Ortschaften, die an den Great Lakes in Nordamerika liegen, dürfen sich oft über Schnee freuen. Oder auch nicht, denn in ihrem Fall fällt der Schnee regelmässig meterhoch innert weniger Stunden, während einen Kilometer weiter weg nichts vom Schneesturm zu spüren ist. Der Schnee taucht so plötzlich und heftig auf, dass auch mal Autos auf den Autobahnen stecken bleiben.
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— WeatherNation (@WeatherNation) November 30, 2024
Drivers have found themselves stranded on I-90 overnight due to the EXTREME lake effect #snow that has brought impacts over the last 36 hours.
Some areas along The Great Lakes have already seen up to 2 FEET of snow, and it's not letting up yet.#NYwx pic.twitter.com/FKm4glUnsq
Möglich macht das der «Lake Snow Effect». Arktische Luft von Kanada zieht über die Great Lakes, fünf grosse, zusammenhängende Süsswasserseen im Nordosten der USA. Mit 245'000 Quadratkilometern bilden sie das flächenmässig grösste Süsswassersystem der Welt. Dazu gehören der Obere See, der Huronsee, der Michigansee, der Eriesee und der Ontariosee. Weil die Seen so gross sind, sind sie auch im Herbst und Winter noch vergleichsweise warm. Wenn die kalte Luft darüber wegzieht, steigt die Feuchtigkeit von den Seen in Form von Dunst auf. Die Wolken saugen sich voll. Erreicht die Luft Land, entladen sich die Wolken in heftigem Schneefall. Im Video siehst du, wie das Wasser von den Seen aufsteigt:
Die extremen Schneefallereignisse vorherzusagen ist schwierig. Das Great Lakes Environmental Research Laboratory (NOAA) schildert, dass die Wolkenbänder, die den Lake Effect Snow mitbringen, meist unter fünf Kilometer breit sind. Das mache es sehr schwierig, genau zu lokalisieren, wo die Schneemassen fallen werden. Die Forschenden kommen im Winter kaum an brauchbare Satellitenbilder, weil die Seen so stark bewölkt sind. Feldmessungen vor Ort seien im Winter oft unmöglich, da die Verhältnisse auf den Seen zu rau für die meisten Forschungsschiffe und -bojen seien.
Schneefetischisten kommen um die Great Lakes zur Zeit voll auf ihre Kosten. In manchen Orten im Norden von New York sind im aktuellen Lake Effect Schneesturm schon 1,65 Meter Schnee gefallen. Für Ortschaften in Michigan sind für die nächsten Stunden bis zu 20 Zentimeter Schneefall pro Stunde vorausgesagt.
Der Lake Effect Snow könnte theoretisch auch ein paar Schweizer Ufergemeinden weisse Weihnachten bescheren. Am häufigsten wird der Lake Effect am Genfersee und am Bodensee beobachtet. Da die Seen aber viel kleiner sind als die Great Lakes in den USA, ist der Effekt aber viel weniger ausgeprägt als dort. Die Regionen um den Genfersee sind je nach Wetterlage unterschiedlich betroffen: Das Lavaux im Waadtland und die Riviera können bei Westlage betroffen sein, Villeneuve und Chablis beispielsweise bei Nordwest- und Nordlagen.