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Trumps Steuerunterlagen sind da – er zahlte kaum Einkommenssteuern

FILE - Former President Donald Trump announces he is running for president for the third time at Mar-a-Lago in Palm Beach, Fla., Nov. 15, 2022. Democrats in Congress have released six years' wort ...
Donald Trump.Bild: keystone

Trumps Steuerunterlagen sind öffentlich – er zahlte kaum Einkommenssteuern

30.12.2022, 17:5730.12.2022, 22:52
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Nach jahrelangen rechtlichen Auseinandersetzungen hat ein US-Kongressausschuss Steuerunterlagen des früheren Präsidenten Donald Trump veröffentlicht.

Der demokratisch geführte Finanzausschuss des Repräsentantenhauses stellte am Freitag mehrere Tausend Seiten an Steuerdokumenten Trumps aus den Jahren 2015 bis 2020 ins Netz.

Daraus geht hervor, dass Trump in mehreren Jahren kaum oder gar keine Einkommenssteuer auf Bundesebene zahlte, obwohl er sich stets mit seinem Reichtum und unternehmerischen Erfolg brüstete. Der Republikaner hatte sich jahrelang mit rechtlichen Mitteln dagegen gewehrt, die Unterlagen an den Finanzausschuss herauszugeben – und scheiterte dabei schliesslich im November vor dem Obersten US-Gericht.

Der Ausschuss hatte vorab bereits zwei Berichte mit Informationen aus den Steuerdokumenten vorgelegt und mit der Mehrheit der Demokraten beschlossen, die Original-Unterlagen zumindest in Teilen – mit Schwärzung sensibler Informationen – der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das folgte nun. Es handelt sich um grosse Datenmengen, die jeder Interessierte einsehen kann. Für Trump ist das eine schwere Niederlage und kommt zu einer Zeit, in der er sich bewirbt, bei der Präsidentenwahl 2024 erneut für die Republikaner ins Rennen zu gehen.

FILE - The report from the House Ways & Means Committee, regarding the IRS and former President Donald Trump's tax returns, is photographed Dec. 21, 2022. Democrats in Congress have released  ...
Der Bericht liegt nun geschwärzt der Öffentlichkeit vor.Bild: keystone

In den zusammenfassenden Vorab-Berichten, die der Ausschuss in der vergangenen Woche veröffentlicht hatte, wurden bereits detaillierte Angaben aus Trumps Steuererklärungen der Jahre 2015 bis 2020 aufgelistet – also aus der Zeit kurz vor und während seiner gesamten Amtszeit als Präsident. Demnach zahlte Trump 2016, im Jahr seiner Wahl, und 2017, im ersten Jahr im Weissen Haus, lediglich je 750 Dollar Einkommensteuer auf Bundesebene und machte hohe Verluste geltend. 2018 dann gab er Millionen-Gewinne an und zahlte knapp eine Million Dollar an Einkommenssteuer, 2019 betrug seine Abgabe rund 133'000 Dollar. Im letzten Amtsjahr 2020 zahlte Trump dagegen gar keine Einkommenssteuer.

Die «New York Times» hatte bereits mitten im Wahlkampf vor der Präsidentenwahl 2020 berichtet, dass Trump in den Jahren 2016 und 2017 lediglich jeweils 750 Dollar Einkommensteuer auf Bundesebene gezahlt habe. Möglich gemacht hätten dies Abschreibungen und Gutschriften unter anderem wegen hoher Verluste. Trump hatte das damals abgestritten und behauptet, er habe «Millionen» gezahlt.

FILE - Former President Donald Trump announces he is running for president for the third time at Mar-a-Lago in Palm Beach, Fla., Nov. 15, 2022. Democrats in Congress have released six years' wort ...
Donald Trump kritisiert die Veröffentlichung scharf.Bild: keystone

Der Finanzausschuss hatte zuletzt beklagt: «In zahlreichen Berichten wurde aufgedeckt, dass der ehemalige Präsident durch die komplexen Regelungen seiner persönlichen und geschäftlichen Finanzen aggressive Steuerstrategien und jahrzehntelange Steuervermeidungsstrategien verfolgt hat.» In einem der beiden vergangene Woche veröffentlichten Berichte des Gremiums hiess es ausserdem, die Steuerbehörde IRS habe Trump nicht ordnungsgemäss überprüft. In den vier Jahren seiner Amtszeit sei nur eine einzige obligatorische Prüfung eingeleitet und keine einzige abgeschlossen worden. Trump hatte während seiner Präsidentschaft stets betont, es laufe eine Prüfung seiner Steuerunterlagen – deshalb könne er diese nicht veröffentlichen.

