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Analyse

Was sich die Tech-Oligarchen von Donald Trump versprechen

Donald Trump und die Tech-Oligarchen Elon Musk und Peter Thiel. Was wollen die Tech-Oligarchen von Trump? Die Köpfe von Peter Thiel und Elon Musk im Hintergrund mit Donald Trump im Vordergrund
Peter Thiel, Donald Trump und Elon Musk.Bild: watson/keystone SDA
Analyse

Was sich die Tech-Oligarchen von Donald Trump versprechen

Elon Musk & Co. träumen von einer USA Inc., mit ihnen als mächtigen Verwaltungsräten – und Trump als tollpatschigem CEO.
14.08.2024, 18:1916.08.2024, 12:42
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Nach dem Kollaps der Sowjetunion brach die Zeit des «wilden Ostens» aus. Präsident Boris Jelzin, einst der gefeierte Held eines neuen Russlands, versank in einem Wodka-Meer und das Land im Chaos. Die eigentliche Macht lag bei den berühmt-berüchtigten sieben Oligarchen, denen es gar mit viel Geld und amerikanischem PR-Know-how gelang, den Trunkenbold Jelzin im Amt zu behalten.

Wladimir Putin hatten die Oligarchen nicht auf der Rechnung. Doch kaum sass dieser im Kreml an den Schalthebeln der Macht, begann er, ihren Einfluss systematisch zu demontieren. Den reichsten unter ihnen, Michail Chodorkowski, warf er ins Gefängnis. Boris Beresowski und Wladimir Gussinski vertrieb er nach Grossbritannien respektive Israel. Von nun an galten für die Oligarchen Putins Regeln: Ihr dürft so reich werden, wie ihr wollt – solange ihr die Finger von der Politik lässt.

Russian President Boris Yeltsin (c) shown in picture dated 10 June 1996 in Rostov, dances with a musicians during a rock performance as part of his pre-election campaign tour ahead of the 16 June pres ...
Tanzte nach der Musik der Oligarchen: Boris Jelzin.Bild: EPA

Donald Trump ist bekanntlich ein Verehrer von Putin, nicht nur, weil dieser unermesslich reich ist, sondern weil es ihm gelungen ist, ein autoritäres Regime zu errichten, das keinen Gott neben ihm duldet. Ähnliches schwebt auch Trump vor. Das zeigt das inzwischen berühmt-berüchtigte Programm 2025. Es zeigt im Detail auf, wie die amerikanische Demokratie und der Rechtsstaat in ein autoritäres Regime verwandelt werden können. Aus wahltaktischen Gründen distanziert sich Trump mittlerweile davon, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es fast ausschliesslich von Leuten ausgearbeitet wurde, die in seinem Kabinett tätig waren.

Die Tech-Oligarchen hingegen liebäugeln mit dem Jelzin-Modell, also damit, dass ein tollpatschiger Präsident ihre Pläne ausführt. Mark Cuban, der einzige Milliardär, den auch die amerikanischen Linken mögen, hat es kürzlich bei Jon Stewart in der «Daily Show» auf den Punkt gebracht: Sie wollen die USA in einen Konzern verwandeln, in dem Trump zwar den CEO geben darf, sie jedoch im weit mächtigeren Verwaltungsrat den Takt vorgeben.

Mit dem vielen Geld wächst bei den Tech-Oligarchen im Silicon Valley die Lust auf politische Macht, zumindest bei einem Teil von ihnen. Dazu gehören nebst Elon Musk und Peter Thiel auch Marc Andreessen und David Sacks. Sie alle haben einst als Ultra-Libertäre begonnen, die – wie es bei uns einst die Zürcher Jugendbewegung ausgedrückt hat – «aus dem Staat Gurkensalat» machen wollten.

epa11199308 US billionaire Mark Cuban walks outside the West Wing following meetings at the White House in Washington, DC, USA, 04 March 2024. EPA/MICHAEL REYNOLDS
Selbst bei den Linken beliebt: der Milliardär Mark Cuban.Bild: keystone

Inzwischen haben sich die ach so freiheitsliebenden Libertären in stramme Neo-Faschisten verwandelt. Oder wie es Jonathan Taplin in seinem Buch «The End of Reality» ausdrückt: «Thiel, wie Musk und bis zu einem gewissen Grad auch Andreessen, haben ihre Laissez-faire-Wurzeln verlassen zugunsten einer Regierungsform, die eine bestimmte Moral und eine bestimmte Wirtschaftspolitik mit Gewalt durchsetzen kann.»

