Dante&Lupus
Dass Erdogan Twitter runter fährt,nachdem Personen gerade durch solche post gerettet werden konnten ,iritiert ,...
Die Rettungsaktionen in der Türkei und Syrien sind ein Wettlauf gegen die Zeit, die klirrende Kälte und weitere drohende Nachbeben.
Ein erstes Erdbeben der Stärke 7,7 hatte am frühen Montagmorgen Teile der Türkei und Syriens erschüttert. Das Epizentrum: Südostanatolien, in unmittelbarer Nähe der 2-Millionen-Stadt Gaziantep an der türkisch-syrischen Grenze. Ein zweites starkes Beben wurde nur Minuten später gemessen. Und kurz vor Mittag gab es nochmals ein Erdbeben der Stärke 7,5 in derselben Region. Seither schüttelten mehrere weitere Nachbeben die Region durch – auch am Mittwochmorgen bebte es wieder.
Die Erschütterungen haben ganze Strassenzüge einstürzen lassen. Zehntausende Menschen wurden schlafend in ihren Betten unter den herabstürzenden Gebäudeteilen begraben. Tausende sind tot. Doch einige hatten zum Zeitpunkt des Unglücks ihr Handy zur Hand, meldeten sich über unterschiedliche Kanäle und flehten um Hilfe.
Einer der wohl bekanntesten Verschütteten, der einen Videoaufruf startete, ist der türkische Streamer Firat Yayla alias CharmQuell.
Am frühen Dienstagmorgen postete der Türke ein Video in seiner Instagram-Story und erklärte panisch, dass er unter den Trümmern im Bezirk Antakya in der Provinz Hatay festsitze – zusammen mit seiner Mutter.
🇹🇷 #Earthquake in #Turkey, YouTuber asks for help, he is under the rubble of a collapsed building. pic.twitter.com/wcYeFQdjUU
— The informant (@theinformantofc) February 6, 2023
Bevor er das Video mit dem Teilen seiner Wohnadresse beendete, rief er verzweifelt:
Sein Aufruf hat sich gelohnt. Nur wenige Stunden nach dem ersten Video teilte er mit, dass er gerettet worden sei. Ein Update zu seiner Mutter hat der Gamer bisher nicht veröffentlicht.
Einen weiteren Hilferuf, der Wirkung zeigte, verbreitete Boran Kubat via WhatsApp. Der 20-jährige Student war zu Besuch bei Verwandten in der Stadt Malatya, als das Haus wegen der Erdbeben über ihm, seiner Mutter, seiner Grossmutter und zwei Onkeln zusammenstürzte.
Stunden später wurden der junge Mann und seine Mutter aus einem Hohlraum in den Ruinen gezogen. Der Überlebende gab der türkischen Agentur Anadolu ein Interview:
Die anderen Familienmitglieder wurden vorerst nicht gefunden.
Eine weitere Geschichte mit positivem Ausgang kommt von Can Türker, einem Twitter-User. Er fleht am frühen Morgen kurz nach dem zweiten Erdbeben auf den sozialen Medien:
Am Dienstag meldete er, dass ein Freund unter Einsatz seines Lebens die Familie gerettet habe, nachdem er den Post gesehen hatte.
Firat Yayla, Boran Kubat und Can Türker gehören zu den Glücklichen, die nach Aufrufen in den sozialen Medien gerettet wurden. Doch im Internet schwirren immer noch unzählige Nachrichten herum von Menschen, die seit ihrem Hilferuf keine Updates mehr geliefert haben. So etwa der junge Syrer, dessen Video seit gestern Abend durch die sozialen Medien geistert. Während er in die Kamera spricht, rieselt Staub auf ihn nieder – und plötzlich beginnt wieder alles zu wackeln.
Sollten sie noch unter den Trümmern stecken, dann wird das Zeitfenster immer kleiner, sie lebend zu retten. Und auch für die Überlebenden sind die Umstände dramatisch: Temperaturen um den Gefrierpunkt machen ihnen zu schaffen, viele haben kein Dach mehr über dem Kopf.
Während in der Türkei internationale Hilfstrupps eintreffen, um die lokalen Kräfte bei dem Gewaltakt – Lebende und Leichen zu bergen – bestmöglich zu unterstützen, bleiben die Syrer aufgrund der internationalen Sektionen grossteils sich selbst überlassen. «Manchmal graben sie mit blossen Händen durch die Trümmer, weil die Geräte dafür verboten sind», hiess es in einer Mitteilung des Aussenministeriums in Damaskus.
Bei den Sanktionen gibt es zwar umfassende Ausnahmen für Lieferungen von Lebensmitteln und Medizin im Rahmen von humanitärer Hilfe. Doch Hilfsorganisationen stünden trotzdem immer wieder vor Problemen, denn sie riskierten Strafen bei der direkten oder indirekten Zusammenarbeit mit Unternehmen, die die Assad-Regierung unterstützen, so die Nachrichtenagentur sda. Das US-Aussenministerium betont währenddessen, dass die Sanktionen humanitäre Hilfe nicht ausschlössen.
Trotz aller Widrigkeiten: Die Hoffnung bleibt bestehen, Überlebende zu finden. Noch am Mittwoch wurde eine Frau nach 52 Stunden lebend aus den Ruinen eines Hotels in der Provinz Kahramanmaras geborgen. Eine 10-Jährige wurde in Hatay von der Armee lebend aufgestöbert. Oder ein Bub von italienischen Helfern in der Stadt Antakya lebend aus den Ruinen eines ehemals fünfstöckigen Wohnhauses geborgen. Und auch Mohamed, ein syrisches Flüchtlingskind, wurde unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes in der türkischen Stadt Hatay lokalisiert. Auf einem Video sieht man, wie die Helfer dem Kind Wasser aus dem Deckel einer Pet-Flasche anbieten, während sie es befreien.
Und auch die Schweizer Rettungsteams haben nach dem Erdbeben in der südtürkischen Stadt Hatay bisher vier Personen lebend aus den Trümmern geborgen. Das Team sei zuversichtlich, noch weitere Menschenleben retten zu können.
(yam)