Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat in Europa die grösste Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Fast 8,1 Millionen Menschen haben laut UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) seit Beginn des Konflikts am 24. Februar 2022 die Ukraine verlassen, weitere 5,4 Millionen sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der UNO innerhalb des Landes vertrieben worden. Damit verliess fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung der Ukraine vor dem Krieg (43,734 Millionen) die angestammte Heimat.
Die Zahl der Geflüchteten dürfte aber noch deutlich höher sein. Laut dem UNHCR gab es über 18 Millionen Grenzübertritte von der Ukraine in benachbarte Länder und fast 10 Millionen zurück in die Ukraine. Daraus kann geschlossen werden, dass viele Geflüchtete nur kurzzeitig jenseits der Grenzen Zuflucht suchten und dann wieder zurückkehrten.
Auch die Zahl der Binnenvertriebenen lag im Sommer noch deutlich höher – bei rund sieben Millionen. Seit damals kehrten viele Ukrainerinnen und Ukrainer infolge der ukrainischen Rückeroberungen in ihre Wohngebiete zurück. Laut einer aktuellen UNHCR-Umfrage planen 12 Prozent der ins Ausland Geflüchteten, in den nächsten drei Monaten in die Ukraine zurückzukehren. 65 Prozent hoffen auf eine spätere Rückkehr, während 23 Prozent noch unentschlossen sind oder die Hoffnung auf eine Rückkehr bereits aufgegeben haben.
Die Mehrheit der mittlerweile fast 8,1 Millionen Geflüchteten aus der Ukraine – rund 90 Prozent davon sind Frauen und Kinder – fand in der EU Zuflucht. Hauptaufnahmeland ist Polen, wo rund 1,6 Millionen Vertriebene registriert wurden. Dahinter folgt Deutschland mit mehr als einer Million Geflüchteten. Die Schweiz gehört mit 80'773 Aufgenommenen zum oberen Mittelfeld aller europäischen Staaten.
Auffällig: In Russland wurden bislang rund 2,9 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine registriert. Laut ukrainischen Angaben sind die wenigsten freiwillig migriert: Das Land wirft seinem Kriegsgegner vor, rund zwei Millionen Ukrainer nach Russland deportiert zu haben.
Das US-Aussenministerium stützt diese Ansicht. Laut seinen Schätzungen wurden im vergangenen Jahr zwischen 900'000 und 1,6 Millionen ukrainische Bürger, darunter 260'000 Kinder, gewaltsam auf russisches Gebiet gebracht. Russland bezeichnet diese Menschen als Kriegsflüchtlinge und Evakuierten aus den Kampfgebieten.