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Klimagipfel: 3 Vorschläge, wie betroffene Länder Geld erhalten sollen

Klimagipfel vor Abschluss: 3 Vorschläge, wie betroffene Länder Geld erhalten sollen

18.11.2022, 06:32
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Bei der Weltklimakonferenz kommt offenbar Bewegung in den Streit über Ausgleichszahlungen an ärmere Länder für klimabedingte Schäden. Die Teilnehmer der rund 200 Staaten legten nach Beratungen am späten Donnerstagabend einen fünfseitigen Entwurf mit drei möglichen konkreten Schritten bei dem Thema vor.

epa10310245 Climate activists protest demanding climate justice during the COP27 UN Climate Summit in Sharm El-Sheikh, Egypt, 17 November 2022. The 2022 United Nations Climate Change Conference (COP27 ...
Proteste beim Klimagipfel in Sharm El-Sheikh. Bild: keystone

Genannt werden die sofortige Einrichtung eines neuen Fonds, alternativ die Einrichtung eines neuen Fonds bei der nächsten Klimakonferenz Ende 2023 in Dubai sowie eine eher allgemein gehaltene «Finanzierungsvereinbarung».

Mit dem Entwurf scheint eine Einigung beim grössten Streitpunkt der diesjährigen Konferenz ansatzweise greifbar. Unter dem Begriff der Schäden und Verluste wird diskutiert, wie die Folgen des Klimawandels in ärmeren Ländern, die oft weniger zu Schäden beigetragen haben, gemeinsam geschultert werden können. Mehr als 130 der rund 200 Teilnehmer fordern die feste Einrichtung eines Finanztopfs.

In dem Papier ist die Rede vom «dringenden und umgehenden Bedarf für neue, zusätzliche, berechenbare und angemessene finanzielle Mittel» bei dem Thema. Damit sollten Entwicklungsländer unterstützt werden, die am meisten verwundbar sind bei durch den Klimawandel bedingte Schäden.

EU-Klimakommissar Frans Timmermans machte im Plenum seinerseits ein Angebot für einen Fonds, finanziert von einer «breiten Geber-Basis». Der Fonds solle Teil eines «Mosaiks von Lösungen» sein, zu dem auch ein Blick auf Schulden und eine Reform von Entwicklungsbanken zähle. Ebenso wichtig seien Fortschritte bei der Verringerung klimaschädlicher Emissionen, sagte Timmermans. Diese Massnahmen und das Thema Schäden und Verluste seien «zwei Seiten derselben Medaille».

«Die Unterhaltung über Schäden und Verluste ist überfällig», sagte UN-Klimachef Simon Stiell. «Wir haben ermutigende Aussagen über die Bereitschaft gehört, flexibel zu sein und Kompromisse zu finden», sagte die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, die bei dem Thema als eine von zwei Vermittlerinnen auftritt.

Eine genaue Definition für Schäden und Verluste gibt es nicht. Meist werden darunter aber Schäden von Extremwetterereignissen – etwa Dürren oder Überflutungen – sowie von langsamen Veränderungen im Zuge der Erderwärmung verstanden, etwa steigende Meeresspiegel oder Wüstenbildung. Es geht um Folgen jenseits dessen, woran Menschen sich anpassen können, oder um Situationen, in denen die Mittel für eine Anpassung fehlen.

UN-Generalsekretär António Guterres flog nach dem G20-Gipfel auf Bali extra erneut nach Ägypten ein, um Druck zu machen. «Die Klima-Uhr tickt und das Vertrauen schwindet weiter», warnte er. Die Teilnehmer der Klimakonferenz könnten etwas ändern, hier und jetzt. «Ich rufe sie zum Handeln auf – und zwar schnell», mahnte er rund 24 Stunden bevor das Treffen im ägyptischen Scharm el Scheich am Freitagabend nach offiziellem Zeitplan enden sollte. Eine Verlängerung galt jedoch fast als sicher.

Nach Worten des ägyptischen COP-Präsidenten Samih Schukri ist auch beim Thema Eindämmung des Klimawandels noch kein Ergebnis erreicht worden. Erwartet wird, dass die Staatengemeinschaft erneut das Ziel bekräftigt, die Erderwärmung bei 1.5 Grad stoppen zu wollen. Wie das konkret erreicht werden soll, ist schon deutlich strittiger: In ersten veröffentlichten Eckpunkten wurde zwar ein schrittweiser Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle eingefordert - aber nicht der Abschied von Öl und Gas. (sda/dpa)

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