Vier Tage nach den islamistischen Terroranschlägen in Spanien mit insgesamt 15 Toten hat die Polizei den flüchtigen Hauptattentäter getötet. Die katalanische Polizei schoss den 22 Jahre alten Younes Abouyaaquoub in dem kleinen Ort Subirats westlich von Barcelona nieder. Dies bestätigten die Behörden am Montagabend.
JUST IN: Spanish police confirm main Barcelona attack suspect has been killed. https://t.co/Vlc7f5vNbK via @AABerwick pic.twitter.com/sMXQiSCK91
— Reuters Top News (@Reuters) August 21, 2017
Die Polizei geht davon aus, dass der Marokkaner am Donnerstag das Tatfahrzeug bei dem Anschlag in Barcelona gesteuert hat. Er fuhr mit einem Lieferwagen in der Flaniermeile Las Ramblas Passanten nieder. Dabei tötete er 13 Menschen und verletzte mehr als 120.
Nur wenige Stunden vor der Polizeiaktion in Subirats hatte die Polizei Fahndungsbilder des 22-Jährigen veröffentlicht. Die Bilder zeigen einen etwa 1,80 Meter grossen, dunkelhaarigen jungen Mann. Auf den Bildern trägt er ein geringeltes Poloshirt.
Abouyaaqoub werde «in allen europäischen Ländern gesucht», sagte der katalanische Innenminister Joaquim Forn. Auf seiner Flucht hatte der 22-Jährige in Barcelona noch einen weiteren Menschen getötet, um an dessen Auto zu kommen.
Die Flucht endete nur Stunden nach dem Fahndungsaufruf. Eine Frau habe die Polizei informiert, nachdem der Mann sich Häusern in Subirats genähert hatte, berichte der Sender 24H. Als er angesprochen worden sei, flüchtete er in nahe gelegene Weinberge. Dort wurde er demnach von der Polizei gestellt und niedergeschossen.
AMPLIACIÓN Detenido el presunto autor del atentado en Barcelona, Younes Abouyaaqoub https://t.co/wJKJLMn6AI por @maykanavarro #ÚltimaHora
— La Vanguardia (@LaVanguardia) 21. August 2017
Ein Sprengstoffgürtel, den der Mann trug, habe sich nach einer Untersuchung als Attrappe herausgestellt, wie Medien berichteten.Auch eine Explosion in der Ortschaft Alcanar mit mindestens zwei Toten wird der Zelle zugeschrieben. In dem Haus sollen sie Anschläge vorbereitet haben. Die Polizei stellte 120 Gasflaschen sicher.
Mittlerweile sind alle Todesopfer der Anschläge identifiziert. Darunter sind keine Schweizer. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt. Rund 50 Verletzte wurden am Montag noch in Spitälern behandelt. Neun von ihnen schwebten nach Angaben der Rettungsdienste in Lebensgefahr.
Auf der Flucht habe Abouyaaquoub später auf dem Universitätsgelände in Barcelona in der Nähe des Fussballstadions auch einen 34-jährigen Spanier erstochen, um an den Wagen des Mannes zu gelangen, hiess es von den Behörden. Mit dem Fahrzeug wurde eine Polizeisperre überfahren. Das Auto mit der Leiche des Besitzers am Rücksitz wurde später im Vorort Sant Just Desvern gefunden.
Wie die Zeitungen «El País» und «La Vanguardia» am Montag unter Berufung auf die Sicherheitsbehörden meldeten, soll Abouyaaquoub nach seiner Terrorfahrt eine Sonnenbrille aufgesetzt haben und zu Fuss durch die auch bei Touristen beliebten Markthallen des Mercat de la Boqueria entkommen sein. Seine Mutter hatte am Wochenende an ihn appelliert, sich zu stellen.
Der Marokkaner gilt als Teil einer aus zwölf Mitgliedern bestehenden Zelle, die nach Erkenntnissen der Behörden mehrere Anschläge in Katalonien geplant hat. Spanischen Medien zufolge soll auch die Basilika Sagrada Familia in Barcelona zu ihren Zielen gehört haben.
Fünf mutmassliche Terroristen wurden in der Nacht auf Freitag in der Küstenort Cambrils von der Polizei erschossen. Sie waren in einem Fahrzeug bei einer Polizeikontrolle geflüchtet und hatten dabei Passanten angefahren. Eine Frau wurde getötet. Die Verdächtigen trugen ebenfalls Attrappen von Sprengstoffgürteln.
Am Montag durchsuchte die katalanische Polizei nach Medienberichten erneut mehrere Häuser und Wohnungen in dem Ort Ripoll rund 90 Kilometer nördlich von Barcelona. Aus Ripoll stammten Abouyaaquoub und auch der Imam Abdelbaki Es Satty. Der Geistliche wird verdächtigt, Kopf der Terrorzelle gewesen zu sein, die hinter Anschlag von Barcelona und der vereitelten Attacke in Cambrils stand.
Der Imam kam bei einer Explosion vergangenen Mittwoch in Alcanar südlich von Barcelona ums Leben, wo die Terroristen ihre Anschläge vorbereitet haben sollen, wie der katalanische Polizeichef Josep Lluís Trapero am Montagabend in einer Medienkonferez sagte. Im Haus hatte die Terrorzelle unter anderem 120 Gasflaschen gehortet. Die Behörden wiesen Vorwürfe zurück, zu lange nicht mitbekommen zu haben, was in dem Haus geplant wurde.
Unter den Menschen, die die Terroristen umbrachten, sind auch zwei Kinder. Unter den Opfern seien sechs Spanier, drei Italiener, zwei Portugiesen, eine Belgierin, ein US-Amerikaner, ein Kanadier und ein Kind mit australisch-britischer Nationalität, erklärte das katalanische Justizministerium. Sieben Frauen und acht Männer wurden getötet.
Vier mutmassliche Terroristen wurden festgenommen. Sie sollen am Dienstag dem Ermittlungsrichter in Madrid vorgeführt werden. (sda/dpa/reu/afp)