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Französischer Künstler Ben gestorben

FRANCE - ARTIST BEN - PORTRAIT - BEN S STUDIO AND HOUSE - NICE - 6 AUGUST 2020 FRANCE - ARTISTE BEN - PORTRAIT - ATELIER ET MAISON DE BEN - NICE - 6 AOUT 2020 Portrait and Interview of the Contemporar ...
Benjamin Vautier alias Ben, 2020.Bild: www.imago-images.de

Französischer Künstler Ben gestorben

05.06.2024, 13:2405.06.2024, 16:37
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Der schweizerisch-französische Künstler Ben ist tot. Er ist der Urheber des Schriftzugs «la Suisse n'existe pas» im Schweizer Pavillon der Weltausstellung 1992 im spanischen Sevilla. Das sorgte in der Schweizer Politik für einen Skandal.

Wie mehrere Medien einstimmig berichteten, wurde Ben Vautier am Mittwoch leblos in seinem Haus in Nizza an der Côte d’Azur aufgefunden. Laut dem Fernsehsender «BFMTV» ist eine Untersuchung eingeleitet worden, um die Todesursache festzustellen. Die Zeitung «Le Monde» berichtete, er habe kurz zuvor seine Frau Annie verloren.

Der 1935 in Neapel geborene Künstler – mit bürgerlichem Namen Benjamin Vautier – war bekannt für seine handgeschriebenen Sprachelemente und Schlagwörter in weisser Schrift auf unifarbenem Grund. Die Kultur habe eine Legende verloren, schrieb die französische Kulturministerin Rachida Dati auf der Plattform X.

Ben war Mitglied der Fluxus-Bewegung, in deren Mittelpunkt eine vitale erzählerische Bildsprache steht. Sprach-Versatzstücke, Comic-Elemente oder Graffiti werden darin frei kombiniert. Er bediente sich der Ironie als Stilmittel.

Seine Werke sind in den grössten privaten und öffentlichen Sammlungen der Welt vertreten, darunter im MoMA in New York und im Musée National d’Art Moderne in Paris.

Mit Steuern bezahlter Nestbeschmutzer

Mit dem provokativen Schriftzug «Suiza non existe» im offiziellen Schweizer Pavillon in Sevilla löste der Künstler vor allem bei bürgerlichen Politikern in der Schweiz Empörung aus. Das Parlament hatte 28 Millionen Franken für den Pavillon bewilligt.

Im Gegensatz zu Einzigartigkeit und Leistungsfähigkeit, wie sie andere Nationen zeigten, setzte die Schweiz auf Ironie, Witz und kritische Selbstschau. Neben Ben präsentierten das Duo Fischli/Weiss, Bernhard Luginbühl oder Daniel Spoerri Werke. Heidi und Schokolade blieben auf den Kiosk begrenzt. International erhielt der Pavillon viel Lob und verzeichnete schliesslich rund zwei Millionen Besucherinnen und Besucher.

Das Schriftbild von Ben rief im Parlament mehrere Vorstösse hervor. Der damalige Aargauer Ständerat Willy Loretan (FDP) reagierte geharnischt. Der SVP-Nationalrat Maximilian Reimann (AG) stiess sich an «provokativen und destruktiven» Elementen. Ein weiterer SVP-Nationalrat sah «eine Schande für unser Land» und eine «Zumutung für jeden Besucher».

Delegation verlangt Änderungen

Die Lega und die damals noch im Nationalrat vertretenen Schweizer Demokraten argwöhnten, die Schweiz werde mit Steuergeldern lächerlich gemacht. Sie forderten vom Bundesrat, «dem heimatverachtenden Wirken» sofort ein Ende zu setzen.

Eine eigens nach Sevilla gereiste Parlamentarierdelegation verlangte Änderungen am Pavillon – vergeblich. Der 1998 verstorbene Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz versuchte die Wogen zu glätten. Kunst lasse sich nicht verordnen, sagte er im Parlament. In all dem Trubel blieb ein anderer Schriftzug von Ben im Pavillon praktisch unbeachtet: «Je pense, donc je suisse». (sda/dpa)

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