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Iran: Warum die iranische Frauenbewegung für den politischen Wandel zentral ist

Warum die iranische Frauenbewegung für den politischen Wandel im Iran zentral ist

Seit Monaten dauern die Proteste gegen das iranische Regime nun schon an. Auslöser war nicht zum ersten Mal die iranische Frauenbewegung - ein Muster, das sich seit der Gründung des Gottesstaates wiederholt.
08.03.2023, 10:2708.03.2023, 13:05
Michael Wrase / ch media
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Die Proteste gegen das iranische Regime sind vor allem Frauenproteste.
Die Proteste gegen das iranische Regime sind vor allem Frauenproteste.bild: keystone

Es war Ayatollah Khomeini, der den iranischen Frauen den Krieg erklärt hatte. Wenige Wochen nach dem Sieg der Revolution im Jahr 1979 verkündete er in einer Rede, dass es fortan ihre «heilige Pflicht» sei, den Hijab (Kopftuch) zu tragen. Gleichzeitig setzte der Geistliche das von der iranischen Frauenbewegung errungene «Gesetz zum Schutz der Familie» aus dem Jahr 1967, das vor allem die Bereiche Ehe und Scheidung betraf, ausser Kraft.

Die Antwort der Betroffenen liess nicht lange auf sich warten. Am 8. März 1979, dem internationalen Frauentag, gingen Zehntausende, Frauen und Männer, auf die Strassen, um gegen das frauenfeindliche Vorgehen der neuen Machthaber in Teheran zu demonstrieren. Die landesweiten Proteste dauerten vier Tage, bis sie von der Polizei brutal niedergeschlagen wurden.

Sukzessive setzte der islamische Staat die neue Kleiderordnung durch. Das neue Ehe - und Familienrecht privilegierte die Männer, die nun entscheiden konnten, ob ihre Töchter heiraten, studieren oder arbeiten dürfen. Erst zu Beginn der 90er Jahre gelang es den iranischen Frauen eine Lockerung der repressiven Kleiderordnung durchzusetzen.

Der Hijab rutschte nun immer weiter nach hinten. Auch die Kleider wurden kürzer und enger, die Lippenstifte immer greller. Im Jahr 2014 begannen die iranischen Frauen sogar, ihr Kopftuch in der Öffentlichkeit ganz abzulegen.

Und wieder protestierten die Frauen

Die meisten iranischen Frauen hatten bis zu diesem Zeitpunkt noch gehofft, politische Reformen innerhalb des islamischen Systems durchsetzen zu können. Erst ab 2017 wurden die Stimmen derjenigen, die einen «Regime-Change» in Teheran forderten, langsam lauter. Auf Orkanstärke schwollen die Stimmen der Wut und Entrüstung im Iran allerdings erst nach der Machtübernahme von Präsident Ibrahim Raisi im August 2021 an.

Der reaktionäre Geistliche wollte sein Land wieder zu «islamischen Tugenden» zurückführen. Mit seinem repressiven Handeln sorgte Raisi jedoch dafür, dass der ohnehin tiefe Graben zwischen der herrschenden Geistlichkeit und der iranischen Zivilgesellschaft unüberbrückbar wurde.

«Zan, Zendegi, Azadi» - Frau, Leben, Freiheit - lautet seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini der Slogan der Protestbewegung. Mit der öffentlichen Verbrennung von Kopftüchern, dem Symbol für die Unterdrückung der Frau seit der Revolution von 1979, sagten sie dem Regime den Kampf an.

«Die Protestwelle in Aminis Namen», betont der iranische Politikwissenschaftler Homayoun Alizadeh, «ist ein Zeichen für die breite Unterstützung der politischen Macht und Handlungsfähigkeit von Frauen, die für den politischen Wandel im Iran von zentraler Bedeutung ist». (aargauerzeitung.ch)

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