Entgegen der üblichen Gepflogenheiten in den USA hatte der Immobilienunternehmer Trump seine Steuererklärungen weder als Präsidentschaftskandidat noch nach seinem Einzug ins Weisse Haus öffentlich gemacht. Kritiker mutmassten daher, er habe etwas zu verbergen – auch weil er sich auf juristischem Wege mit allen Mitteln gegen die Offenlegung der Dokumente wehrte.

Der Finanzausschuss im Repräsentantenhaus hatte sich jahrelang bemüht, an die Steuerunterlagen heranzukommen. Während Trumps Regierungszeit stand dem zunächst das Finanzministerium im Weg. Erst in der Regierung seines demokratischen Amtsnachfolgers Joe Biden wies das Finanzministerium im vergangenen Jahr schliesslich die IRS an, die Dokumente an den Ausschuss zu übergeben. Trump wehrte sich vor Gericht und bemühte verschiedene Instanzen, bis ihm nur noch der Gang vor den Supreme Court blieb, wo er letztlich im November scheiterte.

Für den Ausschuss war das ein Erfolg in letzter Minute: Da die Republikaner bei der Kongresswahl die Mehrheit im Repräsentantenhaus eroberten und dort ab der kommenden Woche das Sagen haben werden, blieb dem demokratisch geführten Gremium nur noch wenig Zeit, etwas in der Sache auszurichten.

Trump reagierte wütend auf die Veröffentlichung. «Die Demokraten hätten es nie tun dürfen, der Supreme Court hätte es nie billigen dürfen, und es wird zu schrecklichen Dingen für so viele Menschen führen», hiess es in einer schriftlichen Stellungnahme des Republikaners. Die grosse Kluft in den USA werde dadurch nur grösser. Trump behauptete auch, die Steuererklärungen zeigten nur seinen unternehmerischen Erfolg und legten offen, wie er Abschreibungen und Steuerabzüge als Anreiz genutzt habe, um Tausende Jobs zu schaffen.

Die Steuerunterlagen sind längst nicht Trumps einziges Problem. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen der Attacke seiner Anhänger auf das US-Kapitol 2021 und weil er nach dem Abschied aus dem Amt teils streng geheime Regierungsdokumente in seinem Privathaus aufbewahrte.

US-Medien: Trump hatte noch während Amtszeit Bankkonto in China
Die veröffentlichten Steuererklärungen von Donald Trump legen neue Details über die Finanzen des Ex-US-Präsidenten offen. Trump hatte demnach auch während seiner Amtszeit noch ein geschäftliches Bankkonto in China, wie mehrere US-Medien, darunter der Sender CNN, am Freitag (Ortszeit) nach Durchsicht von Tausenden Seiten an Steuerunterlagen berichteten. In den Dokumenten habe Trump unter anderem für die Jahre 2015 bis 2017 ein Bankkonto in China gemeldet. In einer Fernsehdebatte im Präsidentschaftswahlkampf 2020 hatte Trump dagegen angegeben, das Konto in China sei bereits 2015 geschlossen worden. Trump war Anfang 2017 ins Weisse Haus eingezogen.

CNN meldete, in den Unterlagen habe Trump angegeben, etwa 2017 weit mehr Steuern im Ausland gezahlt zu haben als in der Heimat - nämlich Abgaben im Umfang von fast einer Million Dollar. In den Steuererklärungen der sechs Jahre habe Trump Geschäftseinkünfte, Steuern, Ausgaben oder andere finanzielle Posten in diversen Ländern gelistet: unter anderem in Aserbaidschan, Panama, Kanada, Indien, Katar, Südkorea, Grossbritannien, China, der Dominikanischen Republik, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Philippinen, Georgien, Israel, Brasilien, Mexiko, Indonesien, Irland und der Türkei. (sda/dpa)

(rst/yam/sda/dpa)

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105 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bcZcity
30.12.2022 15:44registriert November 2016
Nun, da dürfte er in den USA nicht der einzige Milliardär bzw. Millionär sein, der sich selber arm optimiert. Das US Steuersystem hat definitiv mehr Schlupflöcher als unseres. Und die „Patrioten“ die weniger Staat wollen klatschen noch.
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magnet1c
30.12.2022 15:52registriert Mai 2018
Ein weiteres sehr grosses Problem unserer Zeit: Die wirklich Reichen (max 2% der Bevölkerung) bezahlen praktisch keine Steuern. Das hilft niemandem, im Gegenteil, es schadet allen. Oder weswegen waren die USA in den 50ern und 60ern auf breiter Front gut aufgestellt...
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[CH-Bürger]
30.12.2022 15:45registriert August 2018
Headline um 15:44
"... er zahlte kaum Einkommenssteuern"

Ist das in irgend einer Weise verwunderlich?! 🤔
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