Neu-Delhi gehört zu den Städten mit der weltweit schlechtesten Luftqualität. Seit Wochen ist die Hauptstadt eingehüllt in dichten Smog. Insbesondere während der Wintermonate erreicht die Luftverschmutzung in Neu-Delhi regelmässig hohe Werte.
In diesem Jahr sind die Werte besonders hoch. So hoch, dass man den Smog auf Satellitenbildern sieht. Die Stadt verzeichnet die schlechteste Luftqualität seit fünf Jahren. Die Staubbelastung wird als «schwerwiegend» eingestuft. Der Luftqualitätsindex liegt in Neu-Delhi bei 1100. Ein Index von 0 bis 50 bedeutet, dass die Luft gut ist. Werte ab 300 gelten als gefährlich.
Erste Massnahmen sind verhängt worden: Schwere Fahrzeuge dürfen nicht mehr in die Stadt fahren. Viele Schulen sind geschlossen, Bauarbeiten abgebrochen und Flüge gestrichen worden.
Neben den zahlreichen Emissionen durch Verkehr, Bauarbeiten und illegale Müllverbrennung treten zwei weitere Faktoren auf: Die Temperaturen sinken und wenn der Wind schwach bleibt, bleibt der Smog in der Stadt hängen. Zusätzlich wird die Luftverschmutzung durch das Abbrennen von Ernterückständen verstärkt.
Viele Bauern brennen ihre Reisfelder ab, um neue Pflanzen anzubauen. Die Praxis ist illegal und wird mit hohen Geldstrafen gebüsst, sie wird aber dennoch angewendet, da sie eine kostengünstige Methode zur Beseitigung der Rückstände ist.
Die Bewohnerinnen und Bewohner vergleichen die Lage mit einer Apokalypse. Wer es sich leisten kann, flieht aus der Stadt, sagt ein Betroffener gegenüber der britischen Zeitung Guardian. Eine weitere Person berichtet, dass sie aufgrund der Luftverschmutzung krank geworden sei: «Wenn ich meinen Arbeitsplatz erreiche, bin ich schon erschöpft. Ich bekomme Atemnot und habe ein brennendes Gefühl in Augen und Nase.» Am Arbeitsplatz sei ein Luftreiniger vorhanden. Diesen würde sie sich gerne auch für sich und ihre Kinder anschaffen. Doch der koste drei Monatsgehälter.
Schlechte Luftqualität kann zu Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs führen. Experten zufolge verkürzt die giftige Luftqualität in der Stadt die Lebenserwartung der Einwohner um durchschnittlich sieben Jahre.
«Politiker und Politikerinnen beschränken sich auf kurzfristige Massnahmen, die aber die Emissionen nicht an der Wurzel bekämpfen», sagt Maren Peters, Südasien-Korrespondentin von SRF in einem Interview. Niemand würde die Verantwortung übernehmen. (cst)