International
Thailand

Neue Kämpfe an Grenze zwischen Thailand und Kambodscha

Neue Kämpfe an Grenze zwischen Thailand und Kambodscha

25.07.2025, 06:4625.07.2025, 06:46
Mehr «International»

An der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha sind am Morgen erneut Feuergefechte entbrannt. «Warnung: Derzeit kommt es in mehreren Grenzgebieten zu Zusammenstössen», teilte die thailändische Armee auf Facebook mit. Die Zeitung «Khaosod» zitierte einen Militärsprecher mit den Worten, Kambodscha beschiesse Thailand an verschiedenen Grenzorten seit 4.00 Uhr morgens mit Feldartillerie und BM-21-Raketen. Thailand reagiere «entsprechend», hiess es. Menschen in der Region im Nordosten Thailands wurden aufgefordert, das Gebiet unbedingt zu meiden.

epa12259908 Cambodian soldiers ride on a self-propelled multiple rocket launcher in Oddar Meanchey province, Cambodia, 25 July 2025. Cambodian troops took position near the front line during fighting  ...
Kambodschanische Soldaten in der Nähe der Grenze.Bild: keystone

Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag gefährlich eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt. Kambodscha reagierte mit Artilleriefeuer, auch auf Wohngebiete.

100'000 Anwohner auf der Flucht

Der Regierung in Bangkok zufolge ist die Zahl der Todesopfer in Thailand mittlerweile auf 15 gestiegen – 14 Zivilisten und ein Soldat. 46 Menschen wurden verletzt, darunter 31 Zivilisten. 100'000 Anwohner aus vier Provinzen (Ubon Ratchathani, Si Sa Ket, Surin und Buriram) wurden laut Innenministerium in etwa 300 Evakuierungszentren in Sicherheit gebracht.

Nach Berichten des thailändischen Militärs sollen mindestens 24 kambodschanische Soldaten getötet worden sein. Die Zeitung «Phnom Penh Post» schrieb, dass zudem ein 70-jähriger Geistlicher bei der Bombardierung einer Pagode ums Leben gekommen sei.

Worum geht es?

Beide Länder trennt eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde. Die Regierungen in Bangkok und Phnom Penh interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich. Im Zentrum des Streits steht der Tempel Prasat Preah Vihear (vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert), der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört und von beiden Ländern beansprucht wird.

Der umstrittene Tempel soll durch die Kämpfe Schaden genommen haben: «Die Attacken, die sowohl Artilleriebeschuss als auch Luftangriffe umfassten, haben die heilige Stätte, die für das kambodschanische Volk von immenser kultureller, historischer und spiritueller Bedeutung ist, schwer beschädigt», teilte das Kulturministerium in Kambodscha mit.

Wer die Kämpfe gestartet hat, war derweil weiter unklar. Beide Seiten werfen sich vor, das Feuer eröffnet zu haben. Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Manet hatte noch am Donnerstag den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, dringend eine Sitzung zu dem «unprovozierten, vorsätzlichen und gezielten Angriff auf Kambodscha» einzuberufen. Das UN-Gremium will am Freitagabend (MESZ) zu dem Thema zusammenkommen.

USA und UN fordern Ende der Kämpfe

Die USA zeigten sich derweil «zutiefst besorgt» über die Situation an der Grenze. «Besonders beunruhigt sind wir über Berichte über den Tod unschuldiger Zivilisten», hiess es in einer Mitteilung, die von der US-Botschaft in Bangkok veröffentlicht wurde. «Wir fordern dringend die sofortige Einstellung der Angriffe, den Schutz der Zivilbevölkerung und eine friedliche Beilegung der Streitigkeiten.»

Gegenseitiger Beschuss von Thailand und Kambodscha – das sind die Videos

Video: watson/lucas zollinger

UN-Generalsekretär António Guterres forderte grösstmögliche Zurückhaltung beider Seiten. Die Probleme müssten im Dialog und im Geiste guter Nachbarschaft gelöst werden. Auch der Ministerpräsident von Malaysia, dessen Land in diesem Jahr der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean vorsteht, forderte umgehende Verhandlungen. Beide Länder seien wichtige Mitglieder des Bundes. «Frieden ist die einzige Option», sagte er.

Das Auswärtige Amt passte seine Sicherheitshinweise an. «Von Reisen in das Grenzgebiet zu Kambodscha wird dringend abgeraten», heisst es auf der Webseite. Eine weitere Eskalation könne nicht ausgeschlossen werden. (dab/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
23 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
23
Waldbrände in der Türkei bedrohen Wohngegenden – Temperaturen über 50 Grad
In der Türkei kämpfen Einsatzkräfte gegen zwei massive Waldbrände.
In der westtürkischen Provinz Bursa sind die Flammen nah an Wohngegenden herangerückt, etwa 1'300 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, sagte Verkehrsminister Abdulkadir Uraloglu. Ausserdem sei ein Tierheim evakuiert worden.
Zur Story