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Russland: Prigoschin stellt sich gegen neuen Vertrag und gegen Schoigu

Zoff in Russland: Prigoschin stellt sich gegen neuen Vertrag und damit gegen Schoigu

11.06.2023, 21:21
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Russlands Verteidigungsministerium will alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen. Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau mit. Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle. Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, teilte am Sonntag mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben.

Yevgeny Prigozhin, the owner of the Wagner Group military company, arrives to pay the last respects to slain Russian military blogger Vladlen Tatarsky, during a funeral ceremony at the Troyekurovskoye ...
Jewgeni Prigoschin stellt sich gegen den neuen Vertrag.Bild: keystone

Verteidigungsminister Sergej Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen. Wagner werde daher keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen. Es könne sein, dass Wagner dann keine Waffen und Munition erhalte - doch nur so lange, bis das Ministerium die Hilfe der Privatarmee brauche.

Prigoschin betonte zugleich mit Blick auf die Befehlsgewalt, dass er sich Präsident Wladimir Putin als Oberbefehlshaber und den Interessen Russlands unterordne. Dagegen hatte er Schoigu und den russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow angesichts einer Vielzahl an Niederlagen in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits zuvor Unfähigkeit vorgeworfen.

This photo taken and released by Russian Defense Ministry Press Service on Thursday, June 8, 2023, Russian Defense Minister Sergei Shoigu inspects the preparation of equipment and weapons for shipment ...
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Bild: keystone

Prigoschin sagte, dass seine Söldnerarmee in Abstimmung mit Gerassimows Stellvertreter Sergej Surowikin Kampfeinsätze festlege. Surowikin sei klug, erfahren und stehe für ein hohes Mass an Effektivität und Erfolg. Eine Reaktion von offizieller Seite in Moskau auf Prigoschins Weigerung gab es zunächst nicht. Prigoschin gilt als enger Vertrauter Putins in Russland als unantastbar.

Schoigus Stellvertreter Pankow hatte erklärt, mit der Eingliederung der Einheiten in das Ministerium sollten die militärischen Möglichkeiten und der effektive Einsatz der Kämpfer verbessert werden. Die Truppen könnten dann auch besser ausgerüstet werden, hiess es. Allerdings gibt es schon jetzt immer wieder Klagen russischer Soldaten über eine mangelhafte Ausstattung. (sda/dpa)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rodolofo
11.06.2023 21:54registriert Februar 2016
Dass er Schoigu für unfähig hält, die Russische Armee zu führen, hat Prigoschin ja oft genug und -für russische Verhältnisse ungewöhnlich- deutlich gesagt.
Trotzdem war das erst die halbe Wahrheit.
Nicht erwähnt hat Prigoschin nämlich, dass es in der Hierarchie über Schoigu einen noch unfähigeren gibt...
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Waseli
11.06.2023 22:33registriert April 2019
Das 'Casting' für den Sündenbock des Krieges läuft.

Putin scheint für die Silowiki direkt unantastbar zu sein. Deshalb wir die Schuld des Verlaufes nun unter den niederen Rängen brav von einem zum anderen geschoben.
Ein ähnlicher Grund warum wohl Putin seinen "Schnabel" hält und keine Stellung bezieht. Dann kann man nachher besser mit dem Finger auf jemanden zeigen.

Kurz gesagt, diese Typen bereiten sich auf das Überleben vor für eine Zeit nach dem Krieg und die niederen Ränge eventuell auch einem Post - Putin Russland.
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flausch
12.06.2023 01:53registriert Februar 2017
Bildunterschrift:
"Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu."
Dies ist nicht korrekt, Angriffsminister wäre wohl die korrekte Bezeichnung.
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