Seit Samstag herrschen kriegsähnliche Zustände im Sudan. Die Armee kämpft gegen die einst verbündete paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF). Es geht um Macht.
Die Bevölkerung leidet stark unter den Kämpfen: kein Wasser, kein Strom und kaum Nahrung. Wer sein Zuhause verlässt, riskiert sein Leben. Die Zahl der Toten steigt von Tag zu Tag. Laut der Weltgesundheitsorganisation sind mindestens 413 Menschen durch die Kämpfe gestorben und rund 3500 wurden teilweise schwer verletzt. Das Kinderhilfswerk UNICEF teilte mit, dass unter den Toten mindestens neun Kinder seien.
Diese Videos zeigen den Schrecken vor Ort:
Die aktuelle Situation ist für die Menschen vor Ort kaum aushaltbar. Gemäss Berichten verlassen jeden Tag Tausende Menschen allein die Hauptstadt Khartum. Wie viele es sind, ist unmöglich zu sagen. Selbst Menschen aus den ärmsten Stadtteilen brechen auf.
Viele verschlägt es nach Ghezira, dem Gliedstaat südlich von Khartum. Dort soll es sicherer sein. Die meisten fahren mit dem Bus, manche nehmen ihre eigenen Autos und wieder andere gehen zu Fuss.
Wegen der zerstörten Wasserrohre ist die Wasserversorgung unterbrochen, vielerorts gebe es zudem keinen Strom und die Lebensmittelvorräte sind sehr knapp.
Viele Menschen riskieren einen lebensgefährlichen Gang nach draussen, um Vorräte zu beschaffen. Die UN beschreibt die aktuelle Situation als eine «humanitäre Katastrophe».
Zivilisten leiden am Wassermangel:
#Khartoum: civilians are suffering from a lack of water inside areas due to war between SAF and SAF.@NEDemocracy @hrw @UNITAMS @kahixo @alberdiorg @REDRESSTrust @amnestyusa @Internews @UNHumanRights @USEmbassyKRT @emmadinapoli @sudanreeves @CanadaSoudan . pic.twitter.com/0NIV87fb9u
— Darfur Network for Human Rights (@DNforHR) April 21, 2023
Mittlerweile wurden 39 Krankenhäuser geschlossen, nachdem sie während der anhaltenden Kämpfe heftig bombardiert wurden. Auch Krankenwagen wurden zur Zielscheibe, weshalb viele Patientinnen und Patienten nicht rechtzeitig erreicht werden können.
Ärzte im Sudan warnen, dass die Gesundheitsversorgung des Landes kurz vor dem Zusammenbruch steht. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind die Angriffe auf die Gesundheitsversorgung «ein eklatanter Verstoss gegen das Völkerrecht und das Recht auf Gesundheit».
Spitäler wurden zerstört und geplündert:
Latest from #nurses in #Sudan today - fighting ongoing despite ceasefire, attacks on hospitals & ambulances continue, more hospitals out of service and healthcare staff continue to help evacuate people despite huge personal danger - pictures received today. pic.twitter.com/WtOYXNz4lJ
— Howard Catton (@HowardCatton) April 19, 2023
Ein Video in den sozialen Medien zeigt dutzende Studierende, die auf dem Campus der Universität von Khartum aufgrund der Kämpfe eingeschlossen waren. Mithilfe der sudanesischen Armee konnten sie entkommen. Während ihrer Flucht sind im Hintergrund Schüsse und Explosionen zu hören:
Ein Reporter vom Sender CCTV berichtet über die heftigen Luftangriffe und Artilleriegeschosse. Er erzählt, wie Bomben auf Häuser von Zivilisten fallen und explodieren.
Conflict intensifies as sounds of bombs, gunfire leaves residents terrified in Sudan: #CGTN reporter. #Sudan https://t.co/lIIE2zuhAV pic.twitter.com/2eMftHjVta
— CCTV+ (@CCTV_Plus) April 21, 2023
Ein Junge aus Karthum erklärt in einem Video in den sozialen Medien, wie seine Freunde durch Bomben getötet wurden und dass er kein Zuhause mehr hat:
THEY KILLED MY FRIENDS
— African Stream (@african_stream) April 20, 2023
Heartbreaking stories are emerging from the devastating violence in Sudan. Here, a young boy describes how bombs have killed his friends, and pleads for the fighting to stop.#Khartoum #Sudan pic.twitter.com/860rYatWjT
Die sudanesische zivile Luftfahrtbehörde teilte nach Angaben eines Branchenmediums am Wochenende mit, dass der Luftraum über dem Sudan geschlossen sei und es im Raum Khartum keine Flugsicherungsdienste mehr gebe. Die Vereinten Nationen teilten mit, man habe derzeit weder Wege in den noch aus dem Sudan.
Ein Video zeigt, wie Menschen am Flughafen von Khartum Schutz suchen ...
Departure Hall Khartoum Airport #Sudan pic.twitter.com/Eia1B5Y7De
— Nada. (@NadaWanni) April 15, 2023
… obwohl auch der Flughafen von den Kämpfen betroffen ist.
Badr Airlines 737-800 destroyed by fire during the latest fighting around Khartoum Airport in Sudan. Since Saturday, at least a dozen aircraft have been targeted as intense violence between the Sudanese military and the Rapid Support Forces continues. pic.twitter.com/69zQQ4mGgk
— Breaking Aviation News & Videos (@aviationbrk) April 21, 2023
Humanitäre Versorgung mit dringenden medizinischen Gütern ist nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen derzeit unmöglich. Auch internationale Vermittler, darunter drei ostafrikanische Präsidenten, können derzeit nicht einreisen.
Auch für das Personal der Schweizer Botschaft im Sudan und die anderen rund hundert Schweizer Staatsangehörige wird die Situation nicht besser – sie müssen im Sudan ausharren. Die Lage lasse eine organisierte Ausreise nicht zu, sagte Serge Bavaud, Chef des Krisenmanagements im Aussendepartement, am Freitag.
(oee, mit Material der sda)
Auch der Junge im Haus seines toten Freunds hat mir Tränen in die Augen getrieben.... und niemand kann denen helfen, weder Vermittler, noch Hilfsorganisationen. Das ganze Land komplett abgeschnitten!
Nur weil zwei sich streiten.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_wars:_2003%E2%80%93present
anschaue, dann ist der Konflikt im Sudan einfach eine Zeile mehr in der Liste ... traurig aber wahr.
Kriegerische Auseinandersetzungen sind auch im 21. Jahrhundert so omnipräsent, dass es fast schon absehbar wirkt, wenn wieder irgendwo Krieg ausbricht.