Verbrechen an asiatischen Menschen in den USA nehmen zu. Alleine in San Francisco wurde heute zwei Vorfälle gemeldet: Ein Asiate wurde am helllichten Tage verprügelt, während er mit seinem einjährigen Sohn im Kinderwagen unterwegs war. Er kannte den Angreifer nicht.
While pushing a 1-year old in a baby stroller, an Asian dad was beaten randomly on the streets of San Francisco (Mission Bay).
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) May 5, 2021
SF police immediately arrested the 26 year old attacker. Crazier—no words were even exchanged. The attack was completely random.pic.twitter.com/c4YZrX4Zk9
An einer Bushaltestelle wurden zwei ältere Asiatinnen mit einem Messer angegriffen. Die beiden Frauen kannten sich nicht, auch der Täter war ihnen vermutlich nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um ein Hassverbrechen handelt.
Viele solcher Übergriffe werden als «mutmasslich rassistisch» bezeichnet, da sie nicht immer eindeutig als solche eingeordnet werden können. Dennoch verzeichnen die Statistiken einen deutlichen Anstieg anti-asiatischer Hassverbrechen:
Gemäss einer Studie hat die Anzahl im ersten Viertel von 2021 im Vergleich mit 2020 um 164 Prozent zugenommen. Die Studie wurde vom Zentrum für Hassverbrechen und Extremismus der California State University durchgeführt und bezieht sich auf die Daten von 16 grossen Städten und Bezirken.
Woher kommt der plötzliche Anstieg? Wie Van C. Tran, Professor für Soziologie an der City University of New York, sagt, habe die Kriminalität währen der Pandemie grundsätzlich zugenommen. Doch die Angriffe auf asiatische Amerikanerinnen und Amerikaner seien explodiert – vor allem dort, wo ihr Bevölkerungsanteil relativ hoch sei. Die Zahlen sprechen für sich: Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 betrug der Zuwachs anti-asiatischer Hassverbrechen 2021 in San Francisco 180 Prozent, in New York gar 223 Prozent.
NYPD releasing new images of suspect in East Harlem who repeatedly stomped on 61-year-old Yao Pan Ma’s head, who is now in a coma fighting to stay alive. Remember, the victim was collecting cans for money when he was attacked. #StopAsianHate pic.twitter.com/9wSVzmuQnt
— CeFaan Kim (@CeFaanKim) April 26, 2021
Ein anfänglicher Anstieg anti-asiatischer Hassverbrechen fand im März und April letzten Jahres statt – parallel zum Anstieg der Coronafälle, schreibt die «NBC News». In diesem Zusammenhang könnte die Verwendung stigmatisierender Sprache zu einem Vermehren der Hassverbrechen beigetragen haben. Insbesondere der damalige US-Präsident Donald Trump hat im Zusammenhang mit der Pandemie immer wieder vom «China-Virus» gesprochen.
Eine Studie hat untersucht, wie die amerikanische Bevölkerung die Pandemie einordnet: Im Auftrag vom Center for Public Integrity (CPI) hat das internationale Marktforschungsinstitut Ipsos eine Umfrage mit 1001 amerikanischen Teilnehmenden durchgeführt. Die Auswertung ergab folgendes:
Des weiteren wurden auch Fragen dazu gestellt, wie besorgt man sei, sich in der Nähe bestimmter Personen aufzuhalten. Mit 91 Prozent äusserten die meisten Teilnehmenden Besorgnis über die Nähe einer hustenden oder niesenden Person. Eine weitere Frage legte den Fokus spezifisch auf asiatische Personen: «Wie besorgt wären Sie, wenn Sie jemandem mit asiatischer Abstammung nahe kommen würden?»
Die Antworten fielen folgendermassen aus:
In anderen Worten: Fast ein Viertel der Teilnehmenden wäre über die Nähe einer asiatischen Person besorgt – auch wenn diese gesund aussehen und eine Maske tragen würde. Ohne Maske steigt die Zahl der besorgten Teilnehmenden auf 46 Prozent.
Auch wenn gemäss Studien viele Menschen – insbesondere Asiatinnen und Asiaten selber – in Donald Trump den Übeltäter sehen, geht der Ursprung anti-asiatischer Hassverbrechen in der Geschichte schon viel weiter zurück. Dorinne Kondo, Professorin für American Studies und Ethnizität an der University of Southern California, sagt gegenüber der «Los Angeles Times»:
Auch Janelle Wong, Professorin für American Studies an der University of Maryland, betont, dass die anti-asiatische Haltung nicht mit Trump begonnen habe, er diese aber verschärft habe. Weiter sagt sie gegenüber «NBC News», dass asiatischen Amerikanerinnen und Amerikaner nebst anderen People of Color schon immer angegriffen worden seien.
Das Problem des Hasses gegenüber Asiatinnen und Asiaten geht also viel tiefer als ein erster Blick dies vermuten lässt. Es erstreckt sich über die Trump-Administration hinweg – es bestand sowohl vor ihm als auch nach ihm. Mit der Pandemie wurde das Problem lediglich sichtbarer.
So könnte der Anstieg der Hassverbrechen unter anderem auch darauf zurückzuführen sein, dass diese vermehrt gemeldet würden, so der Soziologe Tran. Er spricht von einem politischen Erwachen der amerikanischen Asiatinnen und Asiaten während der Pandemie. Die anti-asiatischen Attacken hätten mehr Aufmerksamkeit erhalten und somit den Aktivismus verstärkt. Insbesondere der Amoklauf in asiatischen Massagesalons in Atlanta sorgte für Schlagzeilen und rief den Hashtag #StopAsianHate ins Leben:
Bereits in seiner ersten Woche im Amt setzte Joe Biden ein Zeichen: Im Januar unterzeichnete er eine Massnahme, welche die Verwendung fremdenfeindlicher Sprache innerhalb der Bundesregierung verbietet.
In einer Anspielung auf Trumps chinafeindliche Sprache betonte er auch auf Twitter:
Words have consequences.
— President Biden (@POTUS) March 19, 2021
It’s called the coronavirus.
Full stop.
Doch der Weg bis zur Lösung des Problems ist noch weit, so die Soziologin Dorinne Kondo:
Der US-Senat anerkannte die Problematik und stimmte im April für die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes, berichtet die «BBC» – es soll den Anstieg der anti-asiatischen Hassverbrechen bekämpfen. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass eine Person im Justizministerium die Überprüfung von Hassverbrechen im Zusammenhang mit Covid-19 beschleunigt. Des weiteren sollen Zuschüsse bereitgestellt werden, um sowohl staatliche als auch lokale Meldesysteme zu verbessern. Mit 94 zu einer Stimme wurde diese Massnahme deutlich angenommen. Nun wird der Gesetzesentwurf an das Repräsentantenhaus übergeben, wo er vermutlich angenommen werde, so die BBC.
Es sei ein Anfang, so die Aktivistin Amanda Nguyen zu «BBC». Gesetze könnten zwar helfen, das Problem zu lösen, doch was die USA auch brauche sei ein kultureller Wandel.
Mit 26 zu 23 und 21 ist der Unterschied zwischen Rep, Dems und Indipendet nicht unerlässlich (25% mehr bei independent mehr als bei Rep.) aber jetzt auch nicht die Welt.
Trump scheint also auf alle politischen Lager den ungefähr gleichen Einfluss zu haben. Oder aber nur einen sehr geringen auf die Republikaner.
Oder es ist vielleicht auch nicht extrem hilfreich, immer auf Trump zu rekurrieren, wer weiss.