Es herrscht Aufregung in Deutschlands Hauptstadt: Am Donnerstagmorgen warnte die Polizei vor einem entlaufenen Raubtier. Nun läuft ein grösserer Polizeieinsatz im Süden Berlins – mit Helikoptern, Drohnen und Panzerwagen. Man habe Exkremente gefunden. Der Kot wird derzeit untersucht.
Auf Social Media kursieren derweil mutmassliche Aufnahmen der Wildkatze und die Brandenburger Polizei spricht mittlerweile von «einer Löwin». Wildtierexperten sind jedoch skeptisch. Das wissen wir bislang:
Etwa um Mitternacht erreichte die Polizei Brandenburg ein Notruf. Demnach hatten Passanten mit dem Handy ein freilaufendes Wildtier gefilmt. «Nach Prüfung des Videomaterials handelt es sich nach einer ersten Einschätzung bei dem Wildtier um eine Löwin», schreibt die Polizei in einer ersten Medienmitteilung.
Bereits in der Nacht sei deshalb mit mehr als 30 Streifenwagen und mit Unterstützung von mehreren Polizeihubschraubern nach der Wildkatze gesucht worden – bislang ohne Erfolg. Das Komische an der Sache: «Aktuell vermisst keine der geprüften Tierhaltungseinrichtungen, wie Tierparks, Zoos, Tierschutzeinrichtungen oder Zirkusse, ein solches Tier», schreibt die Polizei.
Um 13 Uhr informierten die Behörden dann an einer Pressekonferenz zum Polizeieinsatz: «Die Löwin ist noch nicht gesichtet worden», sagt Michael Grubert, der Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow, wo die Löwin gesichtet wurde. Man sei froh, dass die Schulferien bereits begonnen hätten.
Die Polizei selbst bestätigte eine erneute Sichtung durch Beamte in der Nacht. Man gehe deshalb tatsächlich von einer entlaufenen Löwin aus. Der Einsatz werde bei Bedarf über Nacht weitergeführt, «bis das Tier gefunden wird», so eine Polizeisprecherin.
Wildtier-Experten hingegen zeigen sich eher skeptisch: «Die Form des Rückens und auch der Schwanz sehen ungewöhnlich aus. Aber wenn die Polizei sagt, dass es sich um eine Raubkatze handelt, dann kann ich das nicht anzweifeln», sagt der Raubkatzen-Experte des Kölner Zoos, Alexander Sliwa, zu ntv.
Stattdessen könne es sich um einen Puma oder gar um ein ganz anderes Tier wie eine Hirschart handeln. «Ein entlaufenes Tier, das nicht in seiner natürlichen Umgebung unterwegs ist, hätte auf das Scheinwerferlicht reagiert», so Sliwa. Auch Zirkusdirektor Michel Rogall zeigt sich ob der Nachrichten erstaunt. Es gebe in Deutschland keinen Zirkus mehr, der Löwen oder Tiger hält:
Er wurde in der Nacht von der Polizei aus dem Bett geklingelt und gefragt, ob er ein Raubtier vermisse. Der Zirkusdirektor lässt sich sogar auf eine Wette ein: «Wenn das ein Löwe ist, fresse ich einen Besen.» Ein weiterer Experte – Marcel Alaze, der Senior-Kurator des Allwetterzoos in Münster – äussert sich in der «Bild» ebenfalls skeptisch: «Ob es ein Löwe ist, da würde ich mich nicht festlegen.»
Dieses Video soll die mutmassliche Raubkatze zeigen:
#löwe in #kleinmachnow @polizeiberlin sucht aber findet nicht pic.twitter.com/hZmIcNZK7j
— deer BSC (@lqzze1) July 20, 2023
Einige Twitter-Nutzer spekulieren nun, ob es sich tatsächlich um einen Löwen oder eventuell nicht doch nur um ein Wildschwein handelt:
Was ist hier nur schon wieder los!?
— 🇩🇪 AndyLoveman 🏳️🌈🦄🦠😷 (@stadtralle) July 20, 2023
Kurzer Schwanz, Knick im Rücken, spitze Ohren.
Das ist keine #Loewin #Loewe #berlin , sondern ein Wildschwein! Zumindest auf diesem 6Sek Video.
Der ist einem Wildschwein „nachgejagt“ Ja, kann sein. 😉#sommerloch pic.twitter.com/VAsXTJOmKR
Auch Zirkuschef Rogall hat eine eigene Theorie, um was für ein Tier es sich handeln könnte: einen kaukasischen Bärenhund. «So einen Hund habe ich selbst zu Hause. Der ist aber noch da», sagt Rogall. Und so sieht der Hund aus:
Es wäre ein kaukasischer Bärenhund.
— Jerome Privat (@jerome_privat_) July 20, 2023
Bild von Wikipedia. pic.twitter.com/329Va0KZfj
Egal ob Hirschart, Wildschwein, kaukasischer Bärenhund oder doch eine Löwin: Der Einsatz der Polizei dürfte weitergehen, bis die Identität des Tieres ausreichend geklärt ist. (leo)