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Carles Puigdemont untergetaucht: Polizei überrumpelt

Catalan independence leader and former President Carles Puigdemont addresses supporters after his arrival near the Catalan parliament to allegedly attend the investiture debate in Barcelona, Spain, Th ...
Am 8. August hielt Carles Puigdemont noch eine Rede in Barcelona – danach verschwindet er.Bild: keystone

Puigdemont taucht auf, spricht und verschwindet – «ist nach getaner Arbeit nach Hause»

09.08.2024, 09:5509.08.2024, 11:18
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Während die spanische Polizei bisher erfolglos nach dem katalanischen Separatistenführer Carles Puigdemont fahndet, stiften Unterstützter eher Verwirrung. Puigdemont habe ihn gebeten mitzuteilen, es sei «gesund, sicher und vor allem frei», schrieb der katalanische Liedermacher und Chef der separatistischen Bürgerbewegung ANC, Lluís Llach, auf der Plattform X. Aber kein Wort dazu, wo der 61-Jährige ist und was er mit der erneuten Flucht bezweckt.

Puigdemonts Rechtsanwalt Gonzalo Boye schien sich über die Aufregung eher lustig machen zu wollen. Die Rückkehr seines Mandanten am Vortag aus fast sieben Jahren Exil nach Barcelona, seine kurze Kampfrede vor Tausenden Anhängern und sein anschliessendes Verschwinden unter den Augen der Polizei stellte er als normalen Arbeitsalltag dar. «Er hat seine politische Arbeit erledigt und ist nach getaner Arbeit nach Hause gegangen, wie das jeder tut», sagte er Journalisten.

Wo dieses Zuhause sei, werde er nicht preisgeben. Auf jeden Fall werde sich Puigdemont «niemals stellen». Und: «Puigdemont befindet sich ausserhalb des spanischen Staates», zitierte der katalanische Radiosender RAC1 Gonzalo Boye. Nach Worten des Generalsekretärs seiner Partei Junts habe er sich nach seinem Blitzbesuch am Donnerstag schon wieder Richtung Belgien abgesetzt.

Puigdemont hatte die meiste Zeit seines Exils in Belgien verbracht, sich zuletzt aber auch in Südfrankreich aufgehalten. Vor der Flucht 2017 lebte er in Girona.

Polizei überrumpelt

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Die spanische Polizei sperrt bei Fahndung nach Puigdemont eine Strasse.Bild: keystone

Medienberichten zufolge war die katalanische Polizei, die Puigdemont festnehmen sollte, am Vortag überrumpelt worden, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass der Separatist nach seiner Rede gleich wieder untertauchen würde. Er hatte angekündigt, unbedingt bei der Wahl des sozialistischen pro-spanischen Politikers Salvador Illa zum neuen katalanischen Ministerpräsidenten im Parlament sein zu wollen. Nach seiner Rede in der Nähe des Parlaments stieg er den Berichten zufolge jedoch schnurstracks in ein weisses Auto und brauste mit unbekanntem Ziel davon. Zwei Polizisten wurden unter dem Verdacht festgenommen, ihm bei der erneuten Flucht geholfen zu haben.

Schon 2017 war Puigdemont in einem Auto versteckt ausser Landes geflohen, nachdem ein illegales Unabhängigkeitsreferendum und die anschliessende Abspaltung Kataloniens von Spanien gescheitert waren.

Obwohl es inzwischen eine Amnestie für Separatisten gibt, besteht immer noch ein Haftbefehl gegen Puigdemont, dem ein Ermittlungsrichter vorwirft, sich 2017 persönlich bereichert zu haben. Dieses Delikt ist von der Amnestie ausgenommen. (leo/sda/dpa)

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