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Nach Galant-Absetzung durch Netanjahu: Heftige Proteste in Israel

A protester holds an Israeli flag as Israelis light a bonfire during a protest after Prime Minister Benjamin Netanyahu has dismissed his defense minister Yoav Gallant in a surprise announcement in Tel ...
Tausende protestieren in Israel – teils mit radikalen Botschaften – gegen Benjamin Netanjahu.Bild: keystone

Nach Galant-Absetzung durch Netanjahu: Heftige Proteste in Israel

In Israel gehen Tausende Menschen auf die Strasse und protestieren gegen die Entlassung von Verteidigungsminister Joav Galant. Eine Autobahn wird blockiert, die Polizei geht gegen Demonstrierende vor.
06.11.2024, 03:0506.11.2024, 03:05
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Ein Artikel von
t-online

Die Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Joav Galant durch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in Israel einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. In der Mittelmeermetropole Tel Aviv und anderswo gingen spontan Tausende Menschen auf die Strasse, um gegen die Entlassung und gegen Netanjahu zu demonstrieren.

Die wichtigsten Punkte zur Galant-Absetzung in der Übersicht:

In Tel Aviv blockierten sie die wichtige Stadtautobahn Ajalon mit brennenden Autoreifen und skandierten «Bibi ist ein Verräter», «Bibi ins Gefängnis» und «kriminelle Regierung», wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa berichtete.

A woman lies on the ground as people block a road with stones during a protest after Prime Minister Benjamin Netanyahu has dismissed his defense minister Yoav Gallant in a surprise announcement in Tel ...
Eine Frau bei einer Strassenblockade in Tel Aviv.Bild: keystone

Bei einer Demonstration in Tel Aviv kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen der Polizei und dem Abgeordneten Gilad Kariv von der Arbeitspartei, berichtete die israelische Nachrichtenseite «Ynet». Ausserdem schrieb die Parlamentsabgeordnete Naama Lazimi von der Arbeitspartei, dass einer ihrer Berater bei der Demonstration in Tel Aviv verhaftet wurde. Er wurde festgenommen, als er einer Familie von Hamas-Geiseln während der Proteste helfen wollte, berichtet sie.

People are arrested during a protest after Prime Minister Benjamin Netanyahu has dismissed his defense minister Yoav Gallant in a surprise announcement in Tel Aviv, Israel, early Wednesday, Nov. 6, 20 ...
Die Polizei geht gegen die Protestierenden vor.Bild: keystone

Präsident Herzog: Brauchen keinen Bruch im Krieg

Netanjahu hatte Galant im März 2023 schon einmal entlassen, nachdem dieser öffentlich zu einem Stopp der umstrittenen Pläne für einen Justizumbau aufgerufen und davor gewarnt hatte, dass die nationale Sicherheit schweren Schaden nehmen könnte. Auf seine Entlassung folgten heftige Proteste und ein Generalstreik. Der Regierungschef setzte damals die Pläne aus und Galants Entlassung wurde rückgängig gemacht.

Israels Präsident Izchak Herzog hat derweil zur Einigkeit aufgerufen. «Das Letzte, was der Staat Israel jetzt benötigt, ist ein Umsturz und ein Bruch mitten im Krieg», erklärte Herzog am Dienstagabend auf der Nachrichtenplattform X. «Wir befinden uns in einer der schwierigsten und herausforderndsten Zeiten, die wir je erlebt haben. Israels Feinde warten nur auf ein Zeichen von Schwäche, Zerfall oder Spaltung».

Entlassung ein Ablenkungsmanöver?

Demonstranten in Tel Aviv berichteten nun von ihrer Sorge, dass Netanjahu weitere wichtige Leute aus dem Sicherheitsapparat feuern könnte, wie etwa Generalstabschef Herzi Halevi oder den Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar. Netanjahus Büro dementierte jedoch entsprechende Spekulationen der Medien. Andere Teilnehmer vermuteten, dass Netanjahu mit der Entlassung Galants von dem Skandal um Geheiminformationen ablenken wolle, die von Mitarbeitern im Umfeld seines Büros an die Presse durchgestochen worden waren.

«Die israelische Polizei ist in grosser Zahl an Protestorten im ganzen Land präsent, um die Sicherheit zu gewährleisten und die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten», so die israelische Polizei laut «Ynet» in einer Erklärung.

Der TV-Sender Channel 12 berichtete am Abend von einer Razzia der Polizei in Netanjahus Büro. Es ist nicht klar, ob diese Durchsuchung mit dem Skandal um Geheimnisverrat oder mit einem weiteren Ermittlungsverfahren im Kontext des Büros des Regierungschefs zusammenhängt.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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