Lange bevor die kanadische Stadt Vancouver existierte, wurde eben jene Fläche von indigenen Gemeinschaften besiedelt. Nach und nach wurde ihnen ihr Land geklaut, um beispielsweise Eisenbahnen zu bauen – und die Menschen unter dem Deckmantel des Wohlwollens an andere Orte abtransportiert, wo sie sich eine neue Lebensgrundlage aufbauen mussten. Jetzt holen sich diese Indigenen ein Stück dessen zurück, was ihnen geraubt wurde.
Auf knapp über 10 Hektaren soll die Squamish Nation, die First-Nation-Regierung des Squamish-Volkes, nun ihren ganz eigenen Stadtteil mitten in Vancouver verwirklichen. First Nations ist der Überbegriff für über 600 verschiedene indigene Stämme, aus denen sich die Ureinwohner Kanadas zusammensetzen. Heissen soll dieser Stadtteil «Sen̓áḵw», was so viel bedeutet wie «der Ort im Kopf des False Creek». False Creek ist der Name der rund zwei Kilometer langen Bucht in Vancouver.
Geplant sind über 6000 Mietwohnungen und 11 Hochhäuser, die in verschiedenen Phasen gebaut werden sollen. Ganz zum Unmut einiger (nicht-indigener) Anwohner, die die geplanten Gebäude unter anderem als zu gross empfinden.
Weil das Land, auf dem gebaut werden soll, nicht der Stadt gehört, sondern Teil eines indigenen Reservats ist, gilt das Baurecht Vancouvers dort nicht und die Stadt kann keinen Einfluss darauf nehmen, was genau gebaut wird. Klagen der Nachbarschaft wurden vom Gericht abgelehnt.
Auf über 7,5 Hektaren soll öffentlicher Raum realisiert werden mitsamt Restaurants, Fitnesscenter, Einkaufsmöglichkeiten und Kinderbetreuung.
Auf der Webseite des Bauprojekts heisst es zudem, man wolle die Burrard Street Bridge nutzen, um darunter «neue Sport- und Freizeiteinrichtungen im Freien zu schaffen, die von den Anwohnern und der breiten Öffentlichkeit das ganze Jahr über genutzt werden können.»
Und auch der öffentliche Verkehr soll den neuen Bedürfnissen entsprechend angepasst werden. Durch ein «multimodales Verkehrsnetz» wolle man das «wirtschaftliche und kulturelle Wachstum» der Region fördern. Konkret sollen Wasserbus- und Fährenangebote ausgebaut und die Fortbewegung per Fahrrad gefördert werden.
(anb)
Die Nimbys haben umgekehrt ja auch keine Rücksicht genommen. Die First Nations durften sich zusammen mit den Obdachlosen primär den dreckigen Slum östlich von Chinatown bis zur Iron Workers Memorial Bridge teilen.
Da ist das was sie jetzt bauen wollen schon eine ganz andere Liga, als das was ihnen die Weissen gelassen haben. Architektonisch sieht es ja schon recht spannend aus. Plus: endlich baut mal einer richtig Wohnraum.