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640 Afghanen quetschen sich in C-17– die Story des historischen Bildes

640 afghanische Flüchtlinge quetschten sich in eine C-17 Transportmaschine der US-Luftwaffe.
640 afghanische Flüchtlinge quetschten sich in eine C-17 Transportmaschine der US-Luftwaffe. Bild: defense one

640 Afghanen quetschen sich in US-Militärjet – die Story hinter dem historischen Bild

Das Foto geht gerade um die Welt: Die Crew eines C-17 der US-Luftwaffe lässt über 600 Menschen in den Laderaum und rettet sie vor den Taliban. So lief das Drama ab.
18.08.2021, 06:0519.08.2021, 06:07
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Die Verzweiflung

Rette sich, wer kann: Als die Taliban in Kabul einfallen, herrscht auf dem internationalen Flughafen das blanke Chaos. Tausende versuchen, mit den letzten Maschinen das Land zu verlassen. Verzweifelte Menschen klammern sich am Montag sogar an ein rollendes C-17 Globemaster Transportflugzeug. Als das Flugzeug in den Himmel steigt, fallen zwei Menschen in den Tod.

Hundreds of people run alongside a U.S. Air Force C-17 transport plane as it moves down a runway of the international airport, in Kabul, Afghanistan, Monday, Aug.16. 2021. Thousands of Afghans have ru ...
Bild: keystone

Die Rettung

Mehr Glück hatten hunderte afghanische Flüchtlinge, die sich am Sonntagabend auf dem Rollfeld befanden. Als die Beladung der C-17-Transportmaschine mit dem Rufnamen «Reach 871», läuft, klettern sie kurzerhand über die nur halb geöffnete Luke des Flugzeuges der US-Luftwaffe, das normalerweise maximal 130 Soldaten transportiert. Die Flüchtlinge hatten offenbar eine Ausreisegenehmigung.

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Bild: twitter

Die amerikanische Crew der C-17 zeigte Herz: Anstatt die Flüchtlinge mit Waffengewalt aus dem Laderaum zu vertreiben, lassen sie so viele Menschen wie möglich in den Frachtraum. «Die Besatzung entschied sich für diesen Weg», sagte ein Sprecher der Air Force zum Portal Defenceone.

Der Flug

Dichtgedrängt wie in einer Sardinenbüchse quetschen sich die Flüchtlinge – darunter viele Frauen und Kinder – in den 26 Meter langen und 5,5 Meter breiten Laderaum der C-17-Transportmaschine. Rund 640 Personen werden gezählt, als die Maschine Stunden später auf der Luftwaffenstützpunkt Al Udeid Air Base in Katar landet.

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Bild: defense one

Zum Vergleich: In normaler Bestuhlung (Bild unten) fasst ein C-17 rund 130 Soldatinnen und Soldaten. Dennoch ist es für die Transportmaschine kein Problem, mit derart vielen Personen an Bord zu starten. Denn das Flugzeug ist für eine Nutzlast von 78 Tonnen ausgelegt und kann sogar zwei Panzer gleichzeitig transportieren.

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Bild: wikimedia

Was auffällt: Auf dem Bild sind praktisch keine Gepäckstücke zu sehen. Es scheint, als seien die Menschen ohne Hab und Gut in eine fremde Welt geflüchtet. Was mit den Leuten nun in Doha geschieht, ist noch ungewiss. Die USA wollen laut Berichten mit Katar ein Abkommen abschliessen, welches die Aufnahme von bis zu 8000 Afghanen regelt.

Der Funkverkehr

Nach dem Start in Kabul melden sich die Piloten wie gewohnt bei der Luftüberwachung. Der Flugkoordinator fragt dabei die Crew, wie viele Menschen an Bord sind (siehe Audiofile unten). Die Piloten schätzen zuerst, dass 800 Leute im Laderaum sind.

