Hiba Morgan ist Reporterin beim arabischen Fernsehsender, Al Jazeera. Seit 2009 schreibt sie über den Sudan. Und auch jetzt, während diesen schwierigen Zeiten, berichtete sie über die aktuelle Lage – direkt aus dem Kriegsgebiet.
Auf der Plattform Reddit schreibt die Journalistin, dass sie sich in einer Stadt (Khartoum) aufhält, die so gefährlich ist, dass sogar «die USA Schwierigkeiten haben, die Amerikaner zu evakuieren.» Sie erzählt, dass «überall Kugeln und Granaten herumfliegen.»
Aber Hiba Morgan versteckt sich nicht. «Fragt mich, was ihr wollt» schreibt sie weiter. Sie postet sogar ein Bild von sich, als «Beweis», dass es wirklich sie ist, die die Fragen beantwortet.
Hier, die wichtigsten Fragen und Antworten aus ihrer Berichterstattung:
Es handelt sich um einen internen Konflikt, der durch regionale und internationale Interessen angeheizt wird. Beide Seiten wollen die Ressourcen des Sudans kontrollieren. Verschiedene Länder [zum Beispiel Russland] haben bereits Zugriff auf diese Ressourcen. Es gibt aber keine eindeutigen Beweise dafür, dass diese Länder involviert sind, aber sie haben beide Seiten in unterschiedlichen Formen unterstützt und finanziert. Als der Konflikt begann, standen nämlich beide Seiten mit Waffen und Soldaten bereit.
Ja, Warnsignale, dass sich der Konflikt anbahnt, waren da: Die Truppenbewegungen der RSF, die Mauern, die um das Generalkommando der Armee gebaut wurden und beiden Seiten, die sich immer wieder widersprachen. Sie verbündeten sich zwar, um eine Zivilregierung zu stürzen, aber es lief nicht so, wie sie es eigentlich geplant hatten. Sie waren nicht in der Lage, eine neue Regierung zu bilden, die die alte ersetzt. Es war nur eine Frage wann und nicht ob der Konflikt beginnen wird.
Die Lage ist schlimm. Anders kann man es nicht ausdrücken. Die Menschen haben seit fast zwei Wochen kein fliessendes Wasser mehr und auch kein Strom. Die Bevölkerung hat keinen Zugang zu den Banken, die Marktpreise steigen von Tag zu Tag und die Waren gehen langsam aus. Krankenhäuser wurden bombardiert und der Zugang zur medizinischen Versorgung ist so schwierig, dass Patientinnen und Patienten mit Nierenversagen oder Diabetes sterben.
Die Menschen im Sudan haben deutlich gemacht, dass es nicht ihr Krieg ist. Es ist ein Machtkampf, der ihre Hoffnung von einer Demokratie beenden wird – unabhängig davon, wer schlussendlich gewinnen wird.
In Khartum geht es um den Kampf um Macht und Ressourcen. In Dafur ist die Lage ethnisch geprägt. Bei den jüngsten Kämpfen in Dafur wurden Häuser von ethnischer Darfuris angezündet, Märkte ausgeraubt und dann in Brand gesteckt. All dies erinnert sehr an den Krieg, der schon seit über zwanzig Jahren zwischen den verschiedenen Volksgruppen in Darfur und der sudanesischen Regierung stattfindet.
Man hat versucht, zu verhandeln. Doch keine der beiden Seiten hat bisher Verhandlungsbereitschaft gezeigt. Die Befehlshaber der Armee und der paramilitärischen Einheit wollten sich zwar treffen, um eine Konfrontation zu vermeiden, doch das taten sie schlussendlich nicht. Es kursieren viele Versionen darüber, wer mit den ersten Schüssen begonnen hat, aber es war unmöglich, die beiden Seiten zu Gesprächen zu bewegen. Darum konzentriert man sich als erster Schritt auf Waffenstillstand.
Die Waffenstillstände sind instabil. Ich würde sagen, dass sie an den richtigen Orten und zur richtigen Zeit gehalten wurden, um die ausländischen Staatsangehörigen herauszuholen. Aber die Kämpfe haben nie aufgehört. Am Dienstag, als eigentlich Waffenstillstand war, wurde ein Krankenhaus bombardiert. Heute gab es Luftangriffe. Also nein, die Waffenstillstände werden nicht gehalten.
Zurzeit befinden sich keine Menschen am Flughafen. Zumindest nicht auf dem wichtigsten internationalen Flughafen. Der Flughafen, über den die Menschen evakuiert werden, liegt im Osten, 800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Die internationale Gemeinschaft muss die Menschen, die nun aus dem Sudan fliehen, auf die gleiche Weise behandeln, wie die Flüchtenden aus der Ukraine. Sie müssen ihnen sichere Wege öffnen und humanitäre Hilfe leisten. Durch die Kämpfe sind bereits viele Menschen geflohen, die ein neues Zuhause brauchen.
(oee)