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Hongkong: China lässt an Grenze Truppen aufmarschieren

This satellite image captured on Monday, Aug. 12, 2019, provided by Satellite image ©2019 Maxar Technologies appears to show Chinese security force vehicles inside the Shenzen Bay Sports Center in the ...
Satellitenaufnahmen zeigen chinesische Truppen im Shenzen Bay Sports Center.Bild: AP

Achtung Hongkong, hier kommen die Chinesen!

Inmitten der demokratischen Proteste in Hongkong lässt China Truppen an der Stadtgrenze auffahren. Videos und Satellitenaufnahmen zeigen Dutzende Militärfahrzeuge –, die angeblich nur für eine Übung verlegt werden.
14.08.2019, 13:20
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t-online

Während die Massendemonstrationen gegen die Ausweitung chinesischen Einflusses auf Hongkong anhalten, bringt das kommunistische China Truppen an der Grenze in Stellung.

Mehrere staatliche Medien zeigten am Montag offenbar professionell produzierte Videos von Militärfahrzeugen, darunter offensichtlich Schützenpanzer, die in Konvois im nahegelegenen Shenzhen zusammengezogen werden. Die Millionenmetropole ist nur wenige Kilometer von der Grenze Hongkongs entfernt.

Offiziell: «Gross angelegte Übungen»

Den Angaben zufolge handelt es sich um zwei Dutzend gepanzerte Truppentransporter und weitere Militärfahrzeuge der sogenannten «Bewaffneten Volkspolizei». Die Paramilitärs sollen laut der staatlichen Zeitung «Global Times» angeblich «gross angelegte Übungen» in Shenzhen abhalten. Ein ähnliches Manöver mit Tausenden Polizisten hatte es in Shenzhen schon in den vergangenen Wochen gegeben.

Beobachter werten die Verlegung der Truppen allerdings als massive Drohgebärde des kommunistischen Zentralstaats gegenüber der demokratischen Sonderverwaltungszone Hongkong, bei den weiter andauernden Protesten militärisch zu intervenieren. Schon Anfang August hatte die Volksbefreiungsarmee martialische Propagandaaufnahmen veröffentlicht, wie oben im Video zu sehen ist. Wenig später folgten erste Polizeimanöver in Shenzhen.

Wie auch oben im Video zu sehen: Luftbilder zeigen die massive Truppenbewegung.
Wie auch oben im Video zu sehen: Luftbilder zeigen die massive Truppenbewegung.Bild: Screenshot: Twitter/Global Times

«Bewaffnete Volkspolizei» ist Teil der Streitkräfte

Die sogenannte «Bewaffnete Volkspolizei» ist innerhalb der chinesischen Streitkräfte für die Bekämpfung von Aufständen, Massenprotesten und Terrorismus zuständig. Im Nachgang der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989 übernahmen die Paramilitärs die Kontrolle über die Hauptstadt. Begleitet wurde die aktuelle Truppenverlegung, die auch auf privaten Aufnahmen zu sehen war, von einer Verschärfung des Tonfalls seitens der Kommunisten in China.

Immer energischer mahnt die Zentralregierung, die Ordnung in der Sonderverwaltungszone wiederherzustellen und die Gewalt zu beenden. Yang Gang, der Sprecher der für Hongkong zuständigen chinesischen Behörde, warf den Demonstranten am Montag «erste Anzeichen von Terrorismus» vor. In den letzten Tagen hätten «radikale Demonstranten» wiederholt Polizisten mit «äusserst gefährlichen Werkzeugen» angegriffen.

Das sei eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Menschen in Hongkong. Die angeblichen «Kriminellen» müssten so schnell wie möglich vor Gericht gebracht werden, sagte der Sprecher weiter. Die Polizei Hongkongs präsentierte derweil demonstrativ neue Wasserwerfer.

China will US-Kriegsschiffe nicht in Hafen von Hongkong lassen

Die chinesische Regierung hat nach Angaben der USA zwei amerikanischen Kriegsschiffen einen Aufenthalt im Hafen von Hongkong verweigert. Die Regierung in Peking habe entsprechende Anfragen abgelehnt, hiess es am Dienstag aus dem US-Aussenministerium.

Der Aufenthalt der beiden Schiffe in Hongkong habe «in den nächsten paar Wochen» stattfinden sollen. Einzelheiten wurden nicht genannt. Die US-Seite verwies für weitere Details an die Regierung Chinas.

US-Aussenminister Mike Pompeo hatte sich am Dienstagmorgen in New York mit dem obersten Aussenpolitiker Chinas, Yang Jiechi, getroffen. Das US-Aussenministerium teilte danach – auffallend knapp – mit, die beiden hätten einen «ausgedehnten Meinungsaustausch» über die Beziehungen zwischen den USA und China gehabt.

«Hongkong geht Euch nichts an»

Eine Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums kritisierte am Mittwoch anhaltende Einmischungen der USA. Die Belange Hongkongs seien ausschliesslich Chinas innere Angelegenheit. US-Politiker seien weder berechtigt noch qualifiziert, dazu Stellung zu nehmen. «Kümmert Euch um eigene Angelegenheiten», sagte Sprecherin Hua Chunying. «Hongkong geht Euch nichts an.»

Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird seit der Rückgabe 1997 an China als eigenes Territorium autonom regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik geniessen die Hongkonger das Recht auf freie Meinungsäusserung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. Diese Rechte sehen viele nun in Gefahr.

Chinas Regierung hatte zuletzt immer energischer gemahnt, die Ordnung in der Sonderverwaltungszone wieder herzustellen und die Gewalt zu beenden.

(jmt/Axel Krueger/sda/jaw)

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Hongkong: Neuste Bilder der Proteste und vom Generalstreik
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Hongkong: Neuste Bilder der Proteste und vom Generalstreik
Zahlreiche Demonstranten versammeln sich am Montag am Gebäude der Zentralregierung.
quelle: ap / vincent thian
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Demonstranten machen vorbildlich Platz für Rettungswagen
Video: srf
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ferienpraktiker
14.08.2019 13:39registriert Juni 2017
Ich denke, die Chinesen werden nicht mehr allzu lange zuschauen und bald mal ihre treuen Truppen nach HKG reinschicken. Dann wird's vermutlich richtig hart für die Demonstranten. Bis dahin wird hinter den Kulissen vermutlich schon mal diskutiert, wie man den Schaden der Welt dann "verkaufen" kann....Alle werden sich dann umgehend bei der Regierung in Peking beschweren und anschliessend weiter Geschäfte mit ihnen betreiben - Business as usual.
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ninolino
14.08.2019 14:03registriert Juni 2019
"... bringt das kommunistische China ..."

China ist nicht im entferntesten kommunistisch, sondern eine lupenreine Polizeidiktatur.
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Linus Luchs
14.08.2019 15:48registriert Juli 2014
Vor etwas mehr als 30 Jahren wurde in Peking die Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz blutig niedergeschlagen. Wenn ich die Berichte und Fotos über den chinesischen Truppenzusammenzug sehe, wird mir angst und bang um die Protestierenden in Hong Kong. Ihr Gegenüber ist die Armee einer gnadenlosen Diktatur. Was jetzt vielleicht noch helfen könnte, ist die klare Ansage möglichst vieler gewichtiger Staaten: "Wenn ihr den Demonstranten Gewalt antut, dann sistieren wir die Handelsverträge mit China." Aber dazu müssten sich diese Staaten einigen, und die Zeichen stehen weltweit auf Egotrip.
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