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Trumps Strategie: Warum Joe Biden jetzt ein kommunistischer Diktator ist

Warum Joe Biden jetzt plötzlich ein kommunistischer Diktator ist

Bei seinem Gerichtstermin in Miami testet Donald Trump seine neue Taktik: Er sieht sich als politisch Verfolgter einer kommunistischen Diktatur. Damit zielt er auf eine spezielle Wählergruppe ab.
14.06.2023, 10:30
Bastian Brauns, Miami / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Cecilia Romero war auf Kuba eine politische Gefangene. Dann ist sie geflohen. Heute lebt sie in Miami, trägt den wohl grössten «Make America Great Again»-Hut der Stadt und verehrt Donald Trump. Wie die Mehrzahl der aus Kuba stammenden Amerikaner wählt sie längst nicht mehr die Demokraten, sondern die Republikaner.

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Der Feind steht jetzt noch weiter links: Trump bezeichnet die USA als «Venezuela auf Steroiden».Bild: keystone

Viele Latinos, die aus kommunistischen Diktaturen in die USA eingewandert sind, fürchten alles, was mit linken politischen Strömungen in Verbindung gebracht wird. Für die Republikaner sind Cecilia Romero und ihre Mitstreiter eine willkommene Wählergruppe.

Was Cecilia Romero von den 37 Anklagepunkten gegen Donald Trump hält, dürfte dem Ex-Präsidenten gefallen. «Was hier passiert, ist wie in Kuba oder Nicaragua», sagt sie. In Nicaragua habe der amtierende Präsident seinen politischen Gegner auch ins Gefängnis gebracht. «Wir müssen Amerika befreien, das Land der Freiheit.» Solche Sätze sind an diesem Tag in Miami oft zu hören.

Joe Biden soll jetzt ein Diktator sein

Auch die Erzählung von Donald Trump und seinen zahlreichen Beratern gleicht der von Cecilia Romero. «Diese Anklage ist politische Verfolgung. So als käme sie direkt aus einer kommunistischen oder faschistischen Nation.» Das sind Trumps erste Worte, als er nach seinem Gerichtstermin in Miami wieder in seinem Golfklub in New Jersey angekommen ist. Das sei schlimmste Wahlbeeinflussung.

In Miami habe er Liebe auf den Strassen gesehen wie nie zuvor, sagt Trump. Unter den etwa 1'000 Menschen vor dem Gerichtsgebäude war auch Cecilia Romero. Sogar ein verfrühtes Geburtstagsständchen haben sie für den Ex-Präsidenten gesungen. Trump wird am Mittwoch 77 Jahre alt.

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Er arbeitet am Mythos als politischer Gefangener: Donald Trump.Bild: keystone

«Sie waren voller Liebe, weil sie wissen, was wir alle durchmachen», erklärt Trump weiter. Viele dieser Menschen kämen aus Kuba und Venezuela. Sie hätten gesehen, was in ihren Ländern geschehen ist. «Ich habe immer gesagt, wenn die Vereinigten Staaten so weitermachen, dann werden sie zu einem Venezuela auf Steroiden.» So beendet Trump seinen Kommunismus-Exkurs.

Er kennt seine neue, treue Wählerschaft, die in ihm und den Republikanern keine Rassisten sehen, sondern die Retter der Nation. Darum besucht er vor seinem Rückflug aus Miami auch noch das berühmte kubanische Café «Versailles». Dort beten die Gäste für ihn und singen noch einmal Happy Birthday.

Übernommen wird Trumps Erzählung aber nicht nur von vielen Wählern. Auch bei Fox News, also jenem Sender, der sich eben erst vom Scharfmacher Tucker Carlson getrennt hat, heisst es, Joe Biden und die Demokraten würden mit zahlreichen herbeigeführten Gerichtsverfahren ihren gefährlichsten politischen Gegner erledigen wollen.

