Alle Jahre wieder schneit es, und eigentlich sollten die Menschen vorbereitet sein. Doch beim Rekordschneefall im Nordosten der USA können auch die Räumfahrzeuge nichts mehr anrichten. Die Bilanz: Mindestens sieben Tote, Verkehrskollaps und bergeweise Schnee.
Für ein paar waghalsige Amerikaner war der eisige Schneesturm im US-Bundesstaat New York erst einmal Anlass zum Surfen: Beispielsweise für jene Frau, die mit ihrem bunten Surfbrett durch den Neuschnee zum Erie-See stapfte und wacker zu den Wellen hinaus paddelte – bei Minusgraden und einer Windgeschwindigkeit von mehr als 50 Kilometern pro Stunde.
Doch dass so ein Schneesturm auch bitterernst und sogar lebensgefährlich werden kann, zeigten die Bilder und Schlagzeilen aus der Stadt Buffalo nahe der kanadischen Grenze. Mindestens fünf Menschen kamen dort ums Leben.
Allein drei von ihnen starben an einem Herzinfarkt, als sie die Schneemassen beiseite schippten, um nicht komplett eingeschneit zu werden. Ein 46-Jähriger wurde tot in seinem Auto gefunden, das unter einem weissen Berg verschwunden war. Auch in den Staaten New Hampshire und Michigan gab es je einen Toten.
Dass New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo für mehrere Regionen den Ausnahmezustand verhängte, wirkte angesichts der weissen Massen eher wie ein Hilferuf. Allein auf dem Interstate 90, einer der wichtigsten Autobahnen des Staates an der US-Ostküste, mussten bis zu 150 herrenlose Fahrzeuge aus den Schneebergen befreit werden.
Mit Schneemobilen und Geländewagen kämpften sich die Retter zu den Autos vor, um dort gestrandete Menschen zu versorgen. Bei bis zu 1,80 Meter hohem Schnee blieb nichts anderes übrig als abzuwarten.
Dies galt auch für die US-Indie-Band Interpol, deren Tourbus in der Nähe von Buffalo im Schneesturm feststeckte. Seit mehr als 40 Stunden harrten die Musiker dort bereits aus. Wann es für sie weiter auf Konzertreise gehen kann, blieb vorerst offen, wie es auf der Internetseite der Gruppe hiess.
Selbst wer sich mit Vorräten zu Hause verschanzt hatte und sich in Sicherheit wähnte, musste die weisse Winterwand fürchten. Südlich von Buffalo durchbrach der schwere Schnee eine Fensterscheibe, wie ein vom Nationalen Wetterdienst veröffentlichtes Foto zeigt.
Im Haus einer Familie zerschmetterte eine Dachlawine den gesamten Hintereingang, berichtete der Lokalsender WCVB. Eine dicke Schneeplatte rutschte ins Haus, riss die Tür aus den Angeln und den Türrahmen gleich mit.
Wer mutig, warm eingepackt und mit einer Schaufel ausgerüstet war, bahnte sich seinen Weg ins Freie. Der Lokalsender WGRZ zeigte das Foto eines so tief eingeschneiten Menschen, der einen Tunnel durch den Schnee schaufeln musste, um von seiner Auffahrt zur Garage zu kommen.
Auch Pennsylvania, Ohio, Michigan und Wisconsin waren betroffen, doch New York erwischte es mit Abstand am schlimmsten. Meteorologen zufolge soll der Schnee an den Great Lakes - den Grossen Seen - erst am Freitag nachlassen. (feb/sda/reu)