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Kanada

Sen̓áḵw: Vancouver bekommt einen neuen, indigenen Stadtteil

In Vancouver erobern Indigene einen Teil der Stadt zurück

19.03.2024, 18:5820.03.2024, 08:22
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Lange bevor die kanadische Stadt Vancouver existierte, wurde eben jene Fläche von indigenen Gemeinschaften besiedelt. Nach und nach wurde ihnen ihr Land geklaut, um beispielsweise Eisenbahnen zu bauen – und die Menschen unter dem Deckmantel des Wohlwollens an andere Orte abtransportiert, wo sie sich eine neue Lebensgrundlage aufbauen mussten. Jetzt holen sich diese Indigenen ein Stück dessen zurück, was ihnen geraubt wurde.

Auf knapp über 10 Hektaren soll die Squamish Nation, die First-Nation-Regierung des Squamish-Volkes, nun ihren ganz eigenen Stadtteil mitten in Vancouver verwirklichen. First Nations ist der Überbegriff für über 600 verschiedene indigene Stämme, aus denen sich die Ureinwohner Kanadas zusammensetzen. Heissen soll dieser Stadtteil «Sen̓áḵw», was so viel bedeutet wie «der Ort im Kopf des False Creek». False Creek ist der Name der rund zwei Kilometer langen Bucht in Vancouver.

So soll es aussehen

Sen̓áḵw
Bild: screenshot:senakw.com

Geplant sind über 6000 Mietwohnungen und 11 Hochhäuser, die in verschiedenen Phasen gebaut werden sollen. Ganz zum Unmut einiger (nicht-indigener) Anwohner, die die geplanten Gebäude unter anderem als zu gross empfinden.

Weil das Land, auf dem gebaut werden soll, nicht der Stadt gehört, sondern Teil eines indigenen Reservats ist, gilt das Baurecht Vancouvers dort nicht und die Stadt kann keinen Einfluss darauf nehmen, was genau gebaut wird. Klagen der Nachbarschaft wurden vom Gericht abgelehnt.

Sen̓áḵw
Bild: screenshot: senakw.com

Auf über 7,5 Hektaren soll öffentlicher Raum realisiert werden mitsamt Restaurants, Fitnesscenter, Einkaufsmöglichkeiten und Kinderbetreuung.

Burrard Street Bridge, Vancouver
Bild: senakw.com

Auf der Webseite des Bauprojekts heisst es zudem, man wolle die Burrard Street Bridge nutzen, um darunter «neue Sport- und Freizeiteinrichtungen im Freien zu schaffen, die von den Anwohnern und der breiten Öffentlichkeit das ganze Jahr über genutzt werden können.»

Und auch der öffentliche Verkehr soll den neuen Bedürfnissen entsprechend angepasst werden. Durch ein «multimodales Verkehrsnetz» wolle man das «wirtschaftliche und kulturelle Wachstum» der Region fördern. Konkret sollen Wasserbus- und Fährenangebote ausgebaut und die Fortbewegung per Fahrrad gefördert werden.

(anb)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Demetria
19.03.2024 21:12registriert März 2020
Vancouver hat eine gewaltige Wohnungsnot. Dass jetzt mal jemand mit frischen Ideen kommt ist doch genial. Zudem ist es ihr moralisches Recht auf dem Land zu bauen.
Die Nimbys haben umgekehrt ja auch keine Rücksicht genommen. Die First Nations durften sich zusammen mit den Obdachlosen primär den dreckigen Slum östlich von Chinatown bis zur Iron Workers Memorial Bridge teilen.

Da ist das was sie jetzt bauen wollen schon eine ganz andere Liga, als das was ihnen die Weissen gelassen haben. Architektonisch sieht es ja schon recht spannend aus. Plus: endlich baut mal einer richtig Wohnraum.
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manu19989
19.03.2024 22:19registriert Oktober 2015
Indigene wurden in Kanada bis in die 2000 Jahre und darüber hinaus unterdrückt. Vancouver besitzt ein riesiges Slum, in dem überproportional viele Indigene leben, oft auch abhängig, da die durch die Europäern ausgelösten Traumas präsent sind. (Googlet mal East Hasting Street)... darum super, wenn die indigenen einen Ort für ihre Community bekommen
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