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X wegen Cyberattacke down – Russland-freundliche Gruppe im Verdacht

Elon Musk walks on South Lawn of the White House, in Washington, Sunday, March 9, 2025. (AP Photo/Jose Luis Magana)
Elon Musk
Musk beschuldigt die Ukraine – doch hinter den jüngsten DDoS-Attacken steckt wohl eine Russland-freundliche Hacktivistengruppe.Bild: keystone

X down – Russland-freundliche Hacktivstengruppe bekennt sich zu Cyberangriff

Nach dem weltweiten Ausfall seiner Social-Media-Plattform X spricht Elon Musk von einer «massiven Cyberattacke» und erhebt unbelegte Vorwürfe gegen die Ukraine. Derweil übernimmt eine angeblich pro-palästinesische Hacktivistengruppe die Verantwortung.
11.03.2025, 04:3114.03.2025, 09:09
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Störungen haben am Montag mehrfach zu einem weltweiten Ausfall der Social-Media-Plattform X geführt. Die Website war für Userinnen und User zeitweise nicht erreichbar. Der Besitzer Elon Musk sprach von einer «massiven Cyberattacke» und wies indirekt der Ukraine die Schuld zu. Allerdings gibt es Hinweise, die auf eine Russland-freundliche Gruppe schliessen lassen.

Disclaimer: Die ursprüngliche Meldung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA wurde überarbeitet und mit zusätzlichen Informationen ergänzt.

Wie war X betroffen?

Die Website allestörungen.ch vermeldete für X am Montag kurz vor 11 Uhr über 900 Meldungen in der Schweiz. Die Störungen verteilten sich zu zwei Drittel auf die Website und zu einem Drittel auf Nutzungen über die App. Die meisten Meldungen stammten aus den Regionen Zürich, Basel und Bern. Die Plattform war am Mittag während rund 30 Minuten nicht erreichbar.

Der Ausfall wurde international registriert. Über 21'000 Meldungen wurden laut Website in den USA verzeichnet. Auch in Rumänien, Thailand, Südafrika, Argentinien und Neuseeland kam es zu Meldungen.

Eine zweite Störung trat am Nachmittag ab circa 14.30 Uhr für ebenfalls rund 30 Minuten auf. Die Hintergründe waren zunächst nicht klar.

Wie hat Musk reagiert?

Indem er bei X ungeprüfte und wahrscheinlich falsche Behauptungen verbreitete.

Die Information über eine anhaltende Cyberattacke veröffentlichte Musk als Kommentar zu einem anderen Post auf seiner Social-Media-Plattform. Dieser stellte, ohne Beweise zu liefern, eine Verbindung zwischen den Demonstrationen gegen Musks US-Regierungsabteilung für staatliche Effizienz (Doge), den «angegriffenen» Tesla-Geschäften und der aktuellen Panne auf X her.

Später sagte Musk im TV-Sender Fox Business Network, man sei zwar immer noch nicht sicher, was genau passiert sei – aber die Attacke sei von IP-Adressen «aus dem Gebiet der Ukraine» ausgegangen. Belege dafür gab es zunächst nicht.

IP-Adressen, die Computer beim Zugang zum Internet zugeteilt bekommen, sind sehr leicht zu fälschen oder zu verschleiern. IT-Sicherheitsexperten verlassen sich deshalb nie darauf, wenn sie die Herkunft einer Cyberattacke feststellen wollen.

Elon Musk hat schon wiederholt unbelegte Vorwürfe gegen die von Russland überfallene Ukraine und deren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erhoben. Im Geheimen führte der Techmilliardär während Jahren Gespräche mit dem russischen Diktator Wladimir Putin.

Zudem hatte Musk in der Vergangenheit auch schon ohne Beweise behauptet, dass Cyberangriffe technische Probleme bei X verursacht hätten. So wurde 2024 ein Interview mit Präsident Trump verschoben, das über die Social-Media-Plattform ausgestrahlt werden sollte.

Wer steckt wirklich hinter den DDoS-Attacken?

Das steht nicht zweifelsfrei fest.

Die Hacktivistengruppe Dark Storm behauptete in ihrem (inzwischen abgeschalteten) Telegram-Kanal, hinter den DDoS-Angriffen zu stecken, die am Montag zu weltweiten Ausfällen bei X führten, woraufhin X den DDoS-Schutz von Cloudflare aktivierte.

