Auf der Marianeninsel Saipan, im Nirgendwo des Pazifiks, wurde es besiegelt: Julian Assange kommt nach einer 14 Jahre dauernden Odyssee auf der Flucht vor den US-Behörden und im britischen Gefängnis frei. Hier sind die wichtigsten Informationen aus der Gerichtsverhandlung:
Die Richterin in Saipan, Ramona Manglona, verurteilte Julian Assange zu einer Haftstrafe in der bereits zuvor kolportierten Dauer von 62 Monaten. Diese hatte Assange bereits in Grossbritannien abgesessen.
Die Richterin sagte bezüglich des ihr vorliegenden Vergleichs:
Aber man schreibe das Jahr 2024. Und in Anbetracht des Falles von Chelsea Manning komme sie zu einem anderen Urteil:
«Mit dieser Erklärung werden Sie diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Ich hoffe, dass ein wenig Frieden wiederhergestellt wird», betonte Manglona mit Blick auf die zahlreichen angereisten Journalisten. «Es sieht so aus, als würde dieser Fall mit mir hier in Saipan enden.»
Zum Ende gratulierte Manglona Assange vorzeitig zum Geburtstag:
Der Australier wird am kommenden Mittwoch (3. Juli) 53 Jahre alt.
Assange war laut Journalisten des «Guardian» oder der australischen ABC News, die vor Ort waren, kurz vor als auch nach der Urteilsverkündung den Tränen nahe.
Der Angeklagte liess grossmehrheitlich seine Anwälte für ihn sprechen, er meldete sich nur zu Wort, wenn er von der Richterin explizit dazu aufgefordert wurde. Beispielsweise bei seinem Schuldeingeständnis. Assange liess sich viel Zeit mit der Antwort auf die entsprechende Frage, ob er sich schuldig bekennt, ehe er erwiderte:
Als er von Richterin Manglona gebeten wurde, die Vorwürfe gegen ihn und seine Perspektive darauf in eigenen Worten wiederzugeben, sagte Assange Folgendes:
Er würde sich nun aber schuldig bekennen, weil es unter den gegebenen Umständen «schwierig wäre, den Fall vor Gericht auszufechten».
Assanges Anwälte haben nach dem Termin von einem «historischen Tag» gesprochen. Die australische Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson sagte:
Robinson dankte vor allem dem australischen Premierminister Anthony Albanese für dessen unermüdlichen Einsatz für Assange, der zuletzt fünf Jahre in London in Haft sass. Der Regierungschef habe sich immer wieder auf höchster Ebene für eine Lösung in dem juristischen Tauziehen um den Australier starkgemacht.
Albanese selbst gab ein kurzes Statement ab, indem er die Entscheidung als «willkommene Entwicklung» bezeichnete, allerdings auch angab, dass er sich nach Abschluss des Prozesses und aller Formalitäten zum Fall äussern werde. Assange habe die Unterstützung der australischen Regierung. Unabhängig von der Meinung zu Assange sei dessen Fall viel zu lange verschleppt worden. «Seine weitere Inhaftierung bringt uns nichts und wir wollen, dass er nach Australien zurückgebracht wird.»
Barry Pollack, ein weiterer Anwalt Assanges, erklärte:
Assange habe in seinem Kampf für freie Meinungsäusserung und Pressefreiheit enorm gelitten. Die Strafverfolgung der US-Justiz gegen seinen Mandanten sei in keiner Weise angemessen gewesen:
Assange selbst gab zunächst keinen Kommentar ab, auch als er das Gerichtsgebäude verliess. Es wird erwartet, dass er sich nach seiner Ankunft in Australien erstmals öffentlich äussern wird.
John Shipton, der Vater von Julian Assange, sprach während des Prozesses mit ABC News. Er erklärte, dass er stolz auf das australische Volk und die Regierung sei.
Auch Freunde und andere Verbündete von Assange äusserten sich zum Urteil. Greg Barnes, ein Berater der australischen Assange-Kampagne, die sich seit langem für die Freilassung des WikiLeaks-Gründers einsetzt, sagte, dass sich dieser nun auf seine mentale Gesundheit konzentrieren müsse. Er habe jetzt endlich Zeit, sich zu erholen.
Assanges Frau Stella postete auf X ein Foto von ihrem Mann, als dieser das Gerichtsgebäude verliess, und kommentierte:
Julian walks out of Saipan federal court a free man. I can’t stop crying.#AssangeFree #AssangeJet pic.twitter.com/Uee3uKceg0
— Stella Assange #FreeAssangeNOW (@Stella_Assange) June 26, 2024
Assange ist bereits auf dem Weg nach Australien. Damit kehrt der 52-Jährige nach 14 Jahren juristischem Gezerre erstmals wieder in seine Heimat zurück.
Die Chartermaschine vom Typ Bombardier hob am Mittwochmittag (Ortszeit) in Saipan ab, wird etwa sechs Stunden unterwegs sein und damit am Abend (Vormittag in der Schweiz) in der Hauptstadt Canberra erwartet. Auf der Plattform Flightradar24 war die Flugnummer VJT199, die Assanges Frau Stella und WikiLeaks zuvor in sozialen Medien genannt hatten, die von Nutzern weltweit am meisten beobachtete Verbindung.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
Die Verurteilung ist aber ein Problem für eine freie Pressearbeit. Er hat nicht einfach geheime Daten aus Spass veröffentlicht, sondern weil Kriegsverbrechen begangen wurden. Das muss in einer humanitären Zivilisation geschützt bleiben, um solche zu verhindern.
Blond, groß, schlank und deutlich jünger.
Das Leben der letzten Jahre haben ihn gezeichnet.