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Ukraine

Leiter des ukrainischen Geheimdienstes: Die aktuelle Lage in der Ukraine

Ukraines Geheimdienst-Chef: «Nächste 3 Monate werden sehr entscheidend»

Kyrylo Budanov, Leiter des ukrainischen Geheimdienstes, spricht darüber, was in den nächsten paar Monaten geschehen wird, was in Moldau los ist und warum Russland scheitern wird.
01.03.2023, 10:2301.03.2023, 13:18
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Zum Jahrestag des Krieges zwischen der Ukraine und Russland traf sich der ukrainische Geheimdienstler Kyrylo Budanov zu einem Interview mit dem Radiosender Voice of America. Das Wichtigste zusammengefasst:

Die Zukunft von Russland

«Alle warten auf einen bestimmten Moment, bis die Spitze des Kremls, der für einen einmütigen Krieg eintritt, bildlich gesprochen, sich an die Wand lehnt und zugibt, dass es nicht gut läuft»
Kyrylo Budanov über die Meinungsverschiedenheiten in den russischen Führunspositionen

Budanov sagt, dass eine Teilung von Russland die «absolut reale Zukunft» sei. Es gebe bereits viele Probleme in Russland. Diese würden noch zunehmen. Eines dieser Probleme ist laut Budanov die Warenauslieferung. Russland versuche nun von überall Waffen zu bekommen. Aber sogar Serbien weigert sich, Russland mit Waffen zu beliefern. «Jetzt versuchen sie es mit Myanmar», fügt er hinzu. Abwarten sei nun angesagt. Aber unter diesen Bedingungen könne Russland einfach nicht gewinnen, sagt er. Budanov glaubt ebenfalls, dass China keine Waffen an Russland verkaufen werde. Das einzige Land, das derzeit mehr oder weniger ernsthafte Waffen liefere, sei der Iran.

Ein weiteres Problem seien auch die unterschiedlichen Meinungen in der obersten Staatsführung: «Viele haben eingesehen, dass doch etwas nicht stimmt», sagt er. Es gebe nicht viele Menschen in der Führung, die für den Krieg bis zum Ende seien. «Alle warten auf einen bestimmten Moment, bis die Spitze des Kremls, der für einen einmütigen Krieg eintritt, bildlich gesprochen, sich an die Wand lehnt und zugibt, dass es nicht gut läuft», so Budanov.

Der Verlauf des Krieges

«Die Ukraine ist nicht bereit, einen langfristigen Waffenstillstand einzugehen.»
Kyrylo Budanov über den Krieg in der Ukraine

Auf die Frage, ob es in den nächsten drei Monaten einen Wendepunkt im Krieg geben werde, antwortete Budanov mit: «Die nächsten drei Monate werden sehr entscheidend sein. Vor allem, was den weiteren Verlauf der Ereignisse angeht.» Ob im Osten, in der Region Donezk oder Luhansk – überall werde es zu Veränderungen kommen. Budanov geht nicht davon aus, dass Russland Kiew nochmals angreifen wird.

Wird die Ukraine in den nächsten drei Monaten den Krieg gewinnen?

Er bleibt zuversichtlich: «Aber rein theoretisch: Alles ist vorbei, alles ist grossartig und Russland hat erkannt, dass sie so nicht weitermachen können.» Die USA gehen von einem langen Waffenstillstand aus. Budanov sieht das anders: «Als Chef des Geheimdienstes sage ich Ihnen, dass Russland nicht bereit ist für einen langen Krieg mit uns. Die Ukraine ist auch nicht bereit, einen langfristigen Waffenstillstand einzugehen.»

Die Zukunft der Republik Moldau

«Russland will die verfassungsmässige Autorität stürzen»
Kyrylo Budanov über Moskaus Pläne in Moldau

In letzter Zeit wurde viel darüber berichtet, dass Russland die Republik Moldawien stürzen möchte. Fast unmittelbar danach wechselte Moldawien seinen Premierminister. «Dorin Recan ist ein Profi und ein militärischer Block. Ein Machtblock», so Budanov. Transnistrien spiele aber hier nicht die erste Rolle. Russland wolle die «verfassungsmässige Autorität» stürzen, erzählt Budanov.

Er bleibt zuversichtlich: «Wie Sie sehen können, ist ihnen das noch nicht gelungen. Es wurde eine Reihe von Massnahmen ergriffen, die mit Sicherheit zu Ergebnissen führen werden.»

(oee)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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manhunt
01.03.2023 12:04registriert April 2014
sollte die ukraine ihre territoriale integrität nicht wieder herstellen können, wird dies für europa noch sehr unangenehme folgen haben. auch wenn das hier im westen einige partout nicht verstehen wollen, aber, putin hat russland schon lange umfassend auf eine konfrontation mit dem westen vorbereitet. und die asymmetrischen fähigkeiten russlands übersteigen seine militärischen um ein vielfaches.
so hat sich die gezielte russische desinformation bereits tief ins bewusstsein vieler europäer eingegraben.
und ohne umfassenden regimewechsel wird russland den rest europas weiterhin terroisieren.
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KOHL
01.03.2023 12:05registriert März 2019
Nevermind, ich bin toal pro Ukraine. Aber lese etwa alle 3 Monate einen reisserischen Titel "die nächsten 3 Monate werden entscheidend😂
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wasps
01.03.2023 10:53registriert Januar 2022
Wenn Chefs von Geheimdiensten sich öffentlich äussern, dann kann man ihren Worten getrost Glauben schenken. Warum auch nicht? Sind ja bloss Geheimdienstler.
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