Fox News überträgt während Trumps Rede für kurze Zeit auch eine Ansprache von Biden aus dem Weissen Haus. Darunter blendet der Sender die vorgefertigte Meinung für die eigenen Zuschauer ein: «Der Möchtegern-Diktator spricht im Weissen Haus, nachdem er seinen politischen Rivalen verhaften liess.»

Fox News: «Der Möchtegern-Diktator spricht im Weissen Haus, nachdem er seinen politischen Rivalen verhaften liess.»
Fox News: «Der Möchtegern-Diktator spricht im Weissen Haus, nachdem er seinen politischen Rivalen verhaften liess.»Bild: fox news

Karibischer Kommunismus

Während Donald Trump in Miami am Nachmittag im Gerichtssaal sitzt, tritt seine Sprecherin, die Anwältin Alina Habba, ebenfalls vor eine Kamera von Fox News. Geschickt baut sie sich direkt vor der jubelnden Menge aus Trump-Unterstützern auf. Die Kommunisten-Gegner sind ihre perfekte Kulisse. «Wir sind an einem Wendepunkt in der Geschichte unserer Nation», orakelt Habba, die damit Millionen Amerikaner erreicht.

«Die gezielte Verfolgung eines führenden politischen Gegners ist etwas, das man in Diktaturen wie Kuba und Venezuela sieht», sagt sie. Was Präsident Trump angetan werde, solle alle Bürger dieses Landes «in Angst und Schrecken versetzen». Denn dies seien nicht die Ideale, auf denen diese Demokratie gründen würde. Dann tritt Alina Habba zufrieden ab, reckt die Faust und kehrt zurück ins klimatisierte Gericht.

Alina Habba, lawyer for former President Donald Trump, speaks outside the Wilkie D. Ferguson Jr. U.S. Courthouse, Tuesday, June 13, 2023, in Miami. Trump is making a federal court appearance on dozens ...
Trumps Sprecherin Alina Habba: «Wie in Kuba oder Venezuela.»Bild: keystone

Draussen bleibt es bei mehr als 70 Prozent Luftfeuchtigkeit beständig 32 Grad heiss. Die Sonne sticht vom Himmel. In Miami sind nicht nur die Menschen viel stärker mit der Karibik und Mittelamerika verbunden als in Washington. Das Klima ist es auch. Den Demonstranten und Reportern rinnt das Wasser von den Gesichtern. Die immer wieder hitzigen Wortgefechte zwischen den zahlreichen Trump-Unterstützern und den wenigen Gegnern des Ex-Präsidenten werden nur noch erschöpft zur Kenntnis genommen.

Am Ende gibt es nur einen brisanten Zwischenfall. Einer der Trump-Gegner springt vor den SUV, in dem Trump aus der Tiefgarage des Gerichts gefahren wird. Bevor sich die Menge auf den Mann stürzen will, haben Sicherheitskräfte ihn überwältigt.

Sein Name: Domenic Santana. Auch er kommt ursprünglich aus Kuba. Die Trump-Fans beschimpfen ihn als «Kommunisten» und als «Schwuchtel».

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
14.06.2023 10:45registriert Februar 2020
Es stimmt schon, es ist ein bisschen wie in einer Bananenrepublik. Jedoch nicht so, wie es sich die MAGA Republikaner erträumen.

In einem gesunden Rechtsstaat wäre Trump nicht nur abgesetzt worden, sondern wegen etlichen Taten bereits lange hinter Gitter.
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Magnum
14.06.2023 10:46registriert Februar 2015
1. Das "Lock her up"-Gebrüll kam von den Trump-Fanscharen, von wegen "politische Gegner einsperren".
2. Der Angriff auf die Legislative, um die Zertifizierung der Wahl von Joe Biden zu verhindern, kam von den Trump-Fanscharen. Das war zugleich ein Angriff auf eine der Gewalten im Staat und auf die Verfassung.
3. Projektion ist rechtsaussen ein echtes Steckenpferdchen: Dem politischen Gegner wird permanent unterstellt, was man selbst im Schilde führt.
4. Die US-Demokraten decken einen Bereich von rechtsliberal bis linksliberal ab, sind aber ganz sicher nicht linksextrem.
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