen Präsidenten Mahamadou Issoufou.

Junta droht angeblich mit Tötung

Einer US-Diplomatin soll die Junta gedroht haben, Bazoum im Falle einer Militärintervention umzubringen, wie die «New York Times» am Freitag auf Grundlage eines Berichts der US-Nachrichtenagentur Associated Press berichtete. Die Drohung rief weltweit Empörung sowie weitere Aufrufe zu Bazoums Freilassung hervor.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch teilte am Freitag mit, Mitarbeiter hätten mit Bazoum und mehreren Vertrauten gesprochen. «Ich habe seit dem 2. August keinen Strom mehr und seit dem 4. August keinen menschlichen Kontakt mehr. Ich darf meine Familienmitglieder (oder) meine Freunde nicht empfangen, die uns Lebensmittel und andere Güter gebracht haben», wurde Bazoum zitiert. Ohne Strom seien sie gezwungen, trockene Lebensmittel zu essen. «Mein Sohn ist krank, hat ein schweres Herzleiden und muss zum Arzt», sagte er. «Sie weigern sich, ihn medizinisch behandeln zu lassen.» Bazoums Arzt und Anwalt bestätigten HRW, seit dem Putsch keinen Kontakt zu Bazoum oder seiner Familie gehabt zu haben.

Bazoums Tochter, die zum Zeitpunkt des Putsches in Frankreich war, sagte der britischen Zeitung «Guardian», dass sie fast täglich telefonisch Kontakt mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem Bruder habe. «Die Situation meiner Familie ist sehr schwierig gerade», sagte sie. Sie hätten kein fliessendes Wasser und ernährten sich noch von Vorräten von Nudeln und Reis, bald gehe aber auch das Gas für ihren Herd zur Neige. Ohne Strom lebten sie im Dunkeln und in der Hitze.

Seit Ende Juli zuhause festgehalten

Am 26. Juli hatte Nigers Präsidialgarde unter General Abdourahamane Tiani Bazoum in seiner Residenz festgesetzt, nachdem dieser Beobachtern zufolge Tiani an der Spitze der Eliteeinheit auswechseln wollte. Auch die anderen Zweige der Streitkräfte schlossen sich dem Putsch an, verkündeten «das Ende des Regimes» und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf. Tiani übernahm die Macht. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas droht mit eine Militäreinsatz, falls die Putschisten Bazoum nicht freilassen und die verfassungsmässige Ordnung wiederherstellen.

In this image taken from video provided by ORTN, Gen. Abdourahmane Tchiani makes a statement Friday, July 28, 2023, in Niamey, Niger. Niger state television identified him as the leader of the Nationa ...
General Abdourahamane bei einer Rede im TV.Bild: keystone

Im Niger, wo gerade Regenzeit ist, liegen die Temperaturen tags bei über 30 und nachts bei über 23 Grad Celsius bei hoher Luftfeuchtigkeit. Nachbarland Nigeria hatte dem Niger als Teil der Sanktionen nach dem Putsch die Stromlieferungen abgestellt, von denen das Land zu grossen Teilen abhängig war. Ein grosser Teil der Bevölkerung hat nun keinen Strom. Die Lebensmittelpreise in dem Land sind binnen der zwei Wochen drastisch gestiegen. Mehr als 40 Prozent der rund 26 Millionen Einwohner des Nigers leben in extremer Armut. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Eisberg A23a könnte innerhalb von Wochen verschwinden
Er galt lange als einer der ältesten und grössten Eisberge der Welt. Nun fällt der A23a in sich zusammen und könnte innerhalb von Wochen ganz verschwinden. «Das Wasser ist viel zu warm, als dass er sich halten könnte», sagte Andrew Meijers von der britischen Forschungsorganisation British Antarctic Survey (BAS).
Zur Story