Bei Dark Storm Team handelt es sich um eine angeblich pro-palästinensische Gruppierung, die 2023 erstmals in Erscheinung trat. Sie nahm Organisationen in Israel, Europa und den USA ins Visier, die Israels militärischen Angriff auf Gaza nach dem Terroranschlag und Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 unterstützten.

Die Gruppe hat wiederholt mit pro-russischen Hacktivisten kooperiert und nutzt diese Partnerschaften, um ihre kriminellen Aktivitäten auszuweiten. Neben ideologisch motivierten Attacken auf Israel und seine Verbündeten bietet das Dark Storm Team seine Angriffs-Infrastruktur anderen Cyberkriminellen gegen Bezahlung an und verkauft über seine Kanäle Hacking-Tools.

Mehrere unabhängige Analysen kamen zum Schluss, dass Dark Storm «höchstwahrscheinlich» Verbindungen zu russischen Cybereinheiten hat. Insbesondere soll es eine Kooperation mit NoName057(16) gegeben haben – also der Gruppe, die mit DDoS-Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur und die der NATO bekannt wurde und auch wiederholt Ziele in der Schweiz attackierte.

Die Ausrichtung von Dark Storm auf russische Interessen werde auch durch ihre Angriffsmuster deutlich, hält der Cybersicherheits-Experte Sigmund Brandstaetter in einem bei medium.com publizierten Beitrag fest.

«Während sich die primären Angriffe auf israelische und westliche Einrichtungen konzentrieren, haben sekundäre Kampagnen kritische Infrastrukturen in Ländern gestört, die sich der geopolitischen Agenda Russlands widersetzen, wie der Ukraine und den baltischen Staaten.

Dieses Angriffsmuster passt perfekt zur Strategie des Kremls, Stellvertretergruppen einzusetzen, um Gegner zu destabilisieren, ohne dass diese direkt zur Verantwortung gezogen werden können.»

Elon Musk sei diese Tatsache offensichtlich nicht aufgefallen, oder sie passte nicht zu seiner eigenen (Russland-freundlichen) Agenda, hält Brandstaetter fest. Womit der Techmilliardär hingegen recht haben könnte, sei die Vermutung, dass an der massiven Cyberattacke gegen seine Social-Media-Plattform ein Staat beteiligt war:

«Das Ausmass und die Raffinesse des Angriffs – der eine Koordination über Hunderttausende von IP-Adressen hinweg erforderte – übersteigen die Fähigkeiten typischer Hacktivisten und deuten auf externe Ressourcen hin. Cybersicherheitsanalysten gehen davon aus, dass Dark Storm als halbautonomer Stellvertreter für russische Geheimdienste fungieren könnte.»

Ein von Dark Storm verwendeter Telegram-Kanal war am Dienstag gesperrt, wegen Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen, wie Telegram mitteilte.

X basiert auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, den Musk im Herbst 2022 für rund 44 Milliarden Dollar kaufte. Nach der Übernahme gab es zunächst mehrfach technische Probleme, weil er bei der Infrastruktur den Rotstift ansetzte.

Musk ist aktuell ein Vertrauter von US-Präsident Donald Trump und als angeblicher Kostensenker in der US-Verwaltung unterwegs. Seine Rolle und seine Vorgehensweise sorgen für Kritik und Proteste in den USA.

Quellen

(dsc)

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89 Kommentare
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Nony
11.03.2025 06:05registriert Februar 2019
Wenn Elmo auch nur ansatzweise glaubt, was er da gesagt hat, dann ist er wirklich die IT Nulpe, für die ich ihn schon länger halte.
2014
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lumpensammlerin
11.03.2025 05:48registriert Mai 2019
Wenn es jemand schafft, einen Service wie X durch Attacken in die Knie zu zwingen, wird die Gruppe/Person es easy schaffen, den IP-Adressen die Herkunft "Ukraine" zu geben.
Elon Musk als Besitzer weiss das hoffentlich...

Zudem hat die Ukraine gerade weit besseres zu tun, als X anzugreifen.
1723
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BG1984
11.03.2025 05:47registriert August 2021
Läuft gerade nicht so für Musk. :)
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