Für Jewgeni Prigoschin scheint sein Putschversuch gegen die militärische Führung des Kremls (vorerst) keine Konsequenzen zu haben. Er durfte sich nach Belarus absetzen. Anders sieht es für einen Vertrauten von Prigoschin aus. Sergej Surowikin war kurzzeitig Oberbefehlshaber für die russische Spezialoperation in der Ukraine, ehe er von Wladimir Putin wieder ins zweite Glied versetzt und dem ungeliebten Waleri Gerassimow unterstellt wurde.
Nun wurde Surowikin offenbar verhaftet, wie die russische Zeitung «Moscow Times» berichtet. Sie bezieht sich dabei auf zwei anonyme Quellen im russischen Verteidigungsministerium.
Surowikin steht Jewgeni Prigoschin nahe, dieser hatte sich einst sehr über die Ernennung Surowikins zum Oberbefehlshaber für die Ukraine gefreut. Laut einem Bericht der «New York Times» wurde der Putschversuch von Prigoschin womöglich unter Mithilfe von Surowikin organisiert. Zumindest eine Einweihung in die Pläne ist der Zeitung zufolge, die sich auf Infos von westlichen Geheimdiensten bezieht, wahrscheinlich.
Das russische Verteidigungsministerium hat sich noch nicht öffentlich zu den Berichten bezüglich der Verhaftung geäussert. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat allerdings zuvor Berichte über die Mitwisserschaft von Surowikin als unwahr zurückgewiesen.
Surowikin hatte während des Putschversuchs in einer Videobotschaft Stellung genommen und sich auf die Seite des Kremls gestellt – womöglich war das aber zu spät. Laut der Familie des hochrangigen Militärs hatte diese seit Samstag keinen Kontakt mehr zu Surowikin.
Russische Militärblogger berichten derweil von einer initiierten «Säuberungswelle» im russischen Militär. Wladimir Putins Leibgarde überprüfe sowohl Offiziere als auch Soldaten auf Herz und Nieren, um herauszufinden, ob diese noch loyal dem Kreml gegenüber seien. Womöglich hat Surowikin, der aufgrund seiner brutalen Kriegsführung den Übernamen «General Armageddon» trägt, diesen Test als Erster nicht bestanden. (con)
Wenn der Kreml Infos von westlichen Geheimdiensten als Lüge abtut, sind sie in den allermeisten Fällen doch wahr.