Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz haben sich erstmals einem gemeinsamen Interview auf dem Nachrichtensender CNN. gestellt. Die Fragen stellte die Journalistin Dana Bash. Fünf Erkenntnisse aus dem Gespräch, das am Donnerstag aufgenommen und ausgestrahlt wurde.
Kamala Harris wurde scharf kritisiert, weil sie mit ihrem ersten Fernseh-Interview derart lange gewartet hatte. Der politische Gegner behauptete, sie sei mit solchen Gesprächen überfordert. Nun zeigt sich: Das stimmt so nicht. Harris wirkte, vor allem im zweiten Teil des Gesprächs, selbstbewusst und gelassen. Allerdings zeigte sich während des Interviews auch, dass es ihr immer noch schwerfällt, ihre politischen Ideen auf kurze, einprägsame Sätze zu reduzieren. So sprach sie zwar über ihr Wirtschaftsprogramm, das unter dem Schlagwort «Opportunity Economy» läuft. Aber nebst Plattitüden («Ich will die Mittelklasse stärken») erfuhren die Zuschauerinnen und Zuschauer wenig über die Details ihrer Vorstellungen. Vielleicht sollte sie mit dem nächsten Interview nicht erneut fünf Wochen warten.
Recht vage blieb Harris auch, als sie sich für politische Kurskorrekturen erklären musste. Die CNN-Journalistin Bash warf ihr vor, sie haben sich von umstrittenen Positionsbezügen distanziert. So setzte sich Harris noch vor fünf Jahren für ein Verbot von Fracking ein. Nun unterstützt sie diese umstrittene Fördertechnik für Erdöl und Erdgas. «Meine Werte haben sich nicht geändert», antwortete Harris wiederholte Male. Sie finde immer noch, dass der Klimawandel ein sehr wichtiges Problem sei. Aber ihre Amtszeit als Vizepräsidentin habe ihr gezeigt, dass Amerika die entsprechenden Klimaziele erreichen könne, ohne Fracking zu verbieten.
Solche Aussagen sind Wasser auf die Mühlen der Republikaner. Harris habe bestätigt, dass sie eine «durchgedrehte Linksradikale» sei, hiess es in einer ersten Stellungnahme des Wahlkampfstabs von Donald Trump.
Vice President Harris: My values have not changed. I'm the only person in this race who has prosecuted transnational criminal organizations who traffic in guns, drugs, and human beings. I'm the only person in this race who actually served a border state as Attorney General to… pic.twitter.com/gu6bjc8420
— Kamala HQ (@KamalaHQ) August 30, 2024
Die Demokratin hätte die Möglichkeit gehabt, Distanz zum unbeliebten Präsidenten Joe Biden zu schaffen. Kamala Harris entschied sich aber anders. Auf die entsprechende Frage von CNN-Moderatorin überschüttete sie Biden mit Lob. Sie nannte den 81 Jahre alten Präsidenten intelligent und engagiert. Auch sagte sie, Biden habe das Land von Grund auf verändert - und deutete gar an, dass sie seine Wirtschaftspolitik, «gute Arbeit», weiterführen wolle, obwohl diese Ideen höchst unpopulär sind im Volk.
Das ist zwar höchst loyal. Aber die Vizepräsidentin läuft Gefahr, mit Biden in den gleichen Topf geworfen zu werden. Auf den Einwand der Moderatorin, warum sie ihre wirtschaftspolitischen Ideen nicht bereits in den vergangenen dreieinhalb Jahren verfolgt habe, da sagte sie bloss: Sie und Biden hätten das Land zuerst stabilisieren müssen, weil Vorgänger Donald Trump eine Katastrophe hinterlassen habe.
Kamala Harris ist die erste dunkelhäutige Präsidentschaftskandidatin der Demokraten; ihr Vater stammt aus Jamaika, ihre Mutter war in Indien geboren worden. Zweimal während des Interviews lehnte es die Vizepräsidentin aber ab, ausführlich über die Rolle der politischen Pionierin zu sprechen, die sie in diesem Wahlkampf spielt. So sagte sie bloss: «Ich kandidiere, weil ich glaube, dass ich in diesem Moment für alle Amerikaner, die beste Person bin, um diesen Job zu machen, unabhängig von Hautfarbe und Geschlecht.»
Und einen Kommentar, den Trump über ihre ethnischen Wurzeln abgegeben hatte, den wischte sie mit der Bemerkung «das gleiche alte, abgegriffene Manuskript» vom Tisch. Dann sagte sie lachend «nächste Frage, bitte», als wolle sie sexistische oder rassistische Bemerkungen des politischen Gegners nicht weiter würdigen.
Harris on Trump's racist attacks: "Same old, tired playbook. Next question, please." pic.twitter.com/WMyXzVRoI3
— Aaron Rupar (@atrupar) August 30, 2024
Das Interview dauerte etwa eine halbe Stunde, Werbeunterbrüche nicht mit eingerechnet. Dana Bash richtete ihren Fokus dabei voll auf Harris. Tim Walz, der ebenfalls am Tisch eines Restaurants in Savannah (Georgia) sass, der bekam nur fünf Fragen gestellt. Dabei erhielt er immerhin kurz die Gelegenheit, sich zum Vorwurf zu äussern, er habe in seiner politischen Karriere unwahre Angaben über seine Biografie gemacht.
"I'll never demean another member's service in any way. I never have, and I never will" -- Tim Walz in response to a question about his military service pic.twitter.com/jLlkS8XhFU
— Aaron Rupar (@atrupar) August 30, 2024
«Ich spreche frei von der Leber weg», sagte Walz, und er sei sehr emotional. Hin und wieder komme es aber vor, dass «meine Grammatik» falsch ist, was ihm auch seine Frau, eine Englischlehrerin, schon gesagt habe.
Und die Unbeliebtheit von Biden ist zwischen klammern zu setzen. Viele wollten ihn nicht erneut als Präsident sind aber mit seiner Politik und der wirtschaftlichen Entwicklung sehr zufrieden.