Lange tat sich die Forschung schwer mit dem Begriff «Zombie-Vulkan». Doch irgendwie ist es eben genau das: ein untoter Vulkan, seit tausenden Jahren nicht mehr ausgebrochen und doch regt sich da was.
So steht es auch um den Uturuncu in den Anden. Eigentlich ist er erloschen, das letzte Mal ist er vor über 250'000 Jahren ausgebrochen. Und doch gibt es messbare Erdbeben und Gasemissionen am Berg. Ausserdem hat sich die Umgebung rund um den Vulkan verändert. Ringsum hat sich ein hügeliger Kreis gebildet, der einem Sombrero ähnelt.
Forschende befürchteten deshalb, der Vulkan könnte neu zum Leben erwachen. Sie haben versucht, das Innere des Kraters besser zu verstehen, um eine Prognose abgeben zu können. Und tatsächlich sind sie auf eine Antwort gestossen, die kürzlich im Magazin «Proceedings of the National Academy of Sciences» veröffentlicht wurde.
So haben sie beispielsweise die Daten von knapp 2000 Erdbeben verglichen. Auch das Gestein wurde näher untersucht. Denn die Forschenden wussten bereits, dass sich unter dem Uturuncu der grösste weltweit bekannte Magmakörper befindet. Ebenfalls bekannt war, dass es Gas und Flüssigkeit sind, welche die Vulkan-Aktivität auslösen. Doch wie sich das Gas und die Flüssigkeit im Innern den Weg bahnen, war unklar.
Nun hat das Forschungsteam herausgefunden, dass es sich um einen hydrothermales Netzwerk handelt, in dem Gase und Flüssigkeit an die Oberfläche steigen. Ihren Ursprung haben sie im Magma-Reservoir, indem sie aufsteigen, verändern sie die Chemie im Gestein, Gravitation und elektrische Spannung im Innern des Berges. Diese Aktivität führt wiederum zu kleineren Beben und dem Austreten von Gas. Auch das Gestein an der Oberfläche verändert sich dadurch, pro Jahr wächst der Krater rund einen Zentimeter.
Doch was heisst das nun genau? Bricht der untote Vulkan bald aus? Nein, sind sich die Forschenden sicher. «Wir sehen keinerlei Anzeichen dafür. Es sieht eher so aus, als würde der Vulkan entlüftet, er lässt Dampf ab und beruhigt sich», wird Studien-Co-Autor Mike Kendall von der Universität von Oxford von CNN zitiert. Die Ergebnisse würden helfen, Vulkane und Gestein besser zu verstehen.
Weltweit gibt es rund 50 bekannte Zombie-Vulkane. Auch wenn sie schon seit tausenden Jahren nicht mehr ausgebrochen sind, sind sie im Innern durchaus noch aktiv. Bei manchen gibt es beispielsweise heisse Quellen oder Gase, die entweichen. Das könnte laut den Forschenden ein Zeichen dafür sein, dass sie noch immer am Abkühlen sind.