International
Myanmar

Nach Erdbeben: UNICEF-Mitatbeiterin erklärt, warum Myanmar Hilfe braucht

Erdbeben in Myanmar und Thailand

1 / 10
Erdbeben in Myanmar und Thailand
Am 28. März bebte in Myanmar die Erde. Die Magnitude betrug 7,7.
Die Autobahn zwischen der Hauptstadt Naypyidaw und Rangun wurde aufgerissen.
quelle: keystone / nyein chan naing
Auf Facebook teilenAuf X teilen

«Plötzlich hat alles geschwankt» – zwei Schweizer berichten aus dem Erdbebengebiet

Ein starkes Erdbeben erschüttert Südostasien. In Bangkok geraten Menschen in Panik, Hochhäuser wanken, Gebäude stürzen ein. Ein Schweizer Tourist und eine UNICEF-Mitarbeiterin erzählen, was sie erlebten – und warum Myanmar nun besonders dringend Hilfe braucht.
28.03.2025, 11:3328.03.2025, 14:29
Mehr «International»

Es ist kurz vor halb zwei Ortszeit, als sich in Bangkok plötzlich alles bewegt. Erst langsam, dann immer deutlicher, bis klar ist: Die Erde bebt. Eine solche Szene kennt man sonst aus Japan oder Kalifornien – nicht aber aus der chaotischen, tropischen Hauptstadt Thailands.

Dementsprechend verwirrt war der Schweizer Kevin M.*, der zurzeit mit Freunden auf einer Thailandreise ist. «Ich dachte zuerst, ich hätte Kreislaufprobleme. Aber dann habe ich gemerkt: Nicht nur ich schwanke – das ganze Haus tut es», erzählt Kevin am Telefon, der gerade in der Sukhumvit Road wohnt – mitten in Bangkoks Ausgehviertel.

Er sei im fünften Stock seiner Ferienwohnung gewesen, als die Wände zu vibrieren begannen. Wie alle anderen sei er deshalb auf die Strasse gegangen, um sich vor möglichen Häusereinstürzen in Sicherheit zu bringen. Doch in Kevins Umgebung bleibt es vergleichsweise ruhig: «Ein paar leichte Nachbeben waren noch zu spüren, aber danach war wieder ziemlich schnell Alltag. Nur einen kleinen Teil der umliegenden Gebäude hat es wirklich getroffen.»

«Alle Hochhäuser wurden evakuiert»

Mona Meienberg war gerade in ihrem Büro, als das Beben kam. Sie arbeitet für UNICEF im Regionalbüro Ostasien und Pazifik – ebenfalls in Bangkok. «Wir haben erst nicht realisiert, dass es ein Erdbeben ist – nur ein seltsames Rütteln gespürt und den Boden vibrieren sehen.» Schnell sei daraufhin das gesamte Gebäude evakuiert worden. Praktisch die ganze Stadt habe sich auf den Strassen versammelt.

«Die Menschen stehen vor den Hochhäusern, die Läden sind zu, niemand darf mehr rein», sagt Meienberg am Telefon, während im Hintergrund ständig die Sirenen von Ambulanz und Polizei zu hören sind. Sie selbst wohnt in einem Hochhaus im 39. Stock, das noch gesperrt sei wegen Einsturzgefahr. Eingestürzte Häuser habe sie zum Glück nicht gesehen, doch die Angst vor Nachwirkungen sei in der Bevölkerung gross.

Mona Meienberg, UNICEF
Ist zurzeit in Thailand: UNICEF-Mitarbeiterin Mona Meienberg. Bild: zVg

Nun warte sie wie alle anderen auf eine Entwarnung durch die Behörden. «Niemand weiss so recht, was passiert. Viele Menschen stehen einfach draussen, einige haben Sonnenschutz aufgebaut, andere verteilen Wasser», sagt sie. Mehr Sorgen bereitet der UNICEF-Mitarbeiterin vor allem die Situation im Nachbarland – in Myanmar.

Bürgerkrieg im Epizentrum

Denn das Epizentrum des Bebens, das auch in Thailand spürbar war, lag in Myanmar. «Seit Jahren herrscht dort Bürgerkrieg, weshalb die staatlichen Strukturen stark angeschlagen sind. In so einer Situation sind Notfälle wie dieser fatal und es trifft die Menschen unvorbereitet», sagt Meienberg.

Ava Bridge Myanmar
Durch das Erdbeben eingestürzt: die 110 Meter lange Ava-Brücke bei Mandalay.Bild: Screenshot X

Für UNICEF sei die Lage dort besonders besorgniserregend. «Wir haben ein Country Office in Myanmar. Schon vorher war die Arbeit extrem schwierig – jetzt ist sie fast unmöglich. In solchen Krisen sind es leider oft Kinder und andere vulnerable Gruppen, die am meisten leiden.»

So könnten humanitäre Lieferketten zusammenbrechen und die Versorgung von Schulen, Spitälern und Familien werde zur logistischen Herausforderung. Meienberg sagt:

«Es ist die Art Krise, die leise verschwindet – weil sie sich in einem Kriegsland abspielt. Aber genau dort ist die Not jetzt am grössten.»

*(Name der Redaktion bekannt)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Erdbeben in Myanmar und Thailand
1 / 10
Erdbeben in Myanmar und Thailand
Am 28. März bebte in Myanmar die Erde. Die Magnitude betrug 7,7.
Die Autobahn zwischen der Hauptstadt Naypyidaw und Rangun wurde aufgerissen.
quelle: keystone / nyein chan naing
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Stärke von 7,4 bis 7,7 auf der Richterskala
Video: twitter
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
5
    Zölle hinterlassen tiefe Spuren bei Konjunkturaussichten +++ Trump «wäre gerne Papst»
    Unter Präsident Trump bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Hier findest du die aktuellen Entwicklungen rund um seine zweite Amtszeit.
    Zur Story