Fast fünf Jahre sass Anna Sorokin in den USA im Knast. Mehrere Jahre lang gab sich die gebürtige Russin mit deutscher Vergangenheit in New York als reiche Erbin aus. Sie nannte sich Anna Delvey und erschlich sich Geld für ihren teuren Lebensstil.
Im Oktober 2017 kam sie schliesslich in Untersuchungshaft, 2019 wurde sie verurteilt und 2021 kam sie in Abschiebehaft. In der Zwischenzeit hatte sie einen Deal mit Netflix geschlossen und mit «Inventing Anna» weltweite Berühmtheit erlangt. Jetzt wurde Anna Sorokin auf Bewährung aus der Haft entlassen und gab in der «New York Times» ihr erstes Interview.
Sie sei in erster Linie froh, dass es mit der Entlassung geklappt habe. «So viele Einwanderungsanwälte haben mir gesagt, dass ich eher auf den Mars abgeschoben werde, als dass ich in New York rauskomme», so die 31-Jährige. Sie habe für ihren Verbleib gekämpft und ihr Ziel schliesslich erreicht.
Obwohl das Gericht ihr nicht glaube, besteht sie darauf, dass sie sich im Gefängnis verändert habe: «Ich bedauere die Art und Weise, wie sich die Dinge entwickelt haben», sagt die Hochstaplerin – «fast» eine Entschuldigung, kommentiert die «New York Times».
Und was tut die Hochstaplerin nach ihrer Entlassung? Sie arbeite an verschiedenen «Projekten». Sie will einen Podcast starten, ein Buch schreiben und sich für Justizreformen in den USA einsetzen. Was sie sicher nicht will: «So viele Leute können es kaum erwarten, dass ich etwas Verrücktes oder Illegales tue und wieder ins Gefängnis komme. Diese Genugtuung möchte ich ihnen nicht geben.»
Sorokins Abschiebungsprozess könnte sich noch eine Weile hinziehen, deshalb werde sie nun eine Zeitlang in New York bleiben. Wie lange sie auf einen gesicherten Aufenthaltsstatus warten muss, weiss sie nicht. Sie meint aber: «Mein Einwanderungsverfahren beginnt gerade erst. Ich schaffe eine Menge Arbeitsplätze für Anwälte. Also sind alle glücklich.» (leo)