Nach dem verheerenden Raketenangriff auf ein Gebiet in der Nähe der Stadt Rafah im Gazastreifen, bei dem mindestens 45 Personen starben, versucht Israel mit beschwichtigenden Worten, den internationalen Aufschrei zu lindern.
In einer Rede vor dem Parlament am Montagabend gestand Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass beim Luftangriff tragischerweise etwas schiefgelaufen sei: «Wir werden den Vorfall untersuchen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. So läuft das bei uns.»
Netanjahus Aussage folgt auf grossen internationalen Druck. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron forderte einen Stopp der Militäroperation auf die Stadt Rafah und eine sofortige Waffenruhe. Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck wirft Israel völkerrechtswidriges Vorgehen vor, und auch der britische Aussenminister David Cameron sprach sich für eine schnelle, umfassende und vor allem transparente Aufklärung des Unglücks aus. Ausserdem verfügte der Internationale Gerichtshof in Den Haag den sofortigen Stopp der Militäroperation in Rafah.
Israel gibt an, beim Raketenangriff die beiden hochrangigen Hamas-Mitglieder Jassin Rabia und Chaled Nagar getötet zu haben. Es habe sich dabei um legitime militärische Ziele gehandelt. Die beiden Terroristen hätten sich bewusst unter Zivilisten versteckt. «Israel ist bemüht, die zivilen Opfer so gering wie möglich zu halten», erklärte Regierungssprecher Avi Hyman, «jeder Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung ist schwerwiegend und furchtbar.» Vor dem Angriff seien verschiedene Sicherheitsmassnahmen ergriffen worden. So sei «Präzisionsmunition» zum Einsatz gekommen. Ausserdem habe die Luftüberwachung im Vorfeld des Angriffs ergeben, dass keine Gefahr für Zivilpersonen bestehe.
Dies stellte sich als Irrtum heraus.
Ärzte im von der Hamas kontrollierten Gebiet zeichnen indes ein grauenhaftes Bild der Attacke. Unter den 45 Toten seien viele Kinder, Frauen und ältere Menschen. Sie seien von der Wucht der Explosion regelrecht zerfetzt worden. Der Angriffsort befände sich ausserdem in einem Schutzgebiet für vertriebene Flüchtlinge.
Dem widerspricht die israelische Armee. Der Angriff habe sich deutlich ausserhalb der vordefinierten Schutzzone ereignet. Eine entsprechende Karte wurde auf verschiedenen sogenannt sozialen Medien gestreut.
Last night, the @IAFsite carried out an intelligence-based precise strike that targeted senior Hamas terrorists in Tal as Sultan.
— Israel Defense Forces (@IDF) May 27, 2024
Contrary to Hamas' lies and misinformation, the strike did not take place in the Al-Mawasi Humanitarian Area.
This is the area where the strike… pic.twitter.com/IiyOdnQfx9
Die Gültigkeit der Karte wird wiederum angezweifelt. Israel habe die aufdoktrinierte Sicherheitszone zuvor selbst erweitert.
Videomaterial einer Militärdrohne, gesichtet von Journalisten der «New York Times», zeigt, dass der Angriff einer Ansammlung aus verschiedenen Containern und Fahrzeugen galt. Die Zeitung kommentiert dabei nicht, ob diese sich in einer Schutzzone befand.
Seit Israel gegen militärische Ziele in der Stadt im Süden des Gaza-Streifens vorgeht, sind laut UNRWA, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, über eine Million Menschen aus Rafah geflohen. In Friedenszeiten leben dort zwischen 300’000 und 400’000 Menschen. Diese Zahl verdreifachte sich, nachdem viele Palästinenser vor den Kriegsaktivitäten im Norden der abgeriegelten Zone flüchten mussten.
Entsprechend katastrophal präsentiert sich die humanitäre Lage. Die Auffangcamps bestehen oftmals nur aus einfachen Zelten oder Containern. Sie sind überfüllt, Müllberge häufen sich und sanitäre Anlagen wie Duschen und WCs sind absolute Mangelware – genauso wie Trinkwasser.
Man greift einfach keine Flüchtlingslager an, Ende der Geschichte.
Es braucht jetzt Massnahmen gegen Israel:
- Einschränkung der Handelsbeziehungen
- Durchsetzung des ICJ Urteils durch den Sicherheitsrat
Die USA wird leider Israel wieder schützen.