International
Deutschland

Nawalny-Vergiftung – Ärzte veröffentlichen ausführlichen Bericht

Nawalny-Vergiftung – Ärzte veröffentlichen ausführlichen Bericht

23.12.2020, 12:09
Mehr «International»

Der Fall Nawalny

1 / 11
Der Fall Nawalny
Der Kremlkritiker Alexej Nawalny wurde am 20. August in ein Krankenhaus in Sibirien eingeliefert. Nawalny hatte bei einer Reise in Sibirien in einem Flugzeug unter starken Schmerzen das Bewusstsein verloren.
quelle: sda / pavel golovkin
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Zu der von Russland bestrittenen schweren Vergiftung des Kremlgegners Alexej Nawalny haben Ärzte der Berliner Charité in der Fachzeitschrift «The Lancet» einen medizinischen Bericht veröffentlicht.

«In der Charité wurde eine schwere Vergiftung mit einem Cholinesterase-Hemmstoff diagnostiziert», teilte die Klinik am Mittwoch mit. Die Mediziner zeichnen in dem Artikel auf vier Seiten erstmals nach, welche Symptome das von Moskau in den 1980er Jahren entwickelte Nervengift der Nowitschok-Gruppe auslöst.

Demnach fiel Nawalny in ein Koma, der Herzschlag verlangsamte sich massiv, die Körpertemperatur sank auf 34.4 und zeitweise auf 33.5 Grad Celsius, hiess es in dem Artikel, der mit Einverständnis des Patienten erschien. Russland bestreitet bis heute, dass Nawalny am 20. August in der sibirischen Stadt Tomsk vergiftet wurde.

Ärzte in der Klinik in Omsk hatten dem 44-Jährigen zum Entsetzen anderer Kollegen lediglich eine Stoffwechselstörung bescheinigt. Moskau hatte immer wieder Beweise für eine Vergiftung gefordert. Die Ärzte der Charité verwiesen darauf, dass sie Nawalny nach seiner Ankunft am 22. August Blut- und Urinproben abgenommen hätten.

Ein Labor der deutschen Streitkräfte fand später heraus, dass es sich bei dem Gift um einen verbotenen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe handelte. Das wurde von drei weiteren Labors in Frankreich, in Schweden und bei der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) bestätigt. Russland tut die Vorwürfe als politische Kampagne ab.

Alexej Nawalnys erstes Video-Interview nach seiner Vergiftung

Video: watson

Die Ärzte verglichen die Wirkungsweise des Nervengifts Nowitschok mit denen von Organophosphaten, die zur chemischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Sie vermuten, dass Nawalny überlebte, weil er nach Einsetzen der Symptome sehr schnell behandelt wurde - unter anderem mit dem als Gegengift genutzten Atropin und mit künstlicher Beatmung.

Nawalny hatte dem Bericht zufolge grosses Glück, dass der Anschlag nicht schlimmer ausgegangen ist. «Sein guter Gesundheitsstatus vor der Vergiftung hat wahrscheinlich seine Erholung begünstigt», stellten die Ärzte fest.

Der Oppositionelle macht ein unter dem Befehl von Kremlchef Wladimir Putin agierendes «Killerkommando» des Inlandsgeheimdienstes FSB verantwortlich für den Giftanschlag. Der Kreml weist das zurück und wirft Nawalny «Verfolgungswahn» vor. Deutschland hingegen hält Russland für den Anschlag verantwortlich. Russland reagierte auf Sanktionen der EU im Fall Nawalny mit Gegensanktionen. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alexej Nawalny
1 / 6
Alexej Nawalny
Der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny ist zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.
quelle: x90156 / maxim shemetov
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Füürtüfäli
23.12.2020 16:34registriert März 2019
Zusammengefasst lässt sich sagen: Putin hat nichts mit dem Ukrainekonflikt zu tun. Putin hat nichts mit dem Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges 17 zu tun. Putin hat nichts mit dem jüngsten Cyber-Gau in den USA zu tun. Putin hat nichts mit dem Giftanschlag auf Nawalny zu tun. Putin hat nichts mit den Dopingskandalen russischer Sportler zu tun. Putin hat nichts mit der Einmischung in die US-Wahl(en) zu tun. Eigentlich hat Putin gar nichts zu tun, außer erhobenen Hauptes auf Pferden zu sitzen, mit geschwellter Brust.
388
Melden
Zum Kommentar
10
Nicht nur am Gotthard – wo es an Ostern im In- und Ausland sonst noch staut
Viele nutzen das verlängerte Osterwochenende für eine Reise ins Ausland. Ob Städtetrips oder an idyllische Orte – die Reiseziele sind vielseitig und die Vorfreude riesig. Aber Obacht! Damit du deine wertvolle Zeit nicht mit Warten verbringst, solltest du dich vorab über den Osterstau informieren.

Du fährst auf der Autobahn, hast (noch) gute Laune, hörst deine Lieblingsmusik und bist in Gedanken schon an deinem Reiseziel. Alles läuft prima, bis du plötzlich eine lange Schlange an Autos vor dir stehen hast. «Mist, Stau! Kann ja nicht so lange dauern», denkst du dir. Es vergehen 5 Minuten, 15 Minuten, 30 Minuten und je länger du stehst, desto ungeduldiger wirst du. Hättest du dich doch besser früher über die Verkehrslage informiert!

Zur Story