Bei heftigen Waldbränden in Chile ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 64 gestiegen. «Wir wissen, dass diese Zahl noch deutlich ansteigen wird», sagte Präsident Gabriel Boric am Sonntag bei einem Besuch im Katastrophengebiet in der Region Valparaíso an der Pazifikküste. Mehr als 300 Menschen wurden noch vermisst.
«Das ist die schlimmste Tragödie, die unser Land seit dem Erdbeben von 2010 erlebt», sagte der Staatschef. Damals waren mehr als 520 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Boric kündigte ab Montag eine zweitägige Staatstrauer zu Ehren der Todesopfer an.
Die Forstbehörde registrierte am Sonntag im ganzen Land 161 Brände auf einer Fläche von insgesamt mehr als 28 000 Hektar. Tausende Häuser seien beschädigt oder zerstört, allein in der Region Valparaíso seien es mehr als 3000, sagte Innenministerin Carolina Tohá. Die Region westlich der Hauptstadt Santiago, wo nach Angaben der Regierung etwa 1,8 Millionen Menschen leben, ist am schwersten von den Bränden betroffen. Nahe der Küstenstädte Valparaíso und Viña del Mar habe sich ein Brand auf eine Fläche von etwa 11 000 Hektar ausgeweitet, hiess es.
Bereits am Freitag hatte Präsident Boric wegen der Katastrophe den Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten erklärt, um alle nötigen Ressourcen mobilisieren zu können. Nun habe er das Verteidigungsministerium angewiesen, mehr Militäreinheiten einzusetzen. Für einige Gemeinden wurde eine Ausgangssperre verhängt, um die Lösch- und Rettungsarbeiten zu erleichtern.
Es werde untersucht, ob die Brände möglicherweise absichtlich gelegt worden seien, sagte Präsident Boric. Er kündigte Ermittlungen an, «obwohl es schwer vorstellbar ist, wer solch eine Tragödie und so viel Schmerz verursacht». Nach Angaben der Innenministerin lagen der Regierung im Fall des Brandes nahe Valparaíso «ernstzunehmende Informationen» vor, dass er vorsätzlich gelegt wurde. Weiter südlich in der Region Maule sei eine Person festgenommen worden, die bei Arbeiten mit einem Schweissgerät einen Brand verursacht habe.
Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles mehr als 425 000 Hektar Land ab - das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees. Mindestens 26 Menschen kamen ums Leben. (sda/dpa)