Auf Social Media sind sie eines der Trendtiere schlechthin. Die niedlichen Capybaras erfreuen sich bei Instagram und TikTok grösster Beliebtheit, auf Tausenden Videos ist das grösste Nagetier der Welt zu sehen.
Längst sind sie auf Taschen, Tassen und Smartphonehüllen abgebildet, es gibt sie natürlich als Plüschtiere. In Tokio können Touristen Capybaras in Cafés mit Karotten füttern.
Doch nicht überall stehen Capybaras in der Gunst so hoch wie beim Social-Media-Publikum. In Argentinien haben die hundegrossen Nager die Reichen-Wohnanlage Nordelta nördlich von Buenos Aires in Beschlag genommen.
Die Capybaras «eroberten» Nordelta, als sich die rund 45'000 dort lebenden Menschen aufgrund der Covid-Pandemie 2020 in ihre Häuser zurückzogen. Dies schreibt die «New York Times» in einer grossen Reportage.
Grünes Gras, frisches Wasser und keine Raubtiere – die gepflegten Viertel sind für die «Carpinchos», wie man sie in Argentinien nennt, der perfekte Lebensraum.
In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Population in Nordelta auf rund 1000 Tiere erhöht. Sie grasen neben Tennis- und Volleyballplätzen und baden in künstlich angelegten Seen. Sie verursachen jedoch auch Verkehrsunfälle und greifen Kleinhunde an.
Die «New York Times» traf einen Tierarzt, der via Blasrohr ein männliches und ein weibliches Capybara betäubte. In diesem Fall war der Veterinär jedoch zu spät: Das Weibchen war bereits schwanger. Eine weitere Befruchtung wird dem potenten Männchen jedoch nicht gelingen, es wurde mit einem Medikament sterilisiert.
Bis heute haben die Capybaras in Nordelta Befürworter und Gegner. Während letztere sich um ihre Kleinkinder und Hunde sorgen, stellte das Pro-Capybara-Lager eine Petition mit 25'000 Unterschriften auf die Beine, welche fordert, dass man die Tiere schützt.
Noch hat die argentinische Regierung kein probates Mittel gefunden, um den Bestand der Nager kontrollieren zu können. Aktuell soll ein Programm im Gange sein, das 250 der Capybaras in Nordelta sterilisieren möchte. Die Befürworter sehen darin einen Angriff auf die Fortpflanzung der Tiere.
In ihren Augen sei die Zunahme der Population eine Folge von Bauunternehmern, welche den wilden Lebensraum der Tiere zerstörten und sie aus den Wäldern in die Vorstädte trieben. Sie plädieren für ein eigenes Capybara-Naturschutzgebiet.
Bis es so weit ist, muss der örtliche Tierarzt weiter mit dem Blasrohr ausschwärmen, sonst nimmt die unkontrollierte Vermehrung der Capybaras wohl weiter ihren Lauf. (rst)
Anders gesagt du Tiere kehren einfach wieder in ihren ursprünglichen Angestammten lebensraum zurück. Was ihnen eben während der Pandemie am einfachsten gelungen ist.