Den Menschen in Gaza fehlt es an allem: Nahrungsmittel, Wasser, Medizin, Treibstoff, ein Dach über dem Kopf. Die Versorgung des dicht besiedelten Küstengebiets wurde gekappt, nachdem der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant am 9. Oktober die «totale Abschottung» des Gazastreifens angeordnet hatte. Dem vorausgegangen war der Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem insgesamt 1400 Menschen ums Leben kamen. Seither bombardiert Israel den Gazastreifen täglich. Laut des Hamas-kontrollierten Gesundheitsministeriums sind seit Kriegsbeginn 10'022 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden.
Wieso die humanitäre Hilfe im Gazastreifen derzeit so schwierig ist, wie Hilfsorganisationen dennoch Unterstützung bieten können und wie du helfen kannst.
Nach dem 9. Oktober war der Gazastreifen während zehn Tagen komplett isoliert. Erst am 19. Oktober erklärte sich Ägypten bereit, die Grenze nach Gaza für Hilfslieferungen zu öffnen, was Israel zuliess. Zu diesem Zeitpunkt stauten sich bereits 170 Lastwagen mit Hilfsgütern an der ägyptischen Grenze ganz im Süden Gazas. Am 21. Oktober rollten schliesslich die ersten Lastwagen über die ägyptische Grenze nach Gaza. Bis am 7. November brachten insgesamt 569 Lastwagen dringend benötigte Hilfsgüter über die Grenze.
Dieses langsame Hineintröpfeln von Hilfe sei «völlig unzureichend», klagte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres. Zum Vergleich: Vor der erneuten Eskalation des Konflikts erreichten Gaza täglich 400 – 500 Lastwagen mit Hilfsgütern. Diese Menge ist nötig, um die 2,3-Millionen-Bevölkerung mit Basisgütern wie Brot und Wasser zu versorgen.
Ein weiteres Problem besteht derzeit darin, dass die Lastwagen den Norden Gazas nicht erreichen. Die Hilfe konzentriert sich deshalb hauptsächlich auf den Süden des Gazastreifens. Die Menschen im Norden werden derweil von Israel immer wieder aufgerufen, sich in den Süden zu evakuieren. Die Strecke könnte mit dem Auto in etwa einer Stunde zurückgelegt werden, doch vielen fehlt der dafür benötigte Treibstoff. Zu Fuss würde der Marsch über neun Stunden dauern. Angesichts des fehlenden Trinkwassers, der fehlenden Nahrung und den Hunderten von Verletzten, die derzeit noch im Norden versorgt werden, ein unmögliches Unterfangen.
Für Hilfsorganisationen ist es nach wie vor schwierig, im Gazastreifen Unterstützung zu leisten. Ärzte ohne Grenzen schreibt auf ihrer Webseite:
Von den rund 300 palästinensischen Mitarbeitenden seien einige Familien in den Süden gegangen, andere behandelten im Norden weiterhin Patientinnen und Patienten. Dort wurde erst vor wenigen Tagen eine Ambulanz vor dem Al Shifa Spital direkt von einer Rakete getroffen.
“We were standing inside the hospital gate when the ambulance was directly hit in front of us. There were bloody bodies everywhere. Many were killed immediately, while we rushed others to the operating room for emergency care,” says Dr Obaid, MSF doctor at Al Shifa hospital. pic.twitter.com/ZUL7dsSvkT
— Doctors Without Borders / Médecins Sans Frontières (@MSF_canada) November 4, 2023
Ärzte ohne Grenzen nimmt Spenden für medizinische Nothilfe hier entgegen – einen eigenen Fonds für den Gazastreifen gibt es allerdings nicht.
Bei diversen Hilfsorganisationen sucht man vergebens nach einer spezifischen Sammelaktion für den Gazastreifen. Zunächst auch bei der Glückskette, welche Hilfsprojekte von akkreditierten Schweizer Hilfswerken finanziert. Wie Fabian Emmenegger, Sprecher der Glückskette, am 21. Oktober gegenüber der NZZ am Sonntag erklärte, seien die Kriterien für eine solche Kampagne nicht erfüllt gewesen. Man habe nicht sicherstellen können, dass die gesammelten Spenden zeitnah in Hilfe umgesetzt werden können.
Am 2. November riefen sie dann doch zur Solidarität für die Betroffenen der humanitären Krise im Nahen Osten auf und richteten einen entsprechenden Fonds ein. Wie sie berichteten, sei es ihnen gelungen, in den davor vergangenen Tagen humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. So sei beispielsweise am 29. Oktober ein erster Lastwagen vom Partnerhilfswerk «Save the Children» mit 45'000 Wasserflaschen in Gaza eingetroffen. Weiteren Partnerhilfswerken wie cfd (Christlicher Friedensdienst) und HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz) sei es gelungen, finanzielle Unterstützung an betroffene Familien zu verteilen.
