Joe Rogan ist kein Leichtgewicht. Der ehemalige Kickboxer erlangte in den 90er-Jahren durch Octagon-Interviews und als Kommentator für den MMA-Verband UFC Prominentenstatus. 2009 startete er den YouTube-Podcast «Joe Rogan Experience». Dieser gilt heute als der meistgehörte der Welt.
Um Rogan von Youtube zu Spotify zu locken, bezahlte der Streamingdienst dem Comedian 2020 kolportierte 200 Millionen Dollar. 2024 wurde der Vertrag verlängert. Für weitere 250 Millionen Dollar. Verrückt: Trotz des enormen Betrages verzichtete Spotify auf gewisse Exklusivrechte.
Spotify gibt keine Nutzungszahlen für Podcasts an. Doch im März berichtete Bloomberg, dass Rogan alleine bei Spotify über 14 Millionen Follower zähle. Bei Youtube sind es 18 Millionen. Man kann es drehen, wie man will: Der Mann hat ein enormes Publikum. Und dieses füttert er mit seiner Sicht der Dinge.
«Wie kann man eine solche Entscheidung so kurz vor der Amtsübergabe treffen?», fragte Rogan kürzlich sein Millionenpublikum. Er bezog sich damit auf Joe Bidens Zusage an die Ukraine, militärische Ziele in Russland mit US-Langstreckenraketen attackieren zu dürfen. «Selenskyj behauptet, Putin habe Angst. Vergesst das, Mann. Ihr Leute seid im Begriff, den dritten Weltkrieg auszulösen.»
Dass es sich bei den Angriffen auf militärische Ziele in Russland um Selbstverteidigung der Ukraine handelt, erwähnt Rogan nicht. Das stösst einem anderen Kampfsport-Promi sauer auf: Wladimir Klitschko.
Der ehemalige Schwergewichtsweltmeister im Boxen warf Rogan auf Instagram vor, Putins Propaganda zu wiederholen: «Du sprichst davon, dass die amerikanischen Waffen in der Ukraine zum dritten Weltkrieg führen. Lass es mich dir sagen: Du wiederholst damit Putin-Propaganda».
Und der Ukrainer Klitschko, sein Bruder ist Bürgermeister von Kiew, holt gleich zum nächsten Schlag aus: «Putins Russland ist in Schwierigkeiten, also will man Ihnen und Leuten wie Ihnen Angst einjagen. Sein Krieg sollte drei Tage dauern, er hat drei Jahre gedauert – dank des Heldentums und der Aufopferung meines Volkes. Sie setzen also die einzige Waffe ein, die Putin wirklich zu nutzen gedenkt: Propaganda. Und diese Waffe schwächt unsere Demokratien wirklich. Putins Russland will die Ukraine im Stillen zerstören, sie wollen, dass Amerika ruhig bleibt. Nicht grossartig, sondern ruhig. Ein grossartiges Amerika ist kein Amerika, das Länder im Stich lässt, die ihre Freiheit mit ihrem Leben verteidigen. Kurzum, Du siehst, ich habe eine ganze Reihe von unterschiedlichen Meinungen. Wenn Du mich in Deinen Podcast einlädst, könnten wir darüber diskutieren. Wie freie Menschen.»
Ob Joe Rogan Klitschko tatsächlich einlädt, wird sich zeigen. Bei der Auswahl seiner Gäste zeigt sich Rogan öfter einseitig. Vor den US-Wahlen lud er sowohl JD Vance als auch Donald Trump ein, nicht aber die demokratischen Kandidaten. Man habe sich nicht über die Bedingungen einigen können, erklärte er später.
Die Auswahl der Gäste ist nicht der einzige Kritikpunkt am populären Podcaster. Während der Covid-Pandemie fiel Rogan immer wieder mit populistischen, aber unwissenschaftlichen Äusserungen auf. Als Reaktion auf eine Folge unterzeichneten über 1000 Epidemiologen und Epidemiologinnen ein Protestschreiben.
Rogan wollte seinerseits nicht zu Harris reisen und den Podcast auf ein 1-Stündiges Interview kürzen (Was er aber auch sonst nie macht).