Besonders krass lässt sich dieser Wandel bei Andreessen aufzeigen. Er wurde einst als Entwickler des Browsers Netscape sehr reich und in der Folge der bedeutendste Wagniskapitalist im Silicon Valley. Im Zuge dieser Entwicklung veränderte er auch sein Weltbild. War er einst ein Anhänger und Mäzen der Demokraten, so ist er an das äusserste rechte Spektrum der Politik gerückt.

Inzwischen verfasst Andreessen Traktate, in denen er eine krude Mischung aus libertären Wirtschaftstheorien, Verherrlichung eines Übermenschen im Sinne von Friedrich Nietzsche und sozialdarwinistische Theorien à la Herbert Spencer verbreitet.

Libertär hat sich einst auch Peter Thiel gegeben. Ihm kann man allerdings nicht vorwerfen, je mit den Demokraten geliebäugelt zu haben. Er war von Beginn weg reaktionär und sehr katholisch. Früh hat er sich in die Politik eingemischt, Trump bei der Zusammenstellung seines ersten Kabinetts beraten und die Karriere von JD Vance, dem vom Ex-Präsidenten auserwählten Vize, entscheidend gefördert. Gerüchtweise sollen Thiel und Musk im Verbund mit Tucker Carlson und Donald Trump Jr. auch dafür gesorgt haben, dass Vance zu diesem Posten gekommen ist.

Marc Andreessen
Verbreitet neofaschistische Traktate: Marc Andreessen.

Damit sind wir beim wichtigsten Tech-Oligarchen angelangt, bei Elon Musk. Mit Fug und Recht darf man behaupten, dass er zu einer Gefahr für die Demokratie geworden ist. Er hat die einst liberale Plattform Twitter zu einem Forum gemacht, auf dem sich nun Rechtsextreme wie Alex Jones, aber auch britische Extremisten wie Tommy Robinson und Ashlea Simon austoben dürfen. Auch dem von Fox News gefeuerten Moderator Tucker Carlson hat er eine neue Heimat gegeben.

Musk selbst ist ebenfalls hyperaktiv auf X. Sein Einfluss kann dabei nicht genug hoch eingeschätzt werden. Er besitzt über 190 Millionen Follower und ist damit «Amerikas einflussreichster Verbreiter von falschen Informationen», wie Edward Luce in der «Financial Times» feststellt.

Mehrmals täglich repostet er auch Dinge, die Fakenews aus der dunkelsten politischen Ecke enthalten. «In kritischen Momenten ist X zu einem Schlüsselspieler für potenziell unwahre Behauptungen geworden», stellt Luce weiter fest. «Dass dabei der Eigentümer noch einige dieser Behauptungen unterstützt, müsste eigentlich eine Sache von öffentlichem Interesse werden.»

Elon Musk ist ein genialer Unternehmer – ein begabter Journalist ist er definitiv nicht. Sein am Montag ausgestrahltes Interview mit Donald Trump ist schlicht peinlich, nicht nur, weil es wegen eines technischen Defekts 40 Minuten zu spät begonnen hat, sondern vor allem, weil es nicht mehr war als ein belangloses «Gespräch zweier reicher Typen», wie die Harris-Kampagne zu Recht spottete.

Dabei hätte dieses Interview helfen sollen, Trump aus seinem Formtief zu holen. Das ist nicht gelungen. «Trump sieht einmal mehr wie ein Verlierer aus», klagt Gerald Baker auf der konservativen Meinungsseite des «Wall Street Journal» und stellt betrübt fest, dass die bisherigen Auftritte des Ex-Präsidenten «falsch, stumpf und verrückt» gewesen seien. Mit all ihrem Geld ist es den Tech-Oligarchen bisher nicht gelungen, diese Mängel bei Trump zu beheben.

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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chris-swiss
14.08.2024 19:17registriert November 2022
Dass offizielle Stellen der Schweiz nach wie vor X als Kommunikationsplattform nutzen, ist unerträglich. Sie unterstützen damit letztlich Elon Musk, der wiederum eine Bedrohung für die Demokratie ist.
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Sani-Bär
14.08.2024 19:20registriert April 2021
Leider ist Musk absolut kein "genialer" Unternehmer.
Musk ist das Paradebeispiel einer "Heuschrecke": narzisstisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht.
Musk lässt geniale Entwicklerinnen und Entwickler für sich arbeiten.
Musk selber ist ein extrem reicher nichtsnutziger Narzisst
Wenn ein Produkt nicht die gewünschte Menge Geld abwirft, werden die Mitarbeiter entweder gefeuert oder massiv unter Druck gesetzt.
Geld macht aus einem Narzissten noch keinen Menschen - nicht einmal mit soviel Geld wie Musk hat.
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Rannen
14.08.2024 19:08registriert Januar 2018
Was die sich versprechen, ist totale Protektion, damit deren Firmen noch höhere Gewinne auf der Konsumenten machen! Das nennt man Mafia!
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