Wenn du für die Glückskette spendest, hast du keine 100-prozentige Garantie, dass das gespendete Geld für die «Humanitäre Krise im Nahen Osten» in den Gazastreifen geht. Die Glückskette schreibt:
Spenden kannst du hier.
Die folgenden Organisationen haben spezifische Sammelaktionen für den Gazastreifen eingerichtet. Das Geld sollte also direkt in Hilfe vor Ort fliessen.
Das HEKS konnte in Zusammenarbeit mit internationalen Hilfsorganisationen erste Nothilfemassnahmen leisten. In Khan Younis im Süden des Gazastreifens konnten über 20'000 intern Vertriebene mit Lebensmittelpaketen unterstützt werden. Weitere Menschen, die in den Süden geflohen sind, erhalten Bargeld, um sich mit dem Nötigsten versorgen zu können. In Ägypten bereitet sich HEKS derweil darauf vor, Hilfsgüter über den Grenzübergang Rafah nach Gaza zu bringen.
Das HEKS hat einen Spendenaufruf mit dem Titel Nothilfe Israel/Palästina eingerichtet.
Spenden kannst du hier.
Am 27. Oktober ist ein Team von Kriegschirurgen sowie Spezialisten der Waffen-Kontaminierung in sechs IRKR-Lastwagen mit dringend benötigten medizinischen Gütern und Material zur Wasserreinigung in Gaza eingetroffen, heisst es auf der Webseite des IRKR. Je nach Schwere der Verletzung können mit den Hilfsgütern zwischen 1000 und 5000 Menschen behandelt werden.
Unter dem Titel «Israel und Gaza» hat das IKRK einen dringenden Spendenappell eingerichtet.
Spenden kannst du hier.
Die erste Lieferung lebensrettender Hilfsgüter wie Trinkwasser hat UNICEF laut eigenen Angaben bereits am 21. Oktober gemeinsam mit dem ägyptischen Roten Halbmond, der Weltgesundheitsorganisation und dem Welternährungsprogramm im Rahmen eines Konvois aus 20 Lastwagen über den Grenzübergang Rafah gebracht. Hilfe sei möglich, betont das Kinderhilfswerk.
UNICEF hat einen eigenen Fonds mit dem Spendenzweck «Hilfe für Kinder in Gaza» eingerichtet.
Spenden kannst du hier.
Caritas engagiert sich mit ihrer Partnerorganisation CRS (Catholic Relief Service) vor Ort. Seit dem Ausbruch der jüngsten Kämpfe hat CRS 7100 Haushalte im Gazastreifen mit kleinen Bargeldbeträgen unterstützt. Insgesamt sind dafür bisher 1,4 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt worden. Weiter wurden vier Einrichtungen unterstützt, die in Flüchtlingsunterkünfte umfunktioniert wurden.
In Kairo hat CRS ein Logistikzentrum eingerichtet, wo es Hilfslieferungen für Gaza vorbereitet. Caritas hat mit «Ihre Spende für die Menschen in Gaza» eine Spenden-Seite eingerichtet.
Spenden kannst du hier.
Nachdem Terre des Hommes ihre Aktivitäten in Gaza nach Ausbruch des Krieges vorübergehend einstellen musste, bereiteten sie in Ägypten Nothilfekits vor. Diese dienen der Unterstützung von 5000 Familien (etwa 30'000 Personen). Wie Terre des Hommes gegenüber watson weiter ausführt:
Neun von fünfzehn Lastwagen hätten bereits die Grenze überqueren können. Insgesamt seien über 60 Mitarbeitende und Freiwillige daran beteiligt gewesen, für die erste Lieferung 10'000 Kartons zu verpacken.
Sobald es die Situation erlaubt, will Terre des Hommes psychologische Nothilfe für die Kinder in Gaza leisten.
Unter «Nothilfe Gaza» kann man direkt Projekte unterstützen, die der Zivilbevölkerung in Gaza zugutekommen.
Spenden kannst du hier.
Bundesrat Ignazio Cassis verkündete an einer Pressekonferenz vom 1. November, dass weitere 90 Millionen für humanitäre Hilfe in Nahen Osten bereitgestellt werden sollen. Die 90 Millionen fliessen an mehrere internationale Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das Welternährungsprogramm, die Unicef und Nichtregierungsorganisationen wie «Médecins sans frontières» und «Terre des Hommes». Den grössten Beitrag erhält mit 25 Millionen das Uno-Büro für humanitäre Hilfe (Unocha).
Die Schweiz unterstütze zusammenfassend gesagt Organisationen, welche die vom Krieg betroffenen Menschen Schutz und Unterkunft böten und sie mit Lebensmitteln versorgten, so der Aussenminister.
Und die Hamas selber wird direkt aus Katar, Iran, ... finanziert. Einer Sache mangelt es in der Gegend da nicht und das ist Geld.