«Wie viele Leute, denken Sie, sind in ihrem Flugzeug? 800? Holy… Holy Cow … ok …. »
Funkverkehr

«Wie viele Leute, denken Sie, sind in ihrem Flugzeug? 800? Holy… Holy Cow … ok … ». In der Unterhaltung wird auch nach den Nationalitäten der Passagiere gefragt: «Sind es Amerikaner?», die Antwort ist nicht zu hören, aber die Reaktion: «Okay». Dann wird der Pilot nur noch gefragt, um welche Zeit das Flugzeug in Doha landen werde.

Offenbar verliessen Sonntagnacht gleich mehrere mit hunderten Flüchtlingen vollgepackte C-17 Kabul. Laut Defenseone transportieren einige sogar noch mehr Personen als auf dem Bild oben.

Die C-17 flog von Kabul nach Qatar.
Die C-17 flog von Kabul nach Qatar. Bild: zvg

Der Allzeit-Rekord

640 Personen im Laderaum eines Flugzeuges klingen nach viel. Aber vor 30 Jahren schrieb Israel Luftfahrtgeschichte. Innerhalb von 36 Stunden wurden mehr als 14'000 äthiopische Juden aus dem krisengeschüttelten Äthiopien in einer Luftbrücke nach Israel ausgeflogen.

Am 24. Mai 1991 wurde im Rahmen dieser Evakuierungsmission auch ein Flug durchgeführt, der bis heute im «Guiness Buch der Rekorde» zu finden ist. An Bord der EL AL Boeing 747 (die im regulären Betrieb für maximal 480 Fluggäste ausgelegt ist) wurden auf einem einzigen Flug mehr als 1000 Menschen nach Israel befördert. Die genaue Zahl ist bis heute unklar, die Angaben schwanken zwischen 1088 und 1137 Menschen an Bord.

Der Fall Saigons – historischer Vergleich

Die Bilder gleichen sich: Vietnamesische Flüchtlinge werden 1975 nach dem Fall Saigons aus der Stadt ausgeflogen.
Die Bilder gleichen sich: Vietnamesische Flüchtlinge werden 1975 nach dem Fall Saigons aus der Stadt ausgeflogen. Bild: zvg

Die Bilder Kabul erinnern an das amerikanische Desaster in Vietnam. Am 10. März 1975 hatte der kommunistische Vietcong einen an sich begrenzten Vormarsch auf die Hauptstadt Saigon begonnen. Doch nach dem Rückzug der US-Army brach die einheimische, südvietnamesische Armee zusammen – nichts konnte die Miliz aufhalten. Tausende Vietnamesen versuchten vor den Kommunisten zu flüchten. Einigen gelang es, wie in Afghanistan mit Transportmaschinen aus dem Land zu flüchten.

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Die Taliban übernehmen die Macht in Afghanistan
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quelle: keystone / zabi karimi
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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cosmopolitikus
18.08.2021 06:42registriert August 2018
Was wohl in den Köpfen dieser Menschen vorgehen muss? Lassen nicht nur Hab und Gut zurück, wohl auch Familie und Freude. Der Willkür der Taliban zwar entkommen, aber ob es in Katar, oder wo auch immer besser werden wird?
Arme Menschen, arme Welt!
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Inelaferi
18.08.2021 06:48registriert August 2019
Dieser Crew gehört die Tapferkeitsmedaile allen voran dem Flugcapitain. Ich verbeuge mich vor ihm…
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Special K
18.08.2021 07:17registriert August 2016
Ich hätte nicht gedacht, dass ich als Feministin das sagen muss. MÄNNER SIND AUCH MENSCHEN UND HABEN DAS RECHT VOR KRIEG UND GEWALT ZU FLÜCHTEN.

Und alle, die finden, die Männer hätten gefälligst gegen die Taliban zu kämpfen. Und sie würden das im Fall bis zur letzten Patrone machen. Nein würdet ihr nicht. Kein vernünftiger Mensch stellt sich mit Opas Karabiner gegen eine hochgerüstete Miliz.

Mich nimmt ja Wunder, wie gross die Schnittmenge zwischen denen ist, die denken, die Afghanen sollten kämpfen, und denen, die eine Corona-Impfung eine Zumutung finden.
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