Am Freitagmittag (Ortszeit) wurde Myanmar von zwei starken Erdbeben erschüttert. Die Beben, welche auf einer Richterskala die Werte 7,7 und 6,4 erreichten, waren derart schwer, dass sie sogar im 1000 Kilometer entfernten Bangkok noch starke Schäden anrichteten.
In Myanmar selbst fallen die Konsequenzen des Erdbebens noch stärker aus. Videos aus der zweitgrössten Stadt Mandalay zeigen, wie ein Hochhaus innert weniger Sekunden dem Erdboden gleichgemacht wird. Beide Länder haben mittlerweile den Notstand ausgerufen.
Laut Seismologen des Helmholtz-Zentrums für Geoforschung (GFZ) sind die aktuellen Ereignisse in Südostasien vergleichbar mit den verheerenden Beben in der Türkei vom Februar 2023, wie der deutsche Tagesspiegel schreibt. Wie die Türkei liegt auch Myanmar in einer tektonischen Hochrisikozone.
Unter Myanmar reiben sich die Kontinentalplatten von Indien und Eurasien. Sie sind auch für die Auffaltung des Himalaya-Gebirges verantwortlich. Diese bewegen sich in Nord-Süd-Richtung, wie Geowissenschaftler Marc Szeglat auf vulkane.net schreibt. Am Rande dieser beiden Platten sind zwei kleinere Teile, die Burma- sowie die Sunda-Platte, eingeklemmt. «Wie in einem Schraubstock», so Szeglat. Die beiden kleineren Platten sind von der sogenannten Sagaing-Störung voneinander getrennt und verschieben sich um etwa 18 bis 20 Millimeter pro Jahr.
«Die Region gleicht also einem seismischen Pulverfass. [...] Es ist zu befürchten, dass sich entlang der 1200 Kilometer langen Störung auch an anderen Stellen Spannungen aufgebaut haben, die sich in der nächsten Zeit in starken Erdbeben entladen könnten», schreibt der Geowissenschaftler.
Bereits in der Vergangenheit waren die Städte im heutigen Myanmar von Zerstörungen durch Erdbeben ausgesetzt. 2012 forderte ein Beben der Stärke 6,8 bereits Todesopfer. Für das Jahr 1930 ist ein Erdbeben der Stärke 7,3 dokumentiert.
Die Erdbeben vom Freitag gehen also auf die Sagaing-Störung zurück. Doch wie konnte das Erdbeben derartige Schäden in Bangkok und weiteren Teilen Thailands anrichten?
Der indische Erdbebenforscher und Direktor des India's National Centre for Seismology Dr. O. P. Mishra antwortet auf indiatoday.in auf genau diese Frage:
Unter Bodenverflüssigung verstehen Seismologen die Verflüssigung von ansonsten festen Untergründen. Solche treten häufig bei starken Erdbeben in sandigen Böden auf. Diese verhalten sich dann nicht mehr wie feste Materie, sondern eher wie Wasser. (leo)