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Wie eine Skifahrerin die 40 Minuten auf dem Sessel in Cervinia erlebte

Sessellift Cervinia, Windböen, Stephanie Burt.
Die Neuseeländerin Stephanie Burt befand sich am Donnerstag auf dem Sessellift in Cervinia, als dieser von Windböen bis zu 100 km/h erfasst wurde. Bild: Twitter / Stephanie Burt / watson

«Wir diskutierten, ob wir springen sollten» – Skifahrerin äussert sich nach Höllenritt

31.03.2024, 16:0231.03.2024, 16:31
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Am Donnerstag kam es im Skigebiet Cervinia (IT), das an Zermatt angrenzt, zu unschönen Szenen. Weil sich die Wettersituation plötzlich verschlechtert hatte, sollte der Sessellift Cretaz schliessen. Bevor die letzten Fahrgäste oben ankamen, erfassten jedoch so starke Windböen den Lift, dass die Sessel zum Stillstand kamen.

Für die Passagiere, die sich noch auf dem Lift befanden, begannen vierzig klamme Minuten. Eine 48-jährige Frau, die an diesem Tag mit einem Freund in Cervinia Skifahren war, hat gegenüber der «Daily Mail» von der «schrecklichsten Erfahrung ihres Lebens» erzählt.

Video: twitter

Der Mann hinter ihnen stürzte zu Boden

Die Neuseeländerin Stephanie Burt war Anfang Woche mit ihrer Familie und einem Freund in den italienischen Cervino Ski Resort in Cervinia gereist. Die zweifache Mutter und erfahrene Skifahrerin hatte sich am Donnerstagnachmittag mit einem Freund zum Sessellift Cretaz begeben, als sich die Sicht plötzlich verschlechterte. Kurz vor dem Gipfel sei der Lift abgeschaltet worden, weil die Windtoleranz von 70 km/h überschritten worden war.

Burt berichtet der englischen Zeitung gegenüber, dass sie nur dank ihres Freundes, der 100 Kilo wiege, nicht vom Sessel gefallen sei. Beinahe seien sie ausserdem mit einem anderen Sessel zusammengestossen.

Hinter ihnen sei ein Mann alleine auf dem Lift gesessen, er habe geschrien, als sein Sessel vom Wind herumgeschleudert wurde. Die Abdeckungsvorrichtung am Lift habe dabei «wie ein Segel» gewirkt und das Schleudern verstärkt. Der Mann sei schliesslich vom Sessel heruntergestürzt, ein weiterer Skifahrer habe den Moment auf der Kamera festgehalten. Ob er gesprungen oder gefallen ist, ist nicht klar.

Auch Burt habe überlegt, zu springen, da sie sich vor einem Zusammenstoss mit dem anderen Sessel fürchtete. Sie und ihr Freund hätten diskutiert, ob es besser sei, zu springen oder zu fallen:

«Wir dachten, wir würden heruntergeschleudert und getötet werden, und diskutierten darüber, ob es besser wäre, gebrochene Beine oder ein gebrochenes Becken zu haben und am Leben zu bleiben (weil wir gesprungen sind), als heruntergeschleudert zu werden.»
Stephanie Burt gegenüber der «Daily Mail».

In Gedanken an ihre Kinder habe sie sich entschlossen, festzuhalten.

Kritik an den Bergbahnbetrieben

Die Skiliftbetreiber kommunizierten nach dem Vorfall, dass keine Fahrgäste verletzt worden waren. Gemäss Burt hätten die Verantwortlichen des Skigebiets Breuil-Cervinia, betrieben von der Cervino S.p.A., die Gefahr heruntergespielt.

Die neuseeländische Innendesignerin sagte gegenüber der «Daily Mail», sie würde erst wieder in Italien Ski fahren, wenn das Skigebiet seine Sicherheitsstandards verbessere.

(hah)

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Firefly
31.03.2024 16:15registriert April 2016
Also normalerweise stellt man die Lifte bei solchen Wetter ab, alles andere ist fahrlässig.
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Tschau scheenä
31.03.2024 18:55registriert März 2023
Das Problem im Skigebiet ist halt, dass man genau den Sessellift braucht, um wieder auf die Schweizer Seite zu kommen. Ohne den Lift hat man eine mehrstündige Heimreise aussen rum... darum wird der Lift halt schon nur im äußerten Notfall abgestellt. Aber ja, unter den Bedingungen hätte ich die lange Heimreise in Kauf genommen 😬
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Matt1988
31.03.2024 21:04registriert Juli 2020
Immerhin bekommt man für 102.- noch was geboten😂🫣
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74
Die Liebe, der Sex und die Golden Girls
Für die Zugfahrt nach Lausanne gönne ich mir erste Klasse. Und lande in einem Abteil mit drei Seniorinnen, von denen ich in zwei Stunden mehr lerne als aus sieben Staffeln «Golden Girls».

Ich hatte einen Plan. Podcasts hören, den Soundtrack von «Dirty Dancing» hören, aus dem Fenster schauen, durchatmen. Damit mein Plan super aufgeht, gönne ich mir ein Erste-Klasse-Billett. Kostet ja nur eine Seele, ein Bein und eine dritte Säule, die ich nicht habe. Sorry, Papa.

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