Obwohl in der US-Bankenkrise mit der First Republic Bank offenbar ein weiteres US-Geldhaus vor grossen Problemen steht, dämmte der Leitindex Dow Jones Industrial sein Minus letztlich auf 0.28 Prozent ein.
Er schloss bei 31'819.14 Punkten und damit fast 200 Punkte höher als das Tagestief. Der marktbreite S&P 500 schloss 0.15 Prozent tiefer bei 3855.76 Punkten. Zeitweise hatten beide Indizes sogar zugelegt. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es auch dank zweier Übernahmen in der Biotech-Branche um 0.79 Prozent auf 11'923.17 Zähler hoch.
Bei der First Republic Bank mussten die Aktionäre einen Kurssturz von weiteren 62 Prozent verkraften. Die Aktien der Grossbanken JPMorgan und Goldman Sachs hielten sich vergleichsweise gut, auch wenn sie mit Verlusten von 1.8 beziehungsweise 3.7 Prozent zu den schwächeren Werten im Dow gehörten.
Worum es beim US-Bankenproblem genau geht:
Für andere Bankentitel ging es deutlicher bergab: Bank of America, Citigroup und Wells Fargo büssten bis zu knapp siebeneinhalb Prozent ein, und die Anteilsscheine der Regionalbanken Western Alliance Bancorp und Pacwest Bancorp brachen um 47 und 21 Prozent ein.
Auch an der Schweizer Börse kam es am Montag im Handel zum grossen Ausverkauf. Die Aktien der ohnehin gebeutelten Credit Suisse sackten zeitweise um mehr als 15 Prozent ab und schlossen bei einem Minus von 9.6 Prozent. Nicht viel besser erging es der UBS, die 7.7 Prozent einbüsste. Auch die Papiere der Vermögensverwalter Julius Bär (-5.5%) und Partners Group (-2.8%) gaben stark nach.
Nach der Pleite der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital war die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB) – eine Tochter von SVB Financial – nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Zuletzt musste auch die Signature Bank ihre Pforten schliessen.
Am Wochenende hatten das US-Finanzministerium sowie die dortige Notenbank Fed und die Einlagensicherungsbehörde erklärt, dass Einlagen bei der SVB und der Signature Bank geschützt würden. Das Fed legte zudem ein neues Kreditprogramm zur Versorgung der Banken mit Liquidität auf. Am Montag betonte US-Präsident Joe Biden, dass die Amerikaner auf die Sicherheit des Bankensystems vertrauen könnten, und kündigte eine strengere Regulierung an.
Das Fed kündigte an, der stellvertretende Vorsitzende für Aufsicht, Michael Barr, werde die Aufsicht und Regulierung der Silicon Valley Bank nach deren Scheitern überprüfen. Seine Erkenntnisse sollen bis am 1. Mai veröffentlicht werden.
«Die Ereignisse rund um die Silicon Valley Bank erfordern eine gründliche, transparente und rasche Überprüfung durch die Federal Reserve», wird Fed-Chef Jerome Powell in der Mitteilung zitiert. Es sei wichtig, dass das Fed Demut zeige und sorgfältig und gründlich prüfe, wie es die Bank beaufsichtigt und reguliert habe und was es aus dieser Erfahrung lernen sollte, so Barr laut Mitteilung.
Neben den Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor gab es am Montag aber auch ein paar positiv aufgenommene Unternehmensnachrichten. So sprangen die Aktien des US-Biotechs Seagen um 14.5 Prozent auf 197.65 US-Dollar hoch, nachdem das Unternehmen sich mit dem Pharmakonzern Pfizer auf eine Übernahme geeinigt hatte. Pfizer bietet für den Krebsspezialisten 229 Dollar je Aktie in bar, was Seagen mit 43 Milliarden Dollar bewertet. Die Verwaltungsräte beider Konzerne hätten der Transaktion zugestimmt. Die Pfizer-Titel gewannen 1.2 Prozent.
Die Anteilsscheine von Provention Bio konnten mit 24.10 Dollar ihren Wert sogar mehr als verdreieinhalbfachen, nachdem der französische Pharmakonzern Sanofi ein 25 Milliarden Dollar schweres Angebot auf den Tisch gelegt hatte. Dieses bewertet Provention Bio mit 25 Dollar je Aktie.
Der Dollar verlor gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert. Der Schweizer Franken wurde einmal mehr seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht – er legte zum Dollar und zum Euro zu. (sda/awp/dpa)