Deutsche Prominente haben in einem erneuten offenen Brief Politikerinnen und Politiker dazu aufgefordert, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine durch Verhandlungen zu beenden. Zudem stellen die Prominenten infrage, ob Waffenlieferungen der richtige Weg seien.
In dem Appell mit dem Titel «Waffenstillstand jetzt!», der am Mittwoch in der Wochenzeitung «Die Zeit» veröffentlicht wurde, fordern bekannte deutsche Persönlichkeiten wie der Philosoph Richard David Precht, Schriftstellerin Juli Zeh sowie Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar einen «konzertierten Vorstoss» für Verhandlungen.
Europa stehe vor der Aufgabe, den Frieden auf dem Kontinent wiederherzustellen und ihn langfristig zu sichern. Hierzu bedarf es der Entwicklung einer Strategie zur möglichst raschen Beendigung des Krieges, heisst es im Brief. Je länger die derzeitigen westlichen Massnahmen andauerten, desto unklarer werde, «welches Kriegsziel mit ihnen verbunden ist».
Eine weitere Fortsetzung des Krieges würde Tausende weitere Kriegsopfer bedeuten, heisst es. Auch die humanitäre Notlage auf der ganzen Welt – darunter die Hungersnot in Afrika – könnte sich weiterhin zuspitzen. Zudem bestehe die Gefahr einer atomaren Eskalation. Allerdings heisst es auch:
Der Militärexperte Carlo Masala hat sich auf Twitter kritisch zu dem offenen Brief geäussert. Er schreibt:
Im Twitter-Thread kritisiert er ausserdem, der offene Brief spreche wichtige Punkte gar nicht an:
Im Brief werde zu Recht darauf hingewiesen, dass der «regionale Krieg» viele globale Konsequenzen habe, so Masala. Aber da gebe es nur einen Verursacher: Russland.
Dann zieht der Politikwissenschafter noch einen historischen Vergleich zwischen dem aktuellen Ukraine-Krieg und Nazideutschland kurz vor dem Zweiten Weltkrieg:
Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, zeigte sich auf Twitter empört: «Nicht schon wieder, was für ein Haufen pseudointellektueller Versager. Sie alle sollten sich endlich mit ihren defätistischen Ratschlägen zum Teufel scheren», so der streitlustige Diplomat.
Der Sicherheitsforscher Georg Löfflmann, Assistenzprofessor an der University of Warwick, zieht ebenfalls ein kritisches Fazit, was den Inhalt des offenen Briefes betrifft:
Ja.
Bereits im April hatten Prominente einen offenen Brief an den deutschen Kanzler Olaf Scholz verfasst. Darin wurde der SPD-Politiker aufgefordert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Damals initiierte die Feministin Alice Schwarzer den Brief, der von 28 Erstunterzeichnern unterstützt wurde. Viele andere Prominente und Fachleute reagierten damals kritisch auf die Forderungen.
Die in Polen geborene deutsche Journalistin und Autorin Alice Bota kommentiert